Facebook schaltet in den USA ganzseitige Anzeigen gegen Apples neue Datenschutz-Maßnahmen
Man könnte meinen, da sieht jemand seine Felle davon schwimmen. Ab dem kommenden Jahr wird Apple die Datenschutzbestimmungen auf seinen Plattformen erneut anziehen. Vor allem das sogenannte Cross-Site-Tracking wird dabei im Fokus stehen. So werden Nutzer künftig hierüber informiert und können dann ihre Zustimmung geben oder auch nicht. Ein entsprechendes Pop-Up wird beim Öffnen von Apps erscheinen, die auf diese Form von Werbung setzen. Sämtliche Maßnahmen in diese Richtung stellt Apple auf einer entsprechenden Webseite zur Verfügung.
Stark betroffen hiervon ist vor allem auch Facebook, wo man seit der Bekanntgabe der neuen Maßnahme immer wieder in der Öffentlichkeit dagegen wettert. Nun hat die ganze Geschichte eine neue Dimension erreicht, denn Facebook hat in den USA ganzseitige Anzeigen unter anderem in der New York Times, dem Wall Street Journal und der Washington Post geschaltet, in denen man darlegt, wie schädlich die neuen Anti-Tracking-Maßnahmen vor allem für kleinere Unternehmen seien. Überschrift: "We're standing up to Apple for small businesses everywhere." (via Bloomberg).
Offenbar soll es nicht bei dieser einen Anzeige bleiben. So berichtet der Buzzfeed-Redakteur John Paczkowski auf Twitter vin einer weiteren Kampagne, in der Facebook Apple vorwerfe, die Freiheit des Internet zu untergraben.
So #Facebook plans to run a second anti-Apple ad tomorrow. This one will claim #Apple is trying to stop the internet from being free.
— John Paczkowski (@JohnPaczkowski) December 17, 2020
Here’s some draft text: pic.twitter.com/Spzx1rwJSc
Begleitet wird die neue Kampagne auch von einem Blogpost und einer neuen "Speak Up For Small Business" Webseite, wo man zu dem Thema weiter ins Detail geht:
"We disagree with Apple's approach and solution, yet we have no choice but to show Apple's prompt. If we don't, they will block Facebook from the App Store, which would only further harm the people and businesses that rely on our services. We cannot take this risk on behalf of the millions of businesses who use our platform to grow."
Zur Untermauerung des eigenen Standpunkts hat Facebook eine vier Punkte umfassende Liste aufgestellt, mit der man Apple unterstellt, bei den neuen Anti-Tracking-Maßnahmen gehe es vor allem um Profit und weniger um den Datenschutz. So würden kleinere Unternehmen dazu gezeungen, weniger auf Werbung und stattdessen mehr auf Abo-Modelle und andere In-App Monetarisierungen zu setzen, um überhaupt noch Umsatz zu generieren. Hiervon würde dann wiederum Apple profitieren. Zudem sei Apples eigene Werbeplattform nicht an die neuen Regeln gebunden, die für andere Entwickler gelten würden:
"The truth is, these moves are part of Apple's strategy to expand their fees and services business." [...] "We believe Apple is behaving anti-competitively by using their control of the App Store to benefit their bottom line at the expense of app developers and small businesses. We continue to explore ways to address this concern."
Als weitere Maßnahme wird Facebook künftig die Fortnite-Entwickler von Epic Games in ihrem Rechtsstreit gegen Apples AppStore-Regeln unterstützen und das Gericht mit eigenen Informationen in der Sache versorgen. Für die Zwischenzeit hat Facebook eine Reihe von Vorschlägen veröffentlicht, mit denen sich kleinere Unternehmen auf die bevorstehenden Anti-Tracking-Maßnahmen seitens Apples vorbereitsen können.
Auch Apple hat inzwischen auf die Vorwürfe reagiert und darauf hingewiesen, dass die Nutzer ein Recht darauf hätten, auf welche Weise diese von den Apps genutzt werden. In einem Statement, welches unter anderem den Kollegen von MacRumors vorliegt, erklärt man:
We believe that this is a simple matter of standing up for our users. Users should know when their data is being collected and shared across other apps and websites — and they should have the choice to allow that or not. App Tracking Transparency in iOS 14 does not require Facebook to change its approach to tracking users and creating targeted advertising, it simply requires they give users a choice.
Zudem macht man auch noch einmal deutlich, dass man Werbung keinesfalls verbiete, sondern lediglich dem Nutzer die Wahl lasse, ob er von den Einblendungen getrackt werden möchte oder nicht. So gebe es genügend Nutzer, die nichts gegen personalisierte Werbung haben und dem Tracking somit auch zustimmen würden. Entwickler wie Facebook haben zudem auch die Möglichkeit, den Text der Einblendung dahingehend anzupassen, dass dem Nutzer erklärt wird, warum die jeweilige App gerne die entsprechende Zustimmung hätte.
In den Einstellungen kann man übrigens der einmal gegebenen Zustimmung jederzeit widersprechen und umgekehrt, ein entsprechender Bereich ist inzwischen vorhanden und auch die ersten angepassten Apps tauchen dort bereits auf.
Kommentare
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David am :
Pixelkind am :
Andrer am :
holgi am :
Conni am :
Die reinsten Altruisten.
SOE am :
Ist es nicht schön, dass der größte Player im Markt offen zugibt, dass all die "kostenlosen" Dienste nur deshalb kein Geld kosten, weil sie mit Nutzerspionage querfinanziert werden?
Ich finde das toll. Selbst Verlage, die sich sonst für nichts zu schade sind, geben das nicht zu. Ich persönlich hoffe, dass jetzt auch der Letzte kapiert, wie "frei" das Internet ist.
Jotter am :