Kommentar: Microsoft Office für iPad
Donnerstagabend hat Microsoft mit Word, Excel und PowerPoint für iPad (allesamt kostenlos im AppStore) die drei beliebtesten Anwendungen aus seiner Office Suite in den AppStore gebracht. Viele Beobachter sind der Meinung, dass dieser Schritt mehr als überfällig, wenn nicht gar zu spät war. Fakt ist, dass Microsoft (mal wieder) einen Trend verschlafen hat. Dies ging dem Windows-Macher bereits beim Thema Internet so und wiederholt sich nun beim Thema Mobile. Fakt ist aber auch, dass Microsoft genügend Power hat, um verlorenes Terrain wieder aufzuholen. Insofern ist die Veröffentlichung der drei Apps absolut zu begrüßen, zumal sie von der Umsetzung her absolut gelungen sind. Einziges zunächst festzustellendes Manko ist die fehlende (weil vergessene?) AirPrint-Funktionalität, über die sich die Internetgemeinde bereits das Mail zerreißt. Laut PCWorld wird diese jedoch demnächst per Update nachgereicht. Hiervon abgesehen bekommt man jedoch äußerst funktionale und gut zu bedienende Apps. Und dies schlägt sich auch im AppStore nieder. Die drei Apps belegen in der Reihenfolge Word, Excel, PowerPoint die ersten drei Plätze der kostenlosen Apps im iPad AppStore, wenngleich bei einer durchschnittlichen Bewertung von drei Sternen sicherlich Luft nach oben ist.
Die negativen Bewertungen beruhen zum größten Teil auf dem Geschäftsmodell, welches ein Betrachten der Inhalte grundsätzlich gestattet, für die Bearbeitungsfunktionen jedoch ein Office-365-Abo erfordert. Dieses kann entweder für eine Jahresgebühr von € 99,- oder testweise für monatlich € 10,- im Microsoft Online Store erworben werden. Das Jahresabo kann man zum selben Preis auch direkt aus der App heraus abschließen. In diesem Fall erhält Apple seine obligatorischen 30% des Kaufpreises, wie re/code in Erfahrung bringen konnte. Diese für Viele neue Abo-Preispolitik ist nicht unbedingt jedermanns Sache, wie ich auch aus den Kommentaren zu meinem Artikel zur Veröffentlichung der Apps herauslesen konnte. Dies ist allerdings oftmals zu kurz gedacht.
Der Abschluss des Abonnements beinhaltet natürlich nicht nur die Nutzung der Office-Apps auf dem iPad. Stattdessen bekommt man hierfür eine Lizenz für die Office-Anwendungen "Word, Excel, PowerPoint und Outlook, OneDrive Cloud-Speicher sowie Skype PC-zu-Telefon-Anrufe weltweit für 5 PCs oder Macs sowie 5 iPads oder Windows-Tablets". Ein Argument, was meiner Meinung nach deutlich zu kurz kommt. Schaut man einmal bei Amazon vorbei, wird man feststellen, dass dort das aktuelle "Microsoft Office Mac Home and Student 2011" bereits € 95,- kostet. Selbstverständlich "besitzt" man die Software in diesem Fall quasi für immer, bekommt dafür dann aber auch nur Word, Excel und PowerPoint. Und das auch nur zur Nutzung auf einem Gerät, im Vergleich zu den oben angesprochenen "5 PCs oder Macs sowie 5 iPads oder Windows-Tablets". Reicht einem dies aus, ist man damit sicherlich besser bedient. Keine Frage, Microsofts Ansatz ist neu und nicht jedermanns Sache. Davon aber darauf zu schließen, dass die veranschlagten € 99,- (bzw. 12x € 10,- bei monatlicher Kündbarkeit) für das Office-365-Abo Wucher seien, ist dann doch ein wenig zu kurz gegriffen. Übrigens ist man derzeit schlecht beraten, das Jahresabo direkt bei Microsoft zu kaufen. Stattdessen sollte man mal bei Amazon vorbeischauen, wo man Microsoft Office 365 Home Premium
derzeit für € 62,99 erhält.
Abschließend nochmal zusammengefasst, da es offenbar nicht jedem klar ist: Man bekommt für das Abo nicht nur die Bearbeitungsfunktion der drei iPad-Apps, sondern auch die
Office-Versionen für Mac und Windows, die dann ein Jahr lang auf 5 PCs oder Macs und 5 iPads oder Windows-Tablets genutzt werden können.
Und der Preis scheint auch nicht jeden abzuschrecken, stehen Word für iPad und Excel für iPad doch bereits in den Top 10 der umsatzstärksten Apps. Dieser Umsatz generiert sich bei einer kostenlosen App logischerweise aus den In-App Purchases und hierbei handelt es sich in diesem Fall eben um die Office-365-Abos. Ich würde sogar mal behaupten, dass eine der beiden Apps gar an der Spitze stehen würde, würden sie sich nicht gegenseitig Käufer "wegnehmen". Schließlich verkaufen sie beide dasselbe Produkt. Hat man das Abo also in einer der Apps freigeschaltet, gilt dies automatisch auch für die beiden anderen Apps.
