In iOS gepatchter SSL-Bug besteht auch unter OS X - Wusste die NSA Bescheid? [UPDATE]
Als Apple vergangene Woche einigermaßen überraschend iOS 7.0.6 veröffentlichte und dabei in den Releasenotes angab, mit der Aktualisierung "ein Problem beim Überprüfen der SSL-Verbindung" zu beheben, war man zunächst von einer einfachen Sicherheitsaktualisierung ausgegangen. Inzwischen schlägt das Thema aber um einiges höhere Wellen. So hat Apple gegenüber Reuters inzwischen erklärt, dass von demselben Problem auch OS X in seiner aktuellen Version betroffen sei: "We are aware of this issue and already have a software fix that will be released very soon." In Anbetracht der Tatsache, dass sich OS X 10.9.2 bereits seit einiger Zeit in der Betaphase befindet, darf damit wohl getrost von einer Veröffentlichung in der kommenden Woche ausgegangen werden. Das Problem betrifft lediglich Safari. Nutzt man einen anderen Browser, wie beispielsweise Firefox, ist man auf der sicheren Seite. Um zu überprüfen, ob man selbst betroffen ist, kann man die Webseite gotofail.com in Safari unter OS X aufrufen und bekommt entsprechende Auskunft. Ich rate allerdings von der Installation irgendwelcher nicht von Apple bereitgesteller Patches ab und empfehle stattdessen bis zur Behebung des Problems die Benutzung eines alternativen Browsers.
UPDATE: Inzwischen hat sich herausgestellt, dass nicht nur Safari von dem TLS/SSL-Bug betroffen ist, sondern auch andere Apps, die unter OS X verschlüsselte Verbindungen aufbauen. So z.B. iMessage, FaceTime, Twitter, Calendar, Keynote, Mail, iBooks, Software Update und weitere Anwendungen. Es wird also Zeit, dass Apple das Problem möglichst kurzfristig behebt.
Und auch an anderer Stelle sind interessante Details zu dem TLS/SSL-Problem aufgetaucht, die in engem Zusammenhang mit den Enthüllungen von Edward Snowden und der NSA stehen. So schreibt Jeffrey Grossman auf Twitter: "I have confirmed that the SSL vulnerability was introduced in iOS
6.0. It is not present in 5.1.1 and is in 6.0." Interessanterweise wurde iOS 6.0 Ende September 2012 veröffentlicht. Snowdens Dokumenten zufolge wurde Apple dann im Oktober 2012 in das PRISM-Programm der NSA "aufgenommen". Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Bevor nun aber wieder die Verschwörungstheoretiker dieser Welt darin eine Kooperation zwischen Apple und der NSA sehen, sei angemerkt, dass dies noch nichts beweist. Auf ImperialViolet wird der Fehler in Apples Quellcode sehr anschaulich dargestellt. Es geht letzten Endes um eine doppelt vorkommende Zeile mit dem Inhalt "goto fail;",
die aus verschiedenen Gründen an die betroffene Stelle gelangt sein kann. Sicher könnte die NSA einen Programmierer dazu angeheuert haben. Auf der anderen Seite kann es sich aber auch nur um einen blöden Copy&Paste-Fehler handeln, dessen Vorhandensein die NSA entdeckt und in PRISM ausgenutzt hat.
John Gruber sieht auf Daring Fireball 5 Möglichkeiten, wie die NSA-Enthüllungen und der TLS-/SSL-Bug zusammenhängen könnten:
- Die NSA wusste nichts von dem Problem und ist nicht beteiligt.
- Die NSA wusste von dem Bug hat ihn aber nicht ausgenutzt.
- Die NSA wusste von dem Bug und hat ihn ausgenutzt.
- Die NSA hat den Bug veranlasst um ihn anschließend auszunutzen.
- Apple arbeitet mit der NSA zusammen und hat den Bug dort platziert.
Gruber geht von der dritten Variante aus und sieht Apple nicht in einer Mittäterschaft. Ganz so also, wie man es in Cupertino auch immer betont. Was und wem man dabei glauben schenkt, bleibt jedem selbst überlassen. Für mich persönlich gilt die Unschuldsvermutung so lange, bis etwas anderes bewiesen ist, weswegen ich mich John Grubers Meinung anschließe.
Kommentare
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Fexxel am :
Johannes am :
Es lädt Schadsoftware auf deinen Rechner, um dich in Zukunft besser ausspionieren zu können…
:)
Das Problem für mich ist nicht die momentane Sicherheitslücke, sondern dass man Software generell einfach nicht mehr trauen kann und vor allem auch nicht weiß, was da noch so alles auf uns zukommt.
GustavG am :
Software wie irgendwelche Mikroprozessoren stecken überall drin und sind hochkomplex geworden.
Das ist echt übel, dass staatliche Stellen das zum Nachteil derer, von denen sie gewählt (!) worden sind, ausnutzen.
Vermont am :
Leon am :
Norman am :
Flakron am :
Franky am :
Stefan am :
WePe am :
Alex am :
Schon bei der Einführung des iPhones hat Jobs gesagt,das auf den iPhone im wesentlichen ein normales MacOS X läuft.
Dold Boris am :
Kakadu am :
StanMarsh am :
Anonym am :
- eigentlich sollten die Tage von goto Code längst der Vergangenheit angehören
- if statements mit implizitem scope gelten nicht ohne Grund als schlechter Stil
- solch wichtige Funktionalität nicht durch dementsprechende (Unit)Tests abzudecken ist bestenfalls grob fahrlässig
Auch wenn ich sonst Apple gerne mal eher zu positiv bewerte, die Nummer ist extrem peinlich
Unilife am :
Unilife am :
Übrigens Danke für den Testsite Link!
Unilife am :
Micha am :
plastikbomber am :
(Quelle: http://www.macwelt.de/news/Reitzes-Apple-ist-das-neue-Microsoft-8540022.html)
Diese Entwicklung zeigt sich leider auch bei den Mängeln und Sicherheitslücken.
FloJobs am :