Kommentar: Das Problem mit den iOS 7 Wunschlisten

In der Regel sind die Kollegen von arstechnica äußerst kompetent, wenn es um iOS- oder technische Fragen im allgemeinen geht. Allerdings sind viele der in der folgenden Liste geäußerten Wünsche aus meiner Sicht nicht nur ein wenig zu populistisch, sondern auch deutlich zu kurz gedacht, wenn man iOS als Gesamtkonstrukt betrachtet. Nur damit keine Missverständnisse aufkommen, es geht mir hier nicht um "Kollegen-Bashing", sondern eher um das Verhindern einer überzogenen Erwartungshaltung an iOS-Features, die auch in der Vergangenheit schon des Öfteren gefordert, teils aus gutem Grund bislang aber nicht von Apple umgesetzt wurden. Aber schauen wir einmal, was arstechnica an Wünschen für iOS 7 hervor bringt.
- Festlegen eigener Default-Apps
Beginnen wir mit einer schon oft geforderten Änderung in iOS. Immer wieder werden Stimmen laut, die gerne eigene Default-Apps, z.B. für den Browser, den Kalender oder die Mail-App festlegen würden. Das Angebot an hierfür verfügbaren Apps ist inzwischen schließlich groß genug dafür. Was auf den ersten Blick natürlich in der Tat wünschenswert wäre, wird auf den zeiten Blick wohl nie passieren. Es sind nicht zuletzt die von Apple mitgelieferten Standard-Apps, die einen Großteil des iOS-Gerüsts ausmachen. Diese Struktur aufzubrechen würde das gesamte System auseinander rupfen und das ist wohl etwas, was niemand wirklich möchte. Ganz nebenbei ist dies übrigens auch der Grund, warum sich die Standard-Apps nicht löschen lassen. Das iOS-Kernsystem ist schlicht und einfach auf sie angewiesen. - "Nicht stören" Version 2.0
Ein Wunsch, dem ich mich nur anschließen kann. Das Feintuning in der mit iOS 6 eingeführten Funktion ist sicherlich noch stark verbesserungsbedürftig. Und damit meine ich nicht Bugs, wie den, der Anfang 2013 aufgetreten ist. Sowas kann (sollte allerdings nicht) passieren. Für eine Erweiterung denkbar wären unter anderem wochentags- und/oder appabhängige Einstellungen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Apple hier auch in der Tat Hand anlegen wird. - Benutzerprofile
Ebenfalls ein lange gehegter Wunsch - vor allem für das iPad. Viele Haushalte verfügen über nur ein iPad, welches von allen Familienmitgliedern genutzt wird. Allein für dieses Szenario wären unterschiedliche Benutzerprofile, alle mit ihren eigenen Einstellungen, Mail-Accounts und Homescreens ein wahrer Segen. Spinnt man die Idee weiter, würden sich hieraus sogar noch neue Möglichkeiten im Unternehmenseinsatz oder in Schulen ergeben. Auf dem iPhone sehe ich für diese Funktion nur wenig Sinn, auf dem iPad wäre sie aber eine echte Bereicherung. - Besseres Organisieren von Apps
Dieser Wunsch hängt eigentlich auch eng mit dem Wunsch nach einer optischen Veränderung des UI zusammen. Dieses blieb seit der ersten Version von iOS mehr oder weniger unverändert. Bei einer stetig steigenden Zahl von Apps, die jeder mit sich herumschleppt, wird es immer schwieriger, diese auf den diversen Homescreens zu organisieren. Auf meinem iPhone 5 befnden sich Stand heute 165 Apps, die sich auf drei Screens verteilen. Ein kurzer Check im Bekanntenkreis zeigt mir, dass ich damit sogar noch zu den Usern mit eher wenig Apps auf dem Gerät. Das noch heute verwendete Organisieren dieser Apps über den Wackelmodus stammt noch aus einer Zeit, in der das iPhone noch gar keine Apps kannte - aus iPhone OS 1.1.3 aus dem Januar 2008. Dass dies nicht mehr zeitgemäß ist, weiß vermutlich auch Apple. Einzig es mangelt an Alternativen. Eine Änderung an dieser Stelle müsste vermutlich mit einer generellen Veränderung am iOS UI einhergehen. Dies wurde bereits in den vergangenen Jahren öfter gefordert und es wird auch irgendwann kommen. Ob dies mit iOS 7 der Fall sein wird, muss sicherlich abgewartet werden. - AirDrop für iOS
