Das Silicon Valley steht gegen Donald Trump auf: Twitter löscht Konto, Apple und Google die Parler-App
Die Ereignisse rund um die Erstürmung des Capitols am vergangenen Mittwoch werden die Welt der sozialen Netzwerke offenbar nachhaltig verändern. So hat sich der weltweit größte soziale Kurznachrichtendienst Twitter nun dazu entschieden, den Account vom noch amtierenden US-Präsidenten Donald Trump (@realDonaldTrump) dauerhaft zu löschen. Bereits kurz nach der Veröffentlichung eines Videos am Tag der Ereignisse wurde das Konto für 12 Stunden gesperrt. Nun folgte die dauerhafte Löschung. Zuvor hatte bereits das soziale Netzwerk Facebook die Konten von Donald Trump sowohl auf der Haupt-Plattform als auch auf Instagram für mindestens bis zur Amtseinführung von Trumps Nachfolger Joe Biden gesperrt. Man wollte hiermit einer weiteren Aufwiegelung der angespannten Situation entgegenwirken, wie Facebook CEO Mark Zuckerberg zu Protokoll gab:
The shocking events of the last 24 hours clearly demonstrate that President Donald Trump intends to use his remaining...
Gepostet von Mark Zuckerberg am Donnerstag, 7. Januar 2021
Der nun durch Twitter erfolgte Schritt wird mit ähnlichen Worten begründet. Konkret blickt man mit Sorge auf die Amtseinführung von Biden, zu der Trump seine Anhänger erneut zu Aktionen anstacheln könnte. In einer Erklärung schreibt Twitter:
However, we made it clear going back years that these accounts are not above our rules and cannot use Twitter to incite violence. We will continue to be transparent around our policies and their enforcement.
— Twitter Safety (@TwitterSafety) January 8, 2021
Neben dem Trump-Account löschte Twitter zudem auch die Accounts von dessen ehemaligen nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn, seinem Anwalt Sidney Powell und des Co-Besitzers der als rechtsradikal eingestuften Plattform 8kun Ron Watkins. Watkins soll zudem auch im Besitz der Log-In Informationen des "Q"-Accounts sein, über den immer wieder Hasspredigten veröffentlicht werden.
Vor allem für Trump stellt die permanente Deaktivierung seines Kontos einen herben Schlag dar. Er hatte auf Twitter 88 Millionen Follower und setzte in der Zeit seiner Nutzung des Dienstes mehr als 57 000 Tweets ab. Nach der Deaktivierung versuchte Trump zunächst andere ihm zur Verfügung stehende Twitter-Konten zu nutzen. So beklagte er sich über den offiziellen Account des US-Präsidenten @POTUS (President Of The United States), dass er durch die Löschung seines privaten Kontos zum Schweigen gebracht werden solle. Zudem griff er auch auf den Account @TeamTrump zurück, um seine Nachrichten zu verbreiten. Twitter löschte daraufhin die über den POTUS-Account veröffentlichten Tweets und sperrte anschließend auch den @TeamTrump Account.
Trump kündigte daraufhin an, die Möglichkeit der Gründung einer eigenen Plattform zu prüfen. Zudem sollen er und sein Team darüber nachdenken, künftig die alternative Plattform "Parler" nutzen zu wollen. An dieser Stelle griffen bereits mit Apple und Google die beiden größten Betreiber von mobilen AppStores ein und gehen ab sofort gegen Parler vor. Google entfernte die App inzwischen komplett aus seinem Google Play Store, Apple hat Parler 24 Stunden Zeit gegben, einen detaillierten Plan für eine verbesserte Moderations-Funktion der Inhalte vorzulegen (via BuzzFeed News). In einer E-Mail an die Entwickler schreibt Apple, dass man Beschwerden erhalten habe, wonach die App von Trump-Unterstützern genutzt wurde, um den koordinierten Angriff auf das Capitol am vergangenen Mittwoch zu planen. Dies widerspreche den AppStore-Richtlinien, weswegen man nun das Moderationskonzept einfordere:
We require your immediate attention regarding serious ?App Store? guideline violations that we have found with your app, Parler.