Diejenigen die sich für den Kauf eines Abos entschieden haben, wird von den drei Apps positiv überrascht sein. Microsoft hat nicht einfach nur die Computer-Anwendungen genommen und diese auf das iPad portiert, sondern sich spürbar Mühe gegeben, sie so zu gestalten, dass man sich als iPad-User sofort heimisch fühlt. Dies führte im übrigen laut Microsoft CEO Satya Nadella auch dazu, dass es so lange gedauert hat, Office auf das iPad zu bringen. Man wollte nicht einfach nur Word für Windows portieren, sondern von Anfang an alles komplett richtig machen. Und das ist auch gänzlich gelungen.
Dabei will man ganz offensichtlich überhaupt nicht in Konkurrenz zu den Computer-Pendants treten. Und das ist auch gut so. Zumindest in meinem Fall ist es nach wie vor so, dass ich das iPad hauptsächlich zum Konsumieren von Inhalten verwende. Wohlgemerkt hauptsächlich. Für den Rest nutze ich nur einige wenige Apps. Die drei Office-Apps gehören jedoch künftig dazu. Der Grund hierfür besteht darin, dass sie von der Umsetzung her einfach genau darauf ausgerichtet sind. Man bekommt exakt die Funktionen, die man auf einem Tablet (unterwegs) nutzen würde. Von der Bedienung her gefallen sie mir dabei deutlich besser als Apples iWork-Apps, die viele Funktionen in Menüs verstecken. Die Office-Apps hingegen setzen auf den Ribbon-Ansatz der Computer-Versionen und fahren damit auf dem iPad aus meiner Sicht genau richtig. Alle Funktionen finden sich schnell und intuitiv. Etwas, was ich bei den iWork-Apps nicht immer behaupten kann. Dafür stechen letztere Office für das iPad in Sachen Performance aus - allerdings auf aktueller Hardware auch nur marginal.
Das eine oder andere hat man sich dann auch bei Apple abgeschaut. So bietet PowerPoint ebenso wie Keynote auf dem iPad einen virtuellen Laserpointer, der erscheint, sobald man den Finger auf dem Display belässt. Interessant ist zudem, dass sich Word und Excel sowohl im Hoch- als auch im
Querformat nutzen lassen, während PowerPoint nur im Querformat genutzt werden kann. Dies macht aufgrund des Anwendungsfalls allerdings auch am ehesten Sinn. Gespeichert werden können die erstellten oder bearbeiteten Dokumente sowohl auf dem Gerät selbst, als auch in der Cloud. Hier hat man jedoch keine große Auswahl und ist ausschließlich an Microsofts Cloud-Dienst
OneDrive gebunden. Die in der kostenlosen Variante enthaltenen 7 GB Speicher sollten dabei bereits für Office-Inhalte deutlich ausreichen. Schließt man ein Abo ab, erhält man gar zeitgemäße 20 GB. Auch hier könnte Apple für seine iCloud noch etwas lernen.
Spannend ist, dass Microsoft seine Office-Apps zuerst auf dem iPad anbietet und nicht wie erwartet auf Tablets mit Windows 8. Hier kann man zwar ebenfalls Office nutzen, allerdings nur in der normalen, nicht für die Touch-Bedienung optimierten Windows-Version. Insofern wundert es nicht, dass sich Apple CEO Tim Cook nach der Veröffentlichung öffentlich mit einer Begrüßungsbotschaft auf Twitter zu Wort meldete und man die Apps inzwischen auch schon mit einem Banner im AppStore bewirbt.
Welcome to the #iPad and @AppStore! @satyanadella and Office for iPad
— Tim Cook (@tim_cook) 27. März 2014
Grundsätzlich bin ich von den drei Office-Apps für das iPad absolut positiv überrascht. Microsoft hat damit gezeigt, dass man auch Tablet kann. Ob man mit der Veröffentlichung zu spät kommt, muss sicherlich abgewartet werden. Ich gehe aber davon aus, dass sich viele Unternehmen und Privatanwender über die Veröffentlichung freuen und aufgrund des gewohnten Umfelds und der gewohnten Bedienung von den bisherigen Alternativen zu Office wechseln werden. Dabei spielt sicherlich auch die perfekt passende Kompatibilität eine große Rolle. Bleibt zu hoffen, dass Microsoft auch der weiteren Pflege der Apps soviel Aufmerksamkeit widmet, wie man es offenbar bei der Entwicklung getan hat. Ich persönlich kann jedem nur zu einem Testlauf von Word, Excel und PowerPoint für iPad (allesamt kostenlos im AppStore) im Zusammenspiel mit einem monatlich kündbaren Abo für € 10,- im Microsoft Online Store raten, um sich selbst ein Bild zu machen. Er ist es wert!
