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Kommentar: Die Spielekategorie des AppStore als Müllhalde

Betrachtet man einmal die Füllstände von verschiedenen Kategorien im AppStore, liegt die Spiele-Kategorie mit deutlichem Abstand vorne. Seit Einführung des mobilen Software-Kaufhauses zeichnete sich bereits ab, dass diese Art von Apps die ist, die die Nutzer am meisten herunterladen würden. Die Konsequenz daraus lässt sich schnell herleiten. Entwickler setzen in erster Linie auf Spiele, um über den AppStore Geld zu verdienen. Daran ist auch absolut nichts zu kritisieren - Nachfrage und Angebot. Damit hat der AppStore Einfluss auf eine ganze Branche genommen. Denn nicht nur ehemalige Schwergewichte auf dem Markt der Videospiele, wie beispielsweise Nintendo, gerieten plötzlich ins Hintertreffen, während unbekannte Independent-Entwickler plötzlich mit nur einem erfolgreichen Titel das große Geld machten. Dass das Schlagwort "Revolution" des Öfteren im Zusammenhang mit dem AppStore fiel, ist da nur allzu normal und nicht nur Edge Online hatte den AppStore noch vor zwei Jahren als den heißesten Tipp für mobile Spiele bezeichnet. Inzwischen kippt die Stimmung jedoch spürbar, was sich nicht zuletzt am kürzlichen Phänomen "Flappy Bird" zeigt.

Nein, nicht die Tatsache, dass der Entwickler sich wegen der zu groß gewordenen Popularität dazu entschloss abzutauchen, oder sich wegen des Suchtfaktors des Spiels dazu entschloss das Spiel aus dem Store zu entfernen ist damit gemeint, sondern das, was sich anschließend beobachten ließ. Ende Februar waren ein Drittel (!) aller neu veröffentlichten Spiele im AppStore Klone von Flappy Bird. Kein Wunder also, dass ob dieser Schwemme an unkreativen Nachbauten manch einen dazu verleitete, die Spielekategorie des AppStore inzwischen als große Müllhalde zu bezeichnen. Geschuldet ist dies selbstverständlich der schier grenzenlosen Profitgier mancher Entwickler. Ein Phänomen, welches sich freilich auch bei zahlreichen Freemium-Spielen mit In-App Purchase äußert. Hier wird man teilweise dermaßen penetrant von Kauf-Aufforderungen genervt, dass man sich schon wundern darf, warum Apple da nicht schon längst einen Riegel vorgeschoben hat.

Spannend sind jedoch die im AppStore aufeinandertreffenden Gegenpole. Auf der einen Seite die Profitgier mancher Entwickler, auf der anderen Seite die "Geiz ist geil"-Mentalität vieler Nutzer. Der AppStore hat für die Entwickler nämlich ein weiteres Problem aufgeworfen: Den großen Preisverfall. Preise jenseits der Marke von € 2,- (das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen) werden heute oftmals als überteuert wahrgenommen. Und zwar ungeachtet der Arbeit die hinter der Entwicklung einer App steckt. Die Konsequenz ist klar: Die Entwickler schrauben ihre Bemühungen zurück, um Verkaufspreis und Aufwand wieder einigermaßen in Einklang zu bringen, stopfen ihre Apps mit Werbung voll oder setzen eben auf den Einsatz von In-App Purchases, deren Kauf bei den meisten Nutzern offenbar schneller (und öfter) von der Hand geht, als die Einmalzahlung für eine gute App.

Eine Entwicklung, die übrigens auch die eingangs angesprochenen Kollegen von Edge Online in einem aktuellen Artikel aufgreifen. Dort spricht man von einer wahren Flut aus Klonen, Freemium-Titeln und vorhersehbaren Folgetiteln, die Apples Spiele-Revolution inzwischen zunichte gemacht haben. Selbstverständlich kann der AppStore nach wie vor eine Goldgrube sein, allerdings muss man heute schon länger suchen, ehe man mal wieder eine echte Perle in der Spielekategorie findet. Dies liegt vor allem auch daran, dass es unglaublich schwierig ist, als unabhängiger Entwickler Aufmerksamkeit zu erzielen. Bestes Beispiel hierfür ist das von mir erst gestern in den AppStore Perlen wieder beworbene Kurabi (kostenlos im AppStore). Ein tolles Spiel mit einer tollen Anbindung an das Game Center. Der Erfolg des Titels ist jedoch überschaubar. Im Gegensatz übrigens zu ähnlichen Titeln wie Letterpress (kostenlos im AppStore) oder Threes! (€ 1,79 im AppStore), die nicht zuletzt von Apple-Schwergewichten wie Jim Dalrymple oder John Gruber an die Spitze der Charts gelobt wurden.

