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Kommentar: BILD sperrt iPad-Nutzer aus

Der Begriff "Netzneutralität" wurde zu einem der IT-Buzzwörter im Jahr 2010. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als die Idee, Datenpakete aus dem Internet von den Providern unverändert und gleichberechtigt an alle Kunden übertragen werden sollten, und zwar unabhängig davon, woher diese stammen oder welchen Inhalt sie haben haben. Mit dem heutigen Tag möchte ich einen neuen Begriff prägen, nämlich den Begriff der "Geräteneutralität". Dabei sollten sämtliche Online-Inhalte für jedermann verfügbar sein und zwar unabhängig davon, ob er mit einem PC, einem Smartphone oder einem Tabletauf diese zugreift. Wer mit seinem iPad in den Morgenstunden versucht hat, seine tägliche Dosis BILD-Zeitung zu konsumieren, wird statt der gewohnten Titelseite von einer iPad-spezifischen Seite (http://bildgehtapp.bild.de) begrüßt, die den Betrachter auf die kostenpflichtige BILD HD App (€ 0,79 im AppStore) verweist. Die Seite überprüft also den Browser-Agent, der auf sie zugreift und schaltet bei Bedarf eine automatische Weiterleitung. Mit dem Standard-Safari-Browser des iPad lässt sich damit das ganz normale Online-Angebot der größten deutschen Tageszeitung nicht mehr nutzen. Nutzt man hingegen einen alternativen Browser aus dem AppStore wie z.B. iCab Mobile (Universal, € 1,59 im AppStore), bei dem sich der Browser-Agent umstellen lässt, kann man ohne Einschränkungen auf die BILD.de-Seiten zugreifen.

Bei dieser Vorgehensweise von einer Diskreminierung zu sprechen ist beinahe schon untertrieben, die Idee der Axel Springer AG aber keinesfalls neu. Bereits vor ziemlich genau einem Jahr kündigte ihr Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner an, die "Kostenlos-Kultur" im Internet bekämpfen zu wollen. Damals standen (vermutlich mangels eines existrierenden iPads) die iPhone-User im Fokus seiner Attacke. Mit der Veröffentlichung der eigenen BILD-App (€ 0,79 im AppStore) sollte der Zugriff auf die iPhone-optimierten mobilen Webseiten der BILD-Zeitung gesperrt werden, was einen Sturm der Entrüstung unter den Usern auslöste und schließlich dazu führte, dass der Zugang (bis einschließlich heute) doch nicht gesperrt wurde. Im Falle des iPad verhält es sich nun anders.

Zugegeben, der Anschaffungspreis in Höhe von € 0,79 für die BILD HD-App wird nur einmalig fällig. Jedenfalls zum derzeitigen Zeitpunkt sind keine weiteren Ausgaben per In-App Purchase nötig, um über die App auf die "speziell aufbereiteten" Inhalte zuzugreifen. Dennoch fühle ich mich als mündiger und erwachsener Mensch meiner Wahlfreiheit beraubt, ob ich nun kostenlos die nicht-speziell aufbereiteten Inhalte der normalen Webseite auf dem iPad betrachten möchte, oderdie speziell für das iPad aufbereiteten Inhalte über die kostenpflichtige App.

Lieber Herr Döpfner, lieber Axel Springer Verlag, liebe BILD-Zeitung! Das Internet sollte ein für jedermann frei zugängliches Medium zur Informationsbeschaffung sein. Hieran sollte auch Ihr Verlag und Ihre Zeitung ein Interesse besitzen. Sie haben sich dazu entschieden, die Inhalte der BILD-Zeitung im Internet zu veröffentlichen, also stehen Sie auch dazu! In welcher Form und von welcher Plattform aus die Leser diese Inhalte konsumieren sollte einzig und allein ihrer Entscheidung unterliegen. Eine Geräteklassifizierung für Online-Inhalte vorzunehmen ist ebenso unfair wie ignorant. Eine wie von Ihnen vorgenommene Bevormundung der Leser kann und sollte nicht im Sinne der auflagenstärksten deutschen Zeitung sein.

Mein abschließendes Fazit: Bevor ich die € 0,79 für die BILD HD-App ausgebe, zahle ich lieber das Doppelte für iCab Mobile, nutze darüber die "normale" BILD.de-Seite und fühle mich dabei gut, weil ich bei diesem erbärmlichen Vorgehen des Springer-Verlags nicht mitmache. Die Wahlfreiheit wie er auf die Inhalte zugreifen möchte, sollte einzig und allein beim User liegen. Das gilt sowohl für das Konsumieren am PC, auf dem Smartphone oder auf einem Tablet. In diesem Sinne plädiere ich für eine uneingeschränkte Geräteneutralität für Online-Inhalte.

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Kommentare

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Ton am :

Mal ganz ehrlich:
Bild lesen ist schon peinlich, wer dafür bezahlt, ist noch peinlicher ;-)

Sammy am :

Ist doch toll, dass die Bild sich selber beschränkt.
Hoffe nur es macht nicht Schule.

marcel am :

Hallo,
ich empfehle die App Terra, die ist kostenlos und kann sich ebenfalls als anderer Browser ausgeben.

