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Für "Reader"-Apps: Apple streicht die Verpflichtung zur Nutzung des hauseigenen In-App Purchase Systems

Die Streitigkeiten um eine etwaige Ungerechtigkeit und Monopolbildung in Apples AppStore dauern nun schon eine ganze Weile an und dürften in den kommenden Monaten in verschiedenen Gerichtsprozessen entschieden werde. Nachdem Südkorea kürzlich erst ein Gesetz verabschiedet hatte, welches es Apple untersagt, die Entwickler dazu zu verpflichten, In-App Käufe ausschließlich über Apples Bezahlsystem abzuwickeln, ist nun auch in Japan eine weitreichende Entscheidung gefallen, die auch ein Stück weit eine Reaktion auf dieses neue Gesetz ist.

Dort hat sich Apple mit der Japan Fair Trade Commission (JFTC) darauf geeinigt, dass in sogenannten "Reader"-Apps künftig auch Links zu Webseiten eingebunden werden können, auf denen die Nutzer neue Konten erstellen und diese auch verwalten können. Dies hat Apple in einer Pressemitteilung bekanntgegeben. Obwohl die Einigung in Japan erzielt wurde, wird Apple die neue Regelung weltweit im AppStore einführen. Bei Reader-Apps handelt es sich um Apps, über die zuvor gekaufte Inhalte oder Abonnements für digitale Zeitschriften, Zeitungen, Bücher, Audio-, Musik- und Videoinhalte auf den Apple-Geräten genutzt werden können. Als Beispiel kann dafür der Streaming-Dienst Netflix herhalten.

Der Schritt und die daraus entstehenden Änderungen im AppStore sind durch und durch bemerkenswert. Auf diese Weise können Entwickler von Reader-Apps nämlich künftig auch wieder Apples bisher geltende Verpflichtung umgehen, das hauseigene Bezahlsystem für In-App Käufe nutzen zu müssen. Somit entspricht die Neuerung also auch der oben angesprochenen neuen gesetzlichen Regelung in Südkorea. Apple begründet die Entscheidung folgendermaßen:

"Da Entwickler von Reader-Apps keine digitalen Waren und Services in ihren Apps zum Kauf anbieten, hat Apple mit der JFTC vereinbart, dass die Entwickler dieser Apps einen einzelnen Link zu ihrer Website freigeben dürfen, um Anwendern die Einrichtung und Verwaltung ihres Kontos zu erleichtern."

Die neue Regelung soll Anfang 2022 in Kraft treten. Zuvor wird Apple seine Richtlinien und den Überprüfungsprozess aktualisieren, um sicherzustellen, dass Anwender von Reader-Apps auch weiterhin den AppStore sicher nutzen können. Dies war in der Vergangenheit auch stets Apples Argumentation für die Verpflichtung zur Nutzung des In-App Purchase Systems, welches das Unternehmen auch weiterhin als "die sicherste und vertrauenswürdigste Zahlungsmethode für alle Anwender" bezeichnet. Es kann davon ausgegangen werden, dass Apple die Zeit bis zur Einführung der Neuerung nutzen wird, um entsprechende APIs bereitszustellen, mit denen auch die Entwickler von Reader-Apps diese Sicherheit gewährleisten können. Der für den AppStore zuständige Apple Fellow Phil Schiller erklärt:

"Vertrauen in den App Store ist für uns das Allerwichtigste. Der Fokus des App Store liegt immer darauf, ein sicheres Erlebnis für Anwender:innen zu schaffen und ihnen dabei zu helfen, großartige Apps auf den Geräten, die sie schätzen, zu finden und zu nutzen. Wir haben tiefen Respekt vor der Japan Fair Trade Commission und schätzen unsere gemeinsame Arbeit. Sie wird Entwicklern von Reader-Apps helfen, den Nutzern die Einrichtung und Verwaltung ihrer Apps und Services zu erleichtern und gleichzeitig ihre Privatsphäre zu schützen und ihr Vertrauen zu erhalten."

