Warum die New York Times und die Washington Post nicht an Apple News+ teilnehmen
Unter dem Namen Apple News+ hat Apple vor etwas über einer Woche sein lange erwartetes Zeitungs- und Zeitschriften-Abo vorgestellt, über das der Nutzer an einem zentralen Ort Zugriff auf jede Menge Magazine und auch einige Tageszeitungen erhält. Bereits im Vorfeld war durchgesickert, dass mit der New York Times und der Washingon Post jedoch zwei namhafte Publikationen nicht an Apple News+ teilnehmen würden. Ein aktueller Bericht von Vanity Fair wirft nun noch einmal einen ausführlichen Blick auf Apples Versuche, die beiden Zeitungen umzustimmen und die Gründe, warum dies letztlich doch nicht gelang.
An vorderster Front kämpfte iTunes-Chef Eddy Cue um die Gunst der New York Times und der Washington Post und versuchte dabei offenbar einen erheblichen Druck auf die beiden Zeitungen aufzubauen. Zudem versprach man ihnen eine erhebliche Steigerung der Leserzahlen. Cue ging offenbar über Monate hinweg bei den beiden Objekten der Begierde ein und aus und wiederholte mehrfach das Versprechen, sie zu den meistgelesenen Zeitungen der Welt zu machen.
Einer der Hauptgründe, warum der erfolgsverwöhnte iTunes-Chef am Ende dennoch auf taube Ohren stieß dürfte sein, dass beide Zeitungen über ein extrem erfolgreiches eigenes Online-Abonnement verfügen, mit dem man deutlich mehr monatliche Zahlungen einnimmt, als dies mutmaßlich über Apple News+ der Fall wäre. Ein Monatsabo bei der New York Times kostet beispielsweise 15,- US-Dollar, eines bei der Washington Post 10,- Dollar. Bei Apple hätten beide Zeitungen ihre Inhalte hingegen gemeinsam mit den anderen Veröffentlichungen für 9,99 Dollar anbieten und sich die Einnahmen dann mit Apple und den restlichen Verlagen teilen müssen. Zudem hätten die bisherigen Abonnenten keinen Grund mehr gehabt, ihre Einzel-Abos bei den beiden Zeitungen zu behalten, wenn sie dieses günstiger oder gleich teuer bekommen könnten und dabei noch Zugriff auf weitere Magazine und Zeitungen erhielten. Auch Apples riesige Nutzerbasis konnte die beiden Zeitungen letztlich nicht überzeugen. Zudem setzt beispielsweise die New York Times auf eine direkte Beziehung zu ihren Lesern, wie COO Meredith Kopit Levin erklärt:
"We've been pretty deliberate about saying that the best place you can experience journalism is through a relationship with a news provider. So far for us, that has meant a direct relationship with users. The more we have a relationship with users, the better we think our business will be, and the better the experience that we can provide to them."
Im Gegensatz zur New York Times und zur Washington Post nimmt das Wall Street Journal an Apple News+ teil. Laut Vanity Fair habe diese Publikation auch deutlich weniger zu verlieren, da die meisten Abonnenten des WSJ Unternehmens-Accounts seien und man diese Einnahmen auch weiter auf diesem Wege erhalten würde.
Apple News+ ist gemeinsam mit der Freigabe von iOS 12.2 in den USA und Kanada gestartet. Australien und europäische Länder sollen im laufenden Jahr, beginnend mit Großbritannien folgen. Der erste Monat ist kostenlos, anschließend kostet Apple News+ pro Monat 9,99 US-Dollar. Dabei ist auch Family Sharing ohne Extrakosten enthalten. Apple gibt seine aktuellen Quartalszahlen am 30. April bekannt. Ob dann auch schon Erkenntnisse aus den ersten sechs Tagen Apple News+ verkündet werden, muss freilich noch abgewartet werden.