Abschließend noch eine kleine Randnotiz. Kurz nach der Veröffentlichung der iPad-Apps hat Microsoft auch das bereits seit einiger Zeit verfügbare Office Mobile (kostenlos im AppStore) für das iPhone aktualisiert. Dieses ist ab sofort in vollem Umfang auch ohne Office-365-Abo nutzbar. Allerdings sind die Bearbeitungsfunktionen hier nicht wirklich brauchbar.
Kommentare
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ramones am :
*maul?
AgentMcGee am :
Carsten am :
Res am :
Flo am :
Boris am :
Uwe K. am :
Bernd am :
TreCool8992 am :
Dennoch: Schön, dass Office endlich auf dem iPad angekommen ist.
Norman am :
Wolfgang Haider am :
Me Gusta Locca am :
Schär dich weg Apple Fan Boy oder argumentier vernünftig...
Unilife am :
Stan Marsh am :
Bernd am :
M@rio am :
Ich benötige etwa einmal im Monat Excel. Dafür sind 100€/Jahr zu viel.
Für Poweranwender mag der Preis korrekt sein.
KaMaFlo am :
WGS am :
Sehe ich das richtig oder liege ich da etwa falsch?
WGS am :
Fürzen Mac-Bereich soll nur das alte MS-Office 2011 zur Verfügung stehen?
Wenn das stimmt, Leute, dann ist das der totale Schwachsinn. MS-Office 2011 für den Mac ist eine Katastrophe. Das einzige Teil, was da noch einigermaßen läuft ist Excel.
Gebt bloß kein Geld für das Office 2011 aus!
Wenn ihr unbedingt auf MS für Mac spekuliert, dann wartet die neue Officeversion für den Mac ab; vielleicht wird die dann besser sein.
Micha am :
Das MS Office der Quasi-Standard privat und beruflich ist, kann man nunmal nicht unter den Tisch fallen lassen.
Als Office 365 Abonnent habe ich ja nicht nur die 5 Lizenzen für Mac / PC sondern auch noch mal 5 für ipad und iphone. Dazu bekommt jeder der 5 Nutzer auch noch 20 GB Speicherplatz auf Onedrive.
Ich brauche mir keine Gedanken um Updates machen, denn ich habe immer die aktuellste Version.
Ich sehe für den Preis von jährlich € 99,-- bei Microsoft direkt und günstiger bis zu € 69,-- bei diversen anderen Anbietern kein nennenswerten Nachteile.
WGS am :
Jo ist denn scho Weinochtn - würde Franz Beckenbauer fragen und die Nation applaudiert!
Richard am :
Anonym am :
Micha am :
Wölfe am :
WePe am :
Volker am :
So ganz daneben scheint MS mit seiner Preispolitik ja auch nicht zu liegen. Wie wären sonst die vorderen Plätze in den Umsatz-Statistiken zu erklären. Der Bedarf ist also definitiv da. Mal schauen wie lange das hält, wenn man nach dem 10€ Test weiter zahlen muss.
Bei dem Preis gäbe es auch noch Platz für Alternativen. Da gibt es auch etwas sehr schönes für Android. Nur haben die es leider verpasst, sich eine breitere Basis zu schaffen. Ob da jetzt noch was kommt?
Denn über eins sollte man sich im klaren sein, im Zweifelsfall, dreht MS jetzt einmal an der Preisschraube (z.B. nur iOS-Version) und die Alternative ist am Ende.
Schade eigentlich.
Für mich persönlich lohnt es sich nicht, da ich auch kein Office auf dem Mac habe und brauche. Als Alternative zu iWork, das für mich privat ausreicht, ist es einfach zu teuer. Sollte sich das ändern, würde ich allerdings sofort zugreifen.
Georg am :
Georg am :
Mark am :
Tom am :
Das Abomodel von ms ist für einige Leute bestimmt interessant und ich will da auch nicht behaupten, dass man da nix für sein Geld bekommt. Aber ich persönlich mag solche Modelle nicht, aus diesem Grund bin ich so nach und nach mich von Adobe zu verabschieden und wenn MS keine alternative Kaufversion anbietet, dann sind die auch raus. Ich möchte eine solche aggressive Kundenbindung bei Anwendungen nicht akzeptieren. Bei Sachen wie Clouddiensten usw finde ich ist das was anderes.
Dirk am :
Wer früh auf den Zug aufgesprungen ist (in meinem Fall war es 2001 bei msn, der durfte sich über eine wachsende Cloud von 5 auf 20, 25 bis heute 28 GB freuen :-)
Guter Bericht über das Office!!
click homepage am :