Vor allem in den USA stehen aktuell mal wieder die von den dortigen Strafverfolgungsbehörden schon lange geforderten Hintertüren in Betriebssystemen und Geräten im Fokus. Aktueller Anlass ist dabei die Forderung des FBI, dass Apple die iPhones eines Amokschützen in Florida entsperren möge, um an die darauf lagernden Inhalte zum Zwecke der Beweissicherung zugreifen zu können. Allerdings gehen die meisten Experten davon aus, dass diese Forderung eher Populismus sei, da viele US-Behörden inzwischen über sündhaft teuere Tools verfügen, mit denen es möglich ist, ältere iPhones zu knacken und zumindest auf einen Teil der darauf lagernden Inhalte zuzugreifen. Ein aktueller Bericht der Kollegen von Fast Company wirft nun einen Blick hinter die Kulissen der New Yorker Polizei und zeigt, wie die Arbeit mit derlei Mitteln konkret aussieht.
So verügt der Staatsanwalt von Manhattan, Cy Vance Jr. über ein forensisches High-Tech Labor mit einem Wert von über 10 Millionen US-Dollar, welches speziell für das Knacken von iPhones eingerichtet wurde. Darin kommen absolute State-of-the-Art Hardware und ein Team von Spezialisten, die meisten Ex-Militärs zum Einsatz, um die Inhalte von den Geräten zu extrahieren. Der eingesetzte Supercomputer generiert 26 Millionen zufällige Passwörter pro Sekunde, mit denen im Brute-Force Verfahren versucht wird, die iPhones zu entsperren. Daneben finden sich noch ein Roboter, der Chips ohne den Einsatz von Hitze entfernen kann und verschiedene Tools mit deren Hilfe kaputte Geräte in einen wieder brauchbaren Zustand versetzt werden können. Die Räumlichkeiten sind zudem abgeschirmt, damit die Geräte nicht von außerhalb gelöscht werden können.

Staatsanwalt Vance gilt als einer der größten Kritiker von Apples Haltung in Sachen iPhone-Entsperrung und verlangt schon seit einiger Zeit Gesetze, die das Unternehmen dazu zwingen, Hintertüren in die Geräte einzubauen. Laut Vance sind 82% der Smartphones, die in seinem Labor landen gesperrt. Nur etwa die Hälfte davon könne man knacken. Neben hardwareseitigen Maßnahmen wie beispielsweise der Secure Enclave ergreift Apple auch mit jedem neuveröffentlichten iOS-Update weitere Schutzmaßnahmen für die Daten seiner Nutzer auf deren Geräten.
Apple hingegen argumentiert, dass man den Strafverfolgungsbehörden sehr wohl Daten zur Verfügung stellt, wie beispielsweise iCloud-Backups. Hierzu wurde erst gestern bekannt, dass man in Cupertino jüngst Pläne verworfen habe, auch diese Daten sicher Ende-zu-Ende zu verschlüsseln. Zwar lagern auch die iCloud-Backups verschlüsselt auf den Apple-Servern, können von Apple jedoch im Zweifel einer richterlichen Anordnung entschlüsselt werden. Vance argumentiert hingegen, dass sich Kriminelle über diesen Umstand durchaus im Klaren seien und demnach auch keine iCloud-Backups anlegen.
Der gesamte Artikel ist durchaus lesenswert und enthält zudem auch einige Fotos aus dem High-Tech Labor in Manhattan. Er kann bei den Kollegen von Fast Company eingesehen werden.