A propos. Ist man hier einmal gelandet, ist das Gröbste überstanden. Ein Blick auf die erfolgreichsten zehn Spiele des vergangenen Jahres verdeutlich, dass diese mindestens 12 Monate auf dem Buckel hatten. Ergo handelt es sich hierbei um echte Cash Cows. Auch hier gibt es aber eine Kehrseite. In dem Wissen, dass eine hohe Chart-Platzierung gleichbedeutend mit einem anhaltenden Erfolg ist, pushen diverse Entwickler ihre Apps selbst in diese Position. Entweder mit gekauften positiven Rezensionen oder mit dem massenhaften Kauf der eigenen Apps. Beides kann nicht im Sinne des Erfinders sein und verdrängt auf Kurz oder lang kleinere Entwickler. Gut, dies sind letzten Endes Gesetze des Marktes - gefallen muss es einem deswegen trotzdem nicht.

Wirft man all diese Entwicklungen in einen großen Topf und rührt einmal um, kommt man unweigerlich zum selben Schluss wie die Kollegen von Edge, die die Gefahr für den mobilen Spielemarkt darin sehen, dass wirklich gute, inhaltsreiche und aufwendig programmierte Spiele immer mehr an Bedeutung verlieren, während sich das Freemium-Modell immer weiter durchsetzt. Eine Auswirkung, die nicht zuletzt auch in Nokias Pendant zum AppStore zu beobachten ist, wo man inzwischen nur noch Gratis-Titel zulässt. Das Geld muss hier durch In-App Käufe generiert werden. Oder eben durch Werbung. Beides geht im schlechtesten Fall zu Lasten des Nutzers. Ein Grab, welches er sich allerdings durch seine "Geiz ist geil"-Mentalität selbst geschaufelt hat.

Nach einem solchen Rundumschlag zu dem Thema könnte man meinen, ich beende meinen Kommentar mit Lösungsansätzen. Allein diese gibt es nicht. Es ist vermutlich ganz einfach eine Entwicklung, die sich nicht aufhlten lässt und mit der man wird lernen müssen zu leben. Ich werde des Öfteren damit konfrontiert, dass meine AppStore Perlen zu spielelastig seien. Dem kann man objektiv auch nicht widersprechen. Dies liegt allerdings nicht zuletzt daran, dass die Spielekategorie im AppStore nunmal auch am stärksten vertreten ist und die meisten Neuzugänge verzeichnet. Ich selbst spiele recht wenig auf meinem iPhone oder iPad. Aus der Sicht eines Hobby-Entwicklers stimmt mich die Entwicklung des AppStore aber insgesamt eher traurig.

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Kommentare

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GustavG am :

Wo wir gerade bei Softwareentwicklung sind: Könnte sicher einer mal an einem Photoshop-Klon versuchen.
Hier sieht man die andere Seite der Entwicklung: Statt "Freemium" und günstig ein Abo, und der Entwickler (also Adobe) schläft quasi ein.

Der Kunde zahlt gerne, aber dann bitte auch mit Idee dahinter. Klone und Co sind da eher hinderlich.

RM am :

Flo, ich weiss gar nicht worüber du dich beklagst. Da du öfter schon darum gebeten hast, doch über deinen Link das ein oder andere zu kaufen, unterstelle ich jetzt einfach mal, dass du dafür eine Provision erhältst. Also, auch du machst das Spiel mit und versuchst davon zu profitieren.

Entweder man macht das Spiel mit, oder man wendet sich mit Grausen ab. Ich neige zu letzterem. Aber manche meinen wohl, jedes Doof-Spiel ausprobieren zu müssen.

bruce.bane am :

@Rm
Äh... Soll Flo jetzt seinen Blog und seine Arbeit und seine Kosten jetzt ganz alleine tragen und wir sollen hier alles kostenlos in den Ar... geschoben bekommen?! Oder wie? Denk mal nach, bevor du so ein Blödsinn hier schreibst. Gute Arbeit soll auch belohnt werden! Und Flo macht einen super Job hier!

