Walt Mossberg und John Gruber über die Unzulänglichkeiten von Siri
Es gibt Technologie-Journalisten, bei denen hört man einfach hin, wenn sie etwas sagen. Walt Mossberg ist so jemand, vor allem wenn es um Apple geht. Inzwischen für The Verge tätig, setzt sich Mossberg in einem aktuellen Artikel mit Apples persönlichem Assistenten Siri auseinander und geht mit ihm dabei hart ins Gericht. Dies ist insofern bemerkenswert, da der ehemalige Wall Street Journal Redakteur Apple durchaus nahe steht und gute Kontakte nach Cupertino pflegt. Dennoch spricht er mir in verschiedenen Punkten was Siri betrifft aus der Seele. Vor allem bemängelt Mossberg die fehlerhafte Spracherkennung und das Unvermögen, komplexe Anfragen im Kontext zu bearbeiten.
Unter anderem geht Walt Mossberg in seinem Artikel auf verschiedene Fragen ein, die er Siri gestellt hat und auf die aufbauend anschließend Tätigkeiten ausgeführt werden sollten. Unter anderem wollte er von Siri wissen, wer die aktuellen US-Präsidentschftskandidaten sind, wann die World Series im US-amerikanischen Baseball stattfindet und wie das Wetter auf Kreta ist. Auf keine dieser Fragen wusste Siri eine korrekte Antwort, während Konkurrenzprodukte wie beispielsweise Google Now kein Problem mit der Beantwortung der Fragen hatten.
Auf Basis seines Feedbacks soll Apple bereits verschiedene der genannten Probleme mit Siri behoben und ihm versichert haben, dass man den Dienst kontinuierlich weiterentwickle, allerdings fokussiere man sich derzeit mehr auf das Ausführen einfacher Tätigkeiten wie das Absetzen von Telefongesprächen, das Verfassen von Textnachrichten oder das Erstellen von Kalendereinträgen. Diese Tätigkeiten würden von den iPhone-Nutzern mehr genutzt als komplexe Anfragen. Mossberg spekuliert in diesem Zusammenhang allerdings, dass dies auch einfach daran liegen könnte, dass die Nutzer aufgrund der Unzulänglichkeiten inzwischen einfach aufgegeben hätten, Siri derlei Fragen zu stellen. Eine Ansicht, die ich so unterschreiben würde, da es mir ähnlich geht und ich Siri daher inzwischen deaktiviert habe und weder am iPhone, noch am Mac nutze.
Mossbergs Schlussfolgerung liest sich eher wie eine Anklage gegen Apple, in der er dem Unternehmen vorwirft, den Vorsprung, den man mit Siri einmal auf die Konkurrenz hatte, leichtfertig weggeworfen zu haben. In der Tat ist es auch aus meiner Sicht so, dass inzwischen andere Assistenten wie Google Now oder der erst noch kommende Google Assistant, Amazon Alexa oder auch Microsoft Cortana an Siri vorbeigezogen und deutlich intelligenter sind. Gegenüber diesen Diensten sieht auch Mossberg Siri als zu stagnierend, zu begrenzt und zu unzuverlässig an.
Auch der bekannte Apple-Blogger John Gruber stimmt in diesen Tenor mit ein und veröffentlichte jüngst das folgende "Gesprächsprotokolle" zwischen sich und Siri:
Gruber: When is the next presidential debate?
Siri: The third 2016 presidential debate will take place from 9:00pm to 10:30pm ET on Wednesday, October 19 at the University of Nevada in Las Vegas, Nevada.
Gruber: OK add it to my calendar.
Siri: OK, tell me the date and time of your event.
Gruber: Add the next presidential debate to my calendar.
Siri: I didn’t find any appointments about ‘presidential debate’ in the next three months.
Oder auch:
Gruber: When is the next presidential debate?
Siri: The third 2016 presidential debate will take place from 9:00pm to 10:30pm ET on Wednesday, October 19 at the University of Nevada in Las Vegas, Nevada.
Gruber: Remind me about it one hour before it starts.
Siri: OK, I’ll remind you to ‘It starts’. When would you like to be reminded?
Genau diese nicht verstandenen Zusammenhänge sind es, an denen Siri aktuell krankt. Sie zu beheben dürfte für Apple allerdings nicht ganz einfach werden. Gruber sieht das Problem hier ähnlich wie Mossberg: "