Allerdings lese ich keine Bild. Nur grosse Schlagzeilen und sonst nichts.

Sven kluegl am :

Wenn ich morgens zu Bäcker gehe siehe ich 50% der Titelseite von der Bild! Das langt mir für den ganzen

Flo, du schreibst "mündiger Bürger" - mündige Bürger sollten so eine Zeitung einfach nicht lesen!

Flo am :

Falsch! Ein mündiger Bürger sollte frei entscheiden können, ob er die BILD liest, oder nicht...

Sinjam am :

Wenn man sich die Seite genau anschaut die der Axel Springer Verlag uns iPad Nutzern anbietet sieht man das nur die erste Woche in den 79ct inklusive ist. Danach kostet es 79ct pro Ausgabe bzw. Teures Monatsabo....

Was für ein Mist!

Bullenstark am :

Wer benötigt denn eine Bildzeitung wenn es eh informativere und seriösere Onlinezeitungen gibt?

Devil am :

Hab spontan die 0,79 € ausgegeben ..... Aber als Spende für Flo, mach weiter so!

Tobias am :

Danke fuer den Hinweis bis dato lese ich sie jeden Tag auf dem iPad.

Marvin am :

...ja ja, was soll man dazu noch sagen!
eins steht fest es sind richtige pisser.

Ben am :

Es sollte wohl jeder selbst entscheiden können ob er die Bild liest oder nicht. Das is hier ja auch nicht das thema!

Naja so wie Apple apps verbietet die utube vids speichern um Mehreinnahmen über iTunes zu machen so versucht nun auch der Axel an sein Geld zu kommen...
Das is der Lauf der Dinge, daran können wir uns schonmal gewöhnen. Wen es eine kostenfreie und eine kostenlose Lösung gibt wird wohl immer die kostenfreie zuerst weichen.

Karim am :

Wer Bild kauft muss mit Unbill rechnen. Bild ist auch keine Tageszeitung, sondern ein Boulevardblatt. Da greife ich in App und Papier lieber zu einer wirklichen Tageszeitung und habe das Vergnügen gute journalistische Inhalte mit meinem Obulus zu unterstützen.

Foat am :

Mit jailbreak und dem "user agent faker" kann man die Umleitung auch umgehen, funzt auch mit dem iPhone um mobilversionen der Seiten zu umgehen!

Armin am :

Also ich werde nicht trauern, dass ich die Bild-Seite nicht mehr vom iPad aus sehen könnte. Aber das wird wohl erst der Anfang sein - zumindest was den Springer-Verlag angeht.

Ich werde aber mit Sicherheit auch keinen Cent für eine Bild-App ausgeben - und wenn das von jetzt ab auch alle Anderen nicht mehr machen würden, wird der Herr Döpfner wohl noch umdenken müssen.


Flo, du solltest ein wenig auf Deine Formulierung achten, die ist zumindest auch falsch interpretierbar:
"Lieber Herr Döpfner, ... sollte einzig und allein ihrer Entscheidung unterliegen."

So wolltest Du das bestimmt nicht sagen, oder?

Flo am :

Doch, genau so. Der feine Unterschied liegt zwischen "Ihnen" und "ihnen". Aber ich gebe zu, dass der eine oder andere das missverstehen könnte...

DeepVolt am :

'ein Bevormundung der Leser [...] nicht im Sinne der [...] Zeitung'

Ich liege gerade auf dem Boden vor Lachen... du hast aber schon verstanden das 'Bild dir deine Meinung' eher 'Wir geben dir deine Meinung vor' heißen sollte?
Eine Bevormundung findet nahezu immer statt... es ist also ganz im Sinne des (leider) größten deutschen Boulevardblattes...

Auch einseitiger Journalismus ist eine Bevormundung!

Kritischer, hochwertiger Journalismus ist schützenswert und daher der Geräteneutralität vorzuziehen!
Surft auf Bildblog.de für die tägliche Dosis Bild und auf z.B. auf Zeit.de (soll auf dem iPad sehr gut sein) für den kritischen Journalismus...

Rotmichel am :

BILD - örksss...

Aber wie auch immer. Wer den Atomic Web Browser nutzt, kann einstellen, dass er sich als anderer Browser ausgibt.
Somit ist das iPad nicht mehr als solches zu identifizieren.

Gruß - Rotmichel

Jendrik am :

Bild lesen zeugt von geringer Intelligenz. Lest lieber mal www.bildblog.de Dort steht, was wirklich Sache ist und wie die Medien es verfälschen.

Mathias am :

Im appstore gibt es den kostenlosen terra webbrowser, bei dem sich der browseragent ebenfalls umstellen lässt.

Jan am :

Bild und Apple; Zwei Welten treffen aufeinander.
Steve Jobs hat anscheinend keine Ahnung was Bild eigentlich ist, sonst würde er Bild aus dem App-Store verbannen.
Ich kenne keinen Apple-User der Bild liest, es gibt wahrlich noch genügend seriöse Zeitungen die ich lesen kann, also Bild go home!

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