XfrogX am :

Flo verdient doch viel mehr an teueren Einzel Apps als welche die über in app laufen. Er will also doch auch in der Sicht das was er im Artikel klar machen will. Gute Software kostet Geld und lieber einmal nen richtigen Preis bezahlt als ewig mit Werbung oder in app belästigt werden.

Glaube aber das ganze wird sich wieder ändern. Zumindest in app. Kenne einige die mal bei einem Spiel dran waren und in app gekauft haben zum weiter kommen aber wenn mal die ersten 25€ leer sind legt sich doch bei vielen die Lust weiter zu bezahlen und seit dem Lehne ich diese Spiele noch stärker ab. Gucke sie mir normal garnicht mehr an.

RM am :

Ich habe ja nicht behauptet, dass er schlechte Arbeit macht. Er beschwert sich nur über Dinge, die er auf seine Weise selbst betreibt. Mehr habe ich nicht gesagt. Also, beim Lesen Hirn einschalten

Json am :

Es stimmt schon, dass es viele Schrott-Apps gibt, auch einige, die bloss Weblinks darstellen und ggf. gar nicht funktionieren (wenn die Website geändert wurde, zB). Die kosten dann € 0.99 und bieten meist keine Möglichkeit, mit dem Entwickler in Kontakt zu treten (er weiss eh, dass die App Schrott ist und ist damit zufrieden, wenn 1000 Leute seine App kaufen)

Aber ich wüßte nicht, was Apple dagegen tun könnte, ohne dass wieder alle "Zensur" schreien.

JESUS am :

Kostenlose Spiele schau ich mir erst gar nicht an.

Json am :

IAP finde ich gut, sofern sie nicht unverschämt sind (aufdringlich, überteuert). Sie motivieren die Entwickler dazu, die App weiterzuentwickeln und jeder kann selber entscheiden, ob er das zahlen möchte.
Klar kann ein Gratis-Spiel dann letztendlich hundert Euro pro Jahr kosten, aber man kann es auch so sehen: eine Kinokarte für zwei Stunden Unterhaltung kostet auch etwa zehn Euro.

Ingo am :

Sehe ich auch so.

MacMax am :

Warum gibt es noch keine Demos zu den Spielen?
Ich denke das würde die Situation vllt ändern, da dann auch teurere Spiele ihren Wert darstellen könnten, und die billigen Spiele nach dem Testen erst garnicht gekauft werden, bevor sie im den iTunes Mülleimer fallen.

iMerkopf am :

Ganz genauso ist es ;)

Matze am :

So ist das. Ich bin gern bereit für Apps auch mal tiefer in die Tasche zu greifen. Aber die Hemmschwelle mehrere Euro für etwas auszugeben wo man nicht weiß ob es wirklich gut ist und die Funktionen bietet die man sucht ist zu groß.

Thorsten Hindermann am :

Viele der Schwierigkeiten, mit dem der Mac AppStore, aber auch allgemein alle AppStores zu kämpfen haben ist auch die Mentalität der Kunden zurück zuführen. Zu meinen Spielezeiten am PC habe ich mich nicht gescheut, für einen Sierra oder Lukas Art-Spiel zwischen 60 und 80 DM auszugeben. Da hat man aber auch gute entwickelte Spiele bekommen.
Es muss sich die Mentalität der Käufer ändern, dann kann auch wieder gute Ware in den Store kommen.

Herri am :

Ich emfehle nochmal hover disc, vielleicht kommts mal in flos perlen.
Nein ich bin nicht der entwickler, aber es braucht noch mehr online spieler.

Flakron am :

Finde die App. nicht. Hast du evtl. einen Link?

Zu Flo:

Sehr guter Artikel. Ich persönlich schaue mir immer an, ob ein Spiel In-App Käufe anbietet, bevor ich es mir kaufe. In 90% der Fällen lade ich es dann nicht einmal herunter.

Ich gehöre zu der Kategorie Menschen, die gerne bereit sind auch einmal etwas mehr für ein gutes Spiel/eine gute App. auszugeben, um auch die Entwickler zu unterstützen.