We have received numerous complaints regarding objectionable content in your Parler service, accusations that the Parler app was used to plan, coordinate, and facilitate the illegal activities in Washington D.C. on January 6, 2021 that led (among other things) to loss of life, numerous injuries, and the destruction of property. The app also appears to continue to be used to plan and facilitate yet further illegal and dangerous activities.
Our investigation has found that Parler is not effectively moderating and removing content that encourages illegal activity and poses a serious risk to the health and safety of users in direct violation of your own terms of service, found here: https://legal.parler.com/documents/Elaboration-on-Guidelines.pdf
Examples of these complaints can be viewed on these links:
https://twitter.com/slpng_giants/status/1347190280492089344?s=20
https://twitter.com/EmmanueLoree/status/1347260055410896897/photo/1
https://twitter.com/Lovedrea/status/1347263797614972928?s=20
https://twitter.com/Wilmographer/status/1346714000554303489?s=20
https://twitter.com/pjg0014/status/1347265499210592256?s=20Content of this dangerous and harmful nature is not appropriate for the ?App Store?. As you know from prior conversations with App Review, Apple requires apps with user generated content to effectively moderate to ensure objectionable, potentially harmful content is filtered out. Content that threatens the well being of others or is intended to incite violence or other lawless acts has never been acceptable on the ?App Store?.
Your CEO was quoted recently saying "But I don't feel responsible for any of this and neither should the platform, considering we're a neutral town square that just adheres to the law." We want to be clear that Parler is in fact responsible for all the user generated content present on your service and for ensuring that this content meets ?App Store? requirements for the safety and protection of our users. We won't distribute apps that present dangerous and harmful content.
Sollte Parler das geforderte Konzept nicht vorlegen und kurzfristig umsetzen, werde man die App aus dem AppStore entfernen. Parler CEO John Matze erklärte daraufhin bereits, dass man sich nicht politisch motivierten Unternehmen beugen werde und auch weiterhin für freie Meinungsäußerung stehe. Seit Parler 2018 ins Leben gerufen wurde, hat sich das soziale Netzwerk als Plattform für Verschwörungstheoretiker und all diejeniegn etabliert, die auf anderen Netzwerken wegen Hassparolen und anderer Inhalte gesperrt wurden.
Das Silicon Valley scheint also nun geeint gegen den scheidenden US-Präsidenten aufzustehen und ihm seine beliebten und vielgenutzten Sprachrohre zu nehmen. Schon seit einiger Zeit stehen die Tech-Unternehmen mit Donald Trump auf Kriegsfuß und sind in der in wenigen Tagen endenden vierjährigen Amtszeit des 45. US-Präsidenten immer wieder mit diesem und seiner Politik aneinandergeraten.
Kommentare
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Johannes am :
Was heute von den meisten Leuten als gut und richtig empfunden wird, weil es den ungeliebten und seit Jahren diffamierten Herrn Trump betrifft, kann in Zukunft auch jeden anderen bzw Informationen betreffen, die nicht in dir von den o.g. Unternehmen goutierten Weltanschauungen passen.
F\374r mich pers\366nlich ist das eine Entwicklung die mir gro\337e Sorge bereitet.
Anonym am :
Steve am :
Bevor man jemand als Spinner bezeichnet setz dich doch mal richtig mit dem Thema auseinander und nenne Argumente.
Eigentlich fatal was in der letzten Zeit passiert. Die Medien wiegeln sich gegenseitig auf und viele Menschen merken diese Spaltung nicht.
Vielleicht ist es auch gut wenn man ein Buch liest:
Buchempfehlung : 1984 von George Orwell
Traurig finde ich, das wir immer mehr in eine Demokratie abrutschen wo nur die eine Seite geh\366rt wird und die andere Seite niedergemacht wird, anstatt den Diskurs zur Verbesserung zu nutzen.