Kommen wir zu einem weiteren Punkt, dessen Forderung ebenso unrealistisch ist, wie die Forderung nach einem SD-Kartenslot im iPhone. Mit OS X 10.7 Lion hat Apple eine neue Funktion zum Datenaustausch im lokalen Netz namens AirDrop eingeführt. Schon bald wurde der Wunsch laut, diese Funktion auch in iOS zu integrieren. Dies wird auch in iOS 7 nicht geschehen oder ich müsste mich stark täuschen. Auf dem Mac betreibt Apple bereits seit Jahren den Schritt weg vom klassischen Dateisystem. AirDrop ist aber genau dafür ein Synonym, was die Einführung unter OS X auch ein wenig überraschend macht. iOS war aber von Beginn an nicht auf dieses klassische Dateisystem ausgelegt und Apple wird dies auch nicht aufbrechen. Das Zauberwort heißt iCloud. Ob man es mag oder nicht, Apple hat sich für "Dokumente in der Cloud" entschieden. Mit Dropbox steht Gott sei Dank eine Alternative bereit. AirDrop wird es in iOS aber niemals geben. - Siri APIs für Entwickler
Ebenfalls ein in der Vergangenheit schon oft (auch von mir) geäußerter Wunsch, wird auch dies in absehbarer Zeit (und damit auch in iOS 7) nicht zur Realität. Die Gründe dafür sind eigentlich recht simpel. Auch 1,5 Jahre nach der Vorstellung befindet sich Siri nach wie vor im Beta-Stadium. Und wenn man sich die Funktionalität einmal anschaut muss man sagen, zu Recht. Apple hat zur Zeit selbst noch genügend Probleme mit dem aktuellen Status von Siri. Da wäre es schon beinahe unverantwortlich, wenn man es zu diesem Zeitpunkt bereits für Entwickler öffnen würde. Auch wenn mir spontan nicht einmal sinnvolle Einsatzszenarien für die meisten Apps einfallen würden, wären die Befehle, die die Entwickler für ihre Apps verwenden würden derartig vielfältig, dass Apple dies ganz einfach nicht zufriedenstellend leisten könnte. Und genau das ist es ja, was jeder will: Absolute Zufriedenheit. Insofern sollte man das Thema aus meiner Sicht aktuell nicht zu hoch hängen. Apple tut gut daran, Siri erst für Entwickler zu öffnen, wenn es in der Grundversion vernünftig funktioniert. - Maps
Ich denke dazu ist alles gesagt. - Kamera-Verbesserungen
In den vergangenen Major-Updates gab es beinahe immer Verbesserungen an der Kamera-App. Insofern kann damit auch in iOS 7 durchaus gerechnet werden. Diverse Apps zeigen bereits, was dabei alles möglich ist. Ist man aber mal ehrlich, würden die meisten Nutzer ohnehin nicht groß an den Einstellungen herum fummeln, sondern einfach nur auf den Auslöser drücken. Der Verbesserungen werden also eher moderat ausfallen.
Ganz allgemein bin ich inzwischen mit derlei Wunschlisten vorsichtig geworden, da sie letzten Endes auch eine Erwartungshaltung schüren, die in der Regel nicht zu halten ist. Das hängt letzten Endes auch mit der Diskrepanz zwischen "Geeks" und "Normalos" zusammen. Die meisten Nutzer, die inzwischen ein iPhone haben, nutzen nur einen Bruchteil der Funktionen des Geräts. Die Forderungen, die sich unter anderem auch oben zeigen, kommen in der Regel von den "Geeks" oder "Power-Usern", die aber oftmals auch (unter anderem in Blogs) eben die Meinung machen. Hier würde ich mir wünschen, dass ein wenig mehr nachgedacht wird, bevor diese Wünsche in die Welt hinaus posaunt werden. Die arstechnica-Wünsche 1, 4, 5 und 6 (also die Hälfte aller geäußerten Wünsche!) sind dafür gute Beispiele.
Selbstverständlich wird von Apple viel erwartet. Und mir ist auch nicht entgangen, dass iOS 6 als eher enttäuschendes Update eingestuft wurde. Allerdings muss man eben auch sehen, welche Strategie dahinter steckt. Die ist für uns Geeks vielleicht nicht immer befriedigend. Für die breite Masse ist das iPhone und auch das iOS aber eben nach wie vor einfach und intuitiv zu lernen und zu nutzen. Und genau an diese breite Masse muss Apple eben denken. Hinzu kommt, dass manche Funktionen auch aus technischer Sicht einfach wenig Sinn machen. Speziell Technik-Seiten sollten dies berücksichtigen, wenn sie ihre Prognosen und Wünsche an Apple veröffentlichen.
