Wenn Apples Zeitschriften- und Zeitungs-Abo am kommenden Montag an den Start gehen wird, wird mit der renommierten New York Times eine der größten und wichtigsten Zeitungen der USA in dem Angebot fehlen. Dies hatte man in den vergangenen Tagen bereits medienwirksam kundgetan. Nun legt der CEO der Zeitung, Mark Thompson noch einmal nach und erklärt anhand von zwei Gründen nicht nur, warum, seine eigene Zeitung einem Deal mit Apple nicht zugestimmt hat, sondern auch warum auch andere Zeitungen diesem Beispiel folgen sollten.
Gegenüber Reuters nennt Thompson die Einbußen bei den digitalen Abo-Umsätzen als ersten Grund. Diese würden zumindest im Falle seiner Zeitung deutlich gegenüber dem vom eigenen Hause aus angebotenen Abo sinken. Thompson ist sich sicher, dass dies auch bei den restlichen der Top-Zeitungen der USA der Fall sein dürfte. Bei der NYT kostet das Monatsabo derzeit 15,- US-Dollar, womit man im vergangenen Jahr 700 Millionen Dollar Umsatz generiert habe. Apple hingegen möchte sein Rundum-Sorglos-Abo, bestehend aus sämtlichen teilnehmenden Publikationen für (aller Voraussicht nach) nur 9,99 Dollar anbieten, von dem erzielten Umsatz die Hälfte selbst behalten und die restlichen 50% je nach Zugriffszahlen auf die an "Apple News Magazines" teilnehmenden Zeitungen und Zeitschriften aufteilen. Eine Rechnung, die bei der NYT nachvollziehbarerweise nicht aufgeht.
Eine noch größere Gefahr sieht Thompson allerdings in der Macht, die man Apple mit der Verwaltung der Abos überträgt. Aus Sicht des NYT-CEOs ginge damit die Gefahr einher, dass die Verlage die Kontrolle über ihr eigenes Produkt verlören. Innerhalb des Apple-Abos würden die herausragenden Inhalte bestimmter Zeitungen mit denen von nicht so hochwertigen Veröffentlichungen vermischt werden, was ihre Qualität wiederum abwerten könnte. Als Beispiel nennt Thompson dabei Netflix, wo sich verschiedene Sender und Rechteinhaber gegen entsprechende Zahlungen bereiterklärt hatten, ihre Inhalte zur Verfügung zu stehen, was es dem Streaming-Dienstleister wiederum ermöglicht habe, eine riesige Nutzerbasis aufzubauen. Diese nutzt Netflix nun für seine eigenen, oftmals hochgelobten Exklusivinhalte und reduziert gleichzeitig die Zahlungen an die externen Partner.
"Even if Netflix offered you quite a lot of money. [...] Does it really make sense to help Netflix build a gigantic base of subscribers to the point where they could actually spend $9 billion a year making their own content and will pay me less and less for my library?"
Ein ähnliches Problem sieht Thompson durch den Apple-Dienst auf die Zeitungs- und Zeitschriftenindustrie zukommen. Apple News Magazines könnte früher oder später zum Synonym für den Zeitungskonsum werden, was Apple in eine nicht mehr umzukehrende Machtposition versetze und sogar dazu führen könnte, dass Apple früher oder später seine eigenen Inhalte schreibt und über das Abo verteilt.
Die New York Times hat sich also (ebenso wie die Washington Post) gegen die Teilnahme an dem Angebot aus Cupertino entschieden. Eine Maßnahme, die in Anbetracht der oben aufgeführten Gründe absolut nachzuvollziehen ist, wenngleich die Auswirkungen für den iPhone- und iPad-Nutzer eher negativ sind. Ob den beiden Publikationen dies noch einmal auf die Füße fallen wird (wie beispielsweise die Nicht-Teilnahme der hiesigen Sparkassen an Apple Pay), muss freilich abgewartet werden. Bei der New York Times jedenfalls brummt der Laden. Die Einnahmen aus den digitalen Abos hat man direkt in die eigene Redaktion fließen lassen. Dort arbeiten aktuell mit 1.550 Stück mehr Journalisten als jemals zuvor.