Man muss abwarten, inwieweit sich die nun getroffene einschneidende Entscheidung bezüglich der In-App Käufe auch auf die restlichen gerichtlichen Auseinandersetzungen auswirken wird. In jedem Fall darf sie als Schritt auf die AppStore-Kritiker zu gewertet werden, der sicherlich auch von den entscheidenden Richtern und Regulierungsstellen wohlwollend zur Kenntnis genommen wird. Auf der anderen Seite hat auch Apple ein Stück weit sein Gesicht gewahrt und vermarktet das Entgegenkommen als Möglichkeit der Nutzer, ihre Accounts künftig auch besser von den iOS-Geräten verwalten zu können. In Wahrheit handelt es sich jedoch um einen Paradigmenwechsel, der einen der größten Kritikpunkte an Apples AppStore-System mit einem Schlag aus der Welt schafft.

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Kommentare

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SOE am :

"In Wahrheit handelt es sich jedoch um einen Paradigmenwechsel, der einen der größten Kritikpunkte an Apples AppStore-System mit einem Schlag aus der Welt schafft."

Oder anders formuliert: Apples Mantra wurde nun auch von Seiten des Konzerns als Lüge entlarvt.

Und stellt euch das vor:
Kleine Entwickler werden den AppStore weiter nutzen, einfach weil eine ganze Infrastruktur bereitsteht. Die Großen nutzen ihre eigene Infrastruktur.
Im nächsten Schritt wird Amazon sein Pay auf Apps ausweiten.

Und dann geht es erst richtig los:
Apple wird gezwungen in Wettbewerb zu treten und die beworbenen Vorzüge des AppStore endlich in die Tat umsetzen müssen. Der Reviewprozess wird transparent werden. Entwickler bekommen einen eigenen Ansprechpartner und die Kontrolleure die Zeit, Apps zu öffnen.

Die meisten Nutzer werden wohl weiter über den AppStore ihre Apps beziehen. Aber allein die Tatsache, dass es nicht mehr notwendig ist, wird Apple zum Einhalten seiner Versprechen zwingen.

Keine Entwickler mehr, die hilflos ausgeliefert sind. Keine Nutzer mehr, die fressen müssen, wenn sie nicht sterben wollen.

Es wird großartig werden für Nutzer wie auch Entwickler.

Genau am :

Da sind wir aber froh f\374r all die Reader-Apps.

SOE am :

Entschuldige bitte, dass ich weiter denke als nur bis zum eigenen Vorgarten.

In diesem Fall mit Blick auf die anstehenden Gerichtsprozesse und Gesetzesänderungen.

Dass Apple in diesem Fall seine eigene Lüge zurückziehen musste, ist ein Mosaik von vielen auf dem Weg zu einem guten AppStore.

Alex am :

Wenn die gro\337en Apps nicht mehr die Kosten und den Gewinn des AppStores tragen, dann wird es f\374r die \u201eKleinen\u201c dort nichts mehr umsonst geben.
Dass meine App genau dieselben Features nutzen kann, obwohl sie umsonst im AppStore erh\344ltlich ist und somit kein (direktes) Einkommen f\374r Apple generiert, bezahlen im Moment die Apps, die gro\337e Ums\344tze produzieren.
Im Endeffekt bezahlen also die wohlhabenden Firmen, von denen uns nicht wenige bei jeder Gelegenheit versuchen \u201e\374ber den Tisch zu ziehen\u201c, die Apps, die es umsonst im AppStore gibt. Sie bezahlen also einen Vertriebskanal, den sich die allermeisten Entwickler selbst nicht leisten k\366nnten. Und nicht nur die, sondern auch wohlt\344tige Apps, die nicht auf Profit aus sind, sondern aus allerlei anderen Gr\374nden entwickelt werden.
Das steht hier auf dem Spiel. Das war von Anfang an der Deal: Wer viel verdient zahlt, damit die anderen, die nix damit verdienen (wollen) auch Apps, die zum gro\337en Teil besser und n\374tzlicher sind, vertreiben k\366nnen.
K\366nnte man fast als sozial bezeichnen\u2026
Ich sehe das \344hnlich wie mit den Steuern.
Da beklagen sich auch immer diejenigen am lautesten, die viel, bzw. sehr viel verdienen.
Mein Mitleid h\344lt sich da in Grenzen.
Und jetzt zerst\366ren wir eine gute Plattform mit sehr vielen Apps, die nichts kosten, um den ach so gesch\344digten Epics dieser Welt zu helfen. Tolle Wurst!

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