Und immer dann wenn man denkt, noch dusseliger kann sich Facebook nicht anstellen, ziehen die so ein Ding durch. Erst kürzlich wurde eine Datenpanne bekannt, durch die als privat markierte Fotos von Nutzern für Entwickler von Drittanbieter-Apps einsehbar waren, da kommt schon der nächste Datenhammer. So berichtet die New York Times von verschiedenen Praktiken, mit denen Facebook Nutzerdaten abgegriffen und diese in großem Umfang mit verschiedenen Unternehmen aus der Technologie-Branche, unter anderem Apple, Spotify, Microsoft, Netflix und über 150 weiteren Firmen und Banken zur Verfügung gestellt habe. Das wirklich Perfide daran ist, dass dies auch dann geschah, wenn der Nutzer dies in seinen Privatsphäre-Einstellungen ausdrücklich untersagt hatte.
Im Zentrum steht dabei vor allem das Mitschneiden und Auswerten von Ortsinformationen, von dem der Nutzer nichts mitbekommt. So ist der Zugriff auf den GPS-Chip im iPhone zwar nur mit der ausdrücklichen Genehmigung des Nutzers möglich, doch auch wenn diese nicht vorliegt, ist Facebook ziemlich genau in der Lage, den Aufenthaltsort eines Nutzers zu ermitteln. Hierzu kommt eine Auswertung verschiedener Informationen, unter anderem der aktuellen IP-Adresse oder auch von verbunden und in der Nähe befindlichen WLANs zum Einsatz. Diese Informationen werden anschließend von Facebook genutzt, um dem Nutzer ortsbezogene Werbung zu präsentieren.
Unter anderem wirft der Bericht auch auf Apple kein gutes Licht. So soll es eine Vereinbarung zwischen den beiden Konzernen gegeben haben, dass Kontakt- und Kalenderinformationen aus Facebook an iOS übergeben werden, ohne dass der Nutzer hierüber informiert wurde. Apple gibt sich in einem ersten Statment unwissend und bestreitet (wie auch diverse andere namhafte Unternehmen) jegliche Kenntnis von solchen Zugriffsrechten. Auch Facebook selbst hat sich zu den Vorwürfen inzwischen in einem umfassenden Statement geäußert und bemüht sich den Schaden in Grenzen zu halten. So sei man der Meinung, stets ausführlich über die eigenen Tätigkeiten und den Umgang mit den Daten informiert und die entsprechenden Funktionen inzwischen deaktiviert zu haben.
Und dennoch ist es nach wie vor spannend, wie viele Nutzer dem sozialen Netzwerk trotz aller Negativmeldungen die Treue halten. Es ist eben wie so häufig in der schönen neuen Technologie-Welt. Sobald der Komfort und die Nützlichkeit der Funktionen überwiegen, ist man auch gerne bereit, alles mögliche von sich preiszugeben. Vielleicht ist man nach den ganzen Hiobsbotschaften inzwischen aber auch einfach schon empörungsmüde.