Ich am :
Flo am :
AZ3 am :
1984 l\344sst gr\374\337en und keiner will das verstehen
Expee am :
colouredwolf am :
Es geht hier gar nicht um die Meinungsfreiheit.
Jeder hat das Recht, seine Meinung zu sagen.
Keiner hat das Recht einzufordern dass seine Meinung geh\366rt werden muss.
Auch in den USA ist die Meinungsfreiheit begrenzt. Dann, wenn man damit andere physisch oder psychisch angreift.
Daf\374r muss der Verbreiter der Meinung achten, m\366chte er nicht selbst daf\374r in Haftung genommen werden.
Trump kann sich ja immer noch mit Megaphon vors Wei\337e Haus stellen. Da hindert ihn niemand daran.
Clemens am :
Aber ihr seid ja alles Juristen \ud83d\ude05
Wildberry am :
Er hat nicht erst im Vorlauf der krassen Ereignisse die Nutzerregeln verletzt, indem er systematisch Hass, Hetze und Desinformation gestreut hat.
Jahrelang haben indirekt Twitter und Co von der (negativen) Popularität für ihre Plattformen profitiert, und jetzt - erst 10 Tage vor dem Ende seiner Wahnsinnsherrschaft - wird gehandelt, wo klar ist, dass er den Betreibern nicht mehr schaden kann.
Und ja, dass Redefreiheit von einzelnen Firmen so weit beschränkt werden kann ist einerseits bedenklich, aber sollte für die Zukunft in einen weniger willkürlichen Rahmen gestellt werden. Dazu gehört, dass diese Firmen, die ja auch zur Information und Transparenz beitragen (zumindest Twitter eher als FB) können, in geeigneter Form rechtlich verbindlicher und konsequenter gegen solche Hassprediger vorgehen.
Ein schwieriges Feld, aber dieser Schritt war überfällig.
Marmelade am :
Galki am :
Johannes am :
colouredwolf am :
Und sicherlich mehr als die H\344lfte stachelt zu Hass und Gewalt auf. Zwar dezent. Und nur mit von seinem Followern zu verstehender Wortwahl. Zum Beispiel war und ist \u201aMake America Great Again\u2018 die Kampfparole des KuKluxKlans.
Wildberry am :
Man muss nicht schreiben "Ich hasse Mexikaner", sondern man kann Mexikanern auch Eigenschaften (pauschal) zuweisen, welche Sie nicht haben, zumindest nicht mehr als Weisse/Schwarze/Sonstwer. Das ist auch Hass.
Der Umgang mit weiblichen Mitbewohnern und das Frauenbild, welches er des öfteren öffentlich verbreitet hat ist auch voller Hass. Warum? Weil er damit (als Präsident auch noch) öffentlich vorlebt, wie man mit Frauen (seiner Meinung nach) umgehen kann. Nämlich indem man sie herablassend und diskriminierend behandelt. Wenn Du das nicht nachvollziehen kannst, dann bitte doch in der Fussgängerzone wahllos Frauen/Männer/Mexikaner/Sonstige Dir in den Schritt zu fassen. Dann schreib hier nochmal wie Du dich dabei gefühlt hast. (Hinweis: Wenn Du Dich dadurch besser gefühlt hast, stimmt was nicht mit Dir.).
All das hat mit Hass zu tun. Die Liste liesse sich praktisch beliebig verlängern.
Zum Abschluss: Vielleicht hast Du tatsächlich recht, Trump fühlt gar keinen Hass. Weil er es evtl. nicht in seinem Emotionalen Repertoire hat, oder weil tatsächlich alles, wirklich alles, was er tut und getan hat, einzig und allein sein Ego/seinen krankhaften Narzissmus befriedigen soll. Insofern hast Du möglicherweise recht. Für den Rest der Menschheit hat es aber eine Hasskomponente.