Auch iOS 7 wird wieder die eine oder andere Neuerung und Überraschung beinhalten, über die wir uns freuen werden. Dafür muss aber nicht jedes Jahr das Rad neu erfunden werden. Entwicklungszyklen werden kürzer, die Erwartungen dadurch höher. Selbst einem innovativen Unternehmen wie Apple fällt es dort schwer, Schritt zu halten. Dies hat jedoch nichts mit einer mangelnden oder rückläufigen Innovationsfähigkeit zu tun, sondern ist ganz einfach das Produkt einer immer schwerer zu erfülllenden Erwartungshaltung. Ein wenig Entschleunigung (wie ich dieses Wort eigentlich hasse...) und Realismus täten uns dabei allen gut. Ich jedenfalls freue mich auf iOS 7, egal welche Funktionen darin letztlich enthalten sein werden. Denn ich weiß, dass Apple jedes Detail aus einem Grund umsetzt oder eben nicht.
Kommentare
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kevin am :
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Zum Thema: An Multiuser-Bedienung glaube ich nicht; ich kann mir kein Konzept dafür vorstellen, das nicht konträr zur iOS-Simplizität wäre. Höchstens noch ein Admin-User-System, bei dem die zentralen Einstellungen (die man braucht!) eben beim Admin liegen.
Aber dann könnte man auch gleich einen Kindermodus mit quick-on-off-Schalter wie bei WinPhone. Was nicht die Schlechteste Idee wäre: Eine gut funktionierende Kindersicherung gibt es ja bereits.
thorben am :
Wenn ich auf dem iPad die Kindersicherung einschalte, dann blendet das iPad die Apps einfach aus und können auch nicht mehr über die suche gefunden werden. Ist das normal? Ich hätte es ja eigentlich lieber, dass Ich eine Pin eingeben muss.
Björn am :
Eine solche Funktion würde den Workflow im Apple-Geräte-Park merklich vereinfachen.
Keine Umwege beim Datenaustausch über das Internet mehr....
Ben am :
Das einzige das ich mir von iOS 7 wünsche ist das schnellere öffnen der Kamera-App. (IP4)
Lumia 800 getestet. Kamera superschnell einsatzbereit. Weitaus schneller!
Lukas am :
FloJobs am :
Ben am :
Die Betriebsysteme kann man ja nicht wirklich vergleichen. WP7/8 funktioniert halt anders und sicherlich nicht schlecht.
Wolfgangster am :
Aber ich befürchte fast, dass die Amis mit voller Absicht nie verschiedene Profile zulassen werden. Ganz nach dem Motto: Na dann sollen die User eben noch ein zweites oder drittes iPad kaufen. Die Kuh ist noch lange nicht fertig gemolken.
Lukas am :
Jaype am :
Apps die seit 3 Monaten nicht mehr benutzt wurden, werden gelöscht. Es sollte wieder Apple werden. wir wissen was gut für dich ist, wenn du dir ein 64 GB IPhone kaufst damit alle deine Apps drauf passen, du bei 80 % aber nachlesen musst was man mit den Dingen überhaupt macht. Die Nutzung deiner Wetter Apps klar macht das du zwar 5 bevorratetest aber nur eine nutzt..
Back to the Roots.
Machen wir uns nichts vor wir haben irgendwie Apple verandroisiert. Es fehlt es uns doch eigentlich das bestimmte Entscheidungen auf einer gewissen Ebene ausgeführt werden ohne das wir das lange entscheiden. Entscheidungen zu denen wir weder Lust noch knowHow haben.
Wir kommen doch auch alle mit dem Federungsverhalten unserer Automarke klar.
Niemand regt sich auf, das er die Schaltpunkte seiner Automatic nicht frei programmieren darf.
Aber unser komplexes Helferlein wollen wir auf Maschienensprache ebene gestalten.
Geht's?
Tobx2 am :
Weiter so! ;)
The_quit am :
FloJobs am :
Expee am :
FloJobs am :
Stephan am :
Aber wahrscheinlich wird dies aufgrund von google Patenten ohnehin nicht möglich sein :P
Joe am :
Marks am :
Kevin am :
Hartmut am :
Solche Patzer dürfen nicht passieren, ist einfach nur peinlich!
Marks am :
tomas nittner am :
Flo am :
Kurzfristig hilft es in der Regel, die Mail-App im Multitasking-Dock zu beenden, neu zu starten und die Mails erneut abzurufen.