Herri am :

"Hover disc"

Robert am :

Sehr schöner Kommentar. Erfrischend und ehrlich. Bitte weiter so! Danke floh

Thomas am :

Der Artikel liest sich ein wenig so, als ob der Anteil an Spielen im App-Store und dessen Neuerscheinungen zwangsläufig zu einem entsprechenden Anteil an Spielen unter den "Perlen" führen müsste ...

Ich glaube die Gleichung geht nicht auf - muss sie aber aus meiner Sicht auch nicht. Es dürfen gerne auch weniger Spiele sein, sie interessieren mich so wenig wie Dich.

So oder so: Weitermachen! ????

Axel am :

Erst mal: bitte weitermachen Flo. Ich lese sehr gerne alle Deine Artikel. Mich persönlich interessieren die Spiele auch nicht so. Ich nutze lediglich Sudoku, Karten- und Knobelspiele. Ich muss zugeben, dass ich bei Spielen auch nicht bereit bin Geld zu bezahlen, dies liegt aber eher an den Spielen die mich interessieren. Größeres Interesse habe ich an Apps, die mir das Leben erleichtern. Da bin ich dann auch bereit Grld zu bezahlen. Allerdings möchte ich erst testen, um sicher zu sein, dass mein Problem gelöst wird. Und da habe ich öfters mal Probleme das richtige zu finden. Also mach bitte weiter, denn meine besten Apps habe ich durch Deinen Blog.

Haracidffm am :

Möchte mich axel anschließen, finde deinen Blog ganz phantastisch, du hast echt journalistisches Talent! Ich lese seit 2 Jahren alle deine Beiträge und brauche kein giga oder eine sonstige Reizüberflutung. Danke, und weiter so, Flo!

Gert am :

Ich finde die Flut an in App. Käufen bei Spielen sehr bedenklich. Rovio macht es ja gerade so. Wenn ich schon "ein Sack voller Münzen..." lese wird mir schlecht. Mittlerweile gibt es fast keine Spiele mehr die vollwertig sind. Wieso versuchen es die Hersteller nicht einfach einmal mit höheren Preisen, dafür aber einem vollwertigen Spiel? Und warum lässt Apple solche Praktiken bedenkenlos zu? Ja, Geld regiert die Welt, eine abgedroschene Floskel...

Ralph am :

Was waren das für Zeiten als man die ersten Levels eines Games in einer Light App kostenlos testen konnte und bei Gefallen die kostenpflichtige Vollvariante kaufte und installierte.
In-App-Nein Danke!

Cromax am :

Aber genau dafür ist doch der in-App sehr gut geeignet. Einer der wenigen Fälle, wo er Sinn machen würde. Das Spiel wird grundsätzlich kostenlos angeboten. Es ist aber nur das erste Level spielbar. Möchte man alle spielen, muss diese gegen eine einmalige in-App Zahlung freischalten. Finde ich besser, als extra noch eine Demo zu einem Spiel rauszubringen.

Hauke Haien am :

Früher gab es oft die Möglichkeit von DEMO-Versionen. Und dieses Modell gab es anfangs auch noch bei apps, beispielsweise Wo ist mein Wasser? Wollte man mehr als die kostenlosen Levels spielen, dann musste man die Vollversion kaufen. Ich denke, dass viele Entwickler einfach dieses freemium Modell als Geldmaschine sehen! Guter Artikel, danke Flo.

phpART am :

Echt klasse Artikel, Flo, danke!
Weiter so!

heidl am :

Der Markt wird sich - wie immer - selbst regulieren.


Die kollektive Ablehnung von IAP's unter erwachsenen Kunden werden über kurz oder lang auch die Entwickler zu spüren bekommen und diese zum Umdenken bewegen. Bis es soweit ist, wird aber noch Geld gescheffelt bzw. es versucht.

Ein Lösungsansatz für Apple wäre, eine eigene Kategorie für Spiele OHNE IAP's zu kreieren und diese dementsprechend ins Rampenlicht zu rücken. Mit Qualität zu werben und Vertrauen erwecken. Wenn dann die eine Killer-App kommt und die Publicity einsetzt, könnte das richtungsweisend sein.

Johannes am :

Das ist echt ein Vorschlag, den ich voll unterstütze!!

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