Wildberry am :
Armin am :
Christian am :
LeonR am :
Benni am :
Expee am :
Johannes am :
Das was ihr hier schreibt ist willf\344hriges Multiplizieren der deutschen anti Trump Medien und einer v\366llig opportunistischen Pelosi. Das ist absurd.
mac4ever am :
Heinz Berlin am :
Es ist ein Irrtum zu glauben, die US Armee k\366nnte sich einfach einem Befehl aus Washington widersetzen. Bis zur Amts\374bergabe ist Trump Commander in Chief und hat die alleinige Befehlsgewalt, d.h. sein Wille ist umzusetzen. Das st seit den Tagen des Kalten Krieges so geregelt, als man mit sowjetischen \334berraschungsangriffen rechnete, die keine Zeit f\374r Abw\344gungen lassen w\374rden.
Man mag sich zwar w\374nschen, da w\344re jemand mutig genug \u201eNo\u201c zu sagen, aber gewiss ist das nicht.
Bei einem Pr\344sidenten, der in den letzten Wochen im Amt noch schnell eine Hinrichtung nach der n\344chsten vollziehen l\344sst, sollte man mit allem rechnen, au\337er mit Kleinbeigeben.
Und nat\374rlich ist es ein Problem, wenn private Firmen \374ber Meinungsfreiheit entscheiden. Sie haben gut mit Trump verdient bei Facebook und Twitter und sperren ihn erst n a c h dem von ihm ausgel\366sten Sturm aufs Capitol?
Aber die USA haben nun mal einen sehr weit ausgelegten Begriff von Freiheit, der nicht mit unserem europ\344ischen Verst\344ndnis von Freiheit vergleichbar ist.
Ein wenig mehr Regulierung w\374rde nicht schaden, denkt sich der Europ\344er.
Deswegen wird aber noch lange nicht 1984 ausgerufen,
Das macht so gut wie jeder Facebooknutzer entweder aus Dummheit oder freien St\374cken schon selber!
mac4ever am :
Anonym am :
Anonym am :
Anonym am :
Heinz Berlin am :
Danke an Flo, dass ausnahmsweise diese politische Diskussion zugelassen wird.
Auch wenn ich doch \374berrascht bin und nur staunen kann, wie weit gewisse Kreise hier verbreitet sind, speziell die, die sich und ihre Meinung st\344ndig als Opfer sehen!
Mich gruselt es bei einigen Antworten hier.
Tommy am :
Ich bin unter Amerikanern in Deutschland gro\337 geworden und viele Male \374ber den Teich geflogen.
Von daher ma\337e ich mir einiges an Erfahrung im Bezug auf das Amerikanische Volk zu.
Und meine Aussage ist schon seit Jahrzehnten:
Es ist erschreckend wie ein so DUMMES Volk die Welt bestimmen kann!
Als Ausgleich, in der Welt habe ich immer Europa mit seiner Bev\366lkerung gesehen.
Aber leider beweisen GB, Ungarn, Polen, die Alternative F\374r Dorfdep..., Coronaleugner und sonstige \u201eAluhuttr\344ger\u201c wie tief Europa und Deutschland schon gesunken sind.
Jsenze am :
Markus am :
Mathias am :
iMerkopf am :
Webcruise am :
Thomas am :
Olymp21 am :
mac4ever am :
iMerkopf am :
- Kein einziges seiner gro\337en Ziele
- 2018 den Kongress verloren
- 2020 das weltweit schlechteste Corona-Management
- 2020 die Wahl verloren
- 2020 (weils so sch\366n war) den Senat auch gleich verloren
Jupp, klingt definitiv nach dem besten Pr\344sidenten aller Zeiten.
Anonym am :
Thomas am :
Markus am :
Somit ist auch diese Hetzplattform Parler zumindest nicht erneut zu installieren auf Apple Ger\344ten.
WGS am :
Ab welcher Zahl ist man verantwortlich?
Allen Hasspredigern und Kriegstreibern m\374sste eine B\374hne f\374r ihren Auswurf verwehrt werden.
Allerdings stimme ich zu: es ist wirklich keine Ruhmestat oder zeugt auch nicht von Heldenmut, wenn Apple und Co. kurz vor Schluss frech mit dem Zeh wackeln. Solches h\344tte vor 4 Jahren passieren m\374ssen.