Sind wir mal ehrlich, die Überraschung über die Erkenntnisse, die aus einem aktuellen Bericht der Associated Press hervorgehen, dürfte sich eigentlich einigermaßen in Grenzen halten. Allerdings hatte ich dies im Zusammenhang mit Facebook und Cambridge Analytics auch gedacht und dennoch war der Aufschrei groß. Sei es drum, die AP beruft sich in ihrem Bericht auf Wissenschaftler der Universität Princeton, die sich einmal verschiedene Google-Apps unter iOS und Android angeschaut und dabei festgestellt haben, dass diese auch dann die Geoposition des Nutzers mitschneiden und speichern, wenn dies in den Einstellungen eigentlich deaktiviert ist.
Die sogenannte "Location History" (zu Deutsch "Standortverlauf") ist eine Funktion in verschiedenen Google-Apps, die es dem Nutzer erlaubt, seine besuchten Orte anhand einer Timeline zurückzuverfolgen. Der Princeton-Wissenschaftler Gunnar Acar hat diese Funktion für seinen Account eigentlich deaktiviert, allerdings festgestellt, dass die Daten dennoch im Hintergrund mitgeschnitten werden. Der Gag dabei ist, dass Google dies sogar in seinen Richtlinien relativ offen, wenn auch ein Stück weit verklausuliert kommuniziert:
"There are a number of different ways that Google may use location to improve people's experience, including: Location History, Web and App Activity, and through device-level Location Services. We provide clear descriptions of these tools, and robust controls so people can turn them on or off, and delete their histories at any time."
Laut Google müssen Nutzer die standardmäßig aktivierte Funktion "Web- und App-Aktivitäten" deaktivieren, um zu verhindern, dass irgendwelche Ortungsdaten unter iOS und Android im eigenen Google-Account gespeichert werden. Lediglich die Ortungsdaten zu deaktivieren, reicht demzufolge nicht aus, auch wenn dies eigentlich aus Nutzersicht so sein sollte.
Die von Google mitgeschnittenen Geodaten lassen sich unter der URL myactivity.google.com einsehen. Laut dem Bericht der AP sind die Information jedoch in verschiedenen Bereichen mit unterschiedlichen Überschriften verstreut, die teilweise überhaupt nichts mit ortsbezogenen Daten zu tun haben. Grundsätzlich ist es richtig, dass Google auf seine Praktiken in den eigenen Richtlinien hinweist, den Nutzer allerdings mit verschiedenen Verklausulierungen und standardmäßig aktivierten Funktionen im dunklen lässt, was eigentlich im Hintergrund geschieht. Beispielsweise weist man beim Deaktivieren des "Standortverlauf" in den Google Account-Einstellungen mit einem Popup auf das auch weiterhin stattfindende Mitschneiden der Ortungsdaten hin. Ob der Nutzer dies aber beim Lesen der Worte "Einige Standortdaten werden möglicherweise im Rahmen Ihrer Aktivitäten in anderen Google-Diensten wie der Google-Suche und Maps gespeichert." tatsächlich erkennt, was passiert, sei mal dahingestellt.

Deaktiviert man "Standortverlauf" auf dem iPhone in den Einstellungen der Google-Apps, heißt es "None of your Google apps will be able to store location data in Location History." Laut AP-Bericht ist auch dies allerdings irreführend. Zwar ist es richtig, dass diese Daten nicht in der "Standortverlauf" gespeichert werden, dafür allerdings unter "My Activity", wo sie unter anderem zum Ausliefern personalisierter Werbung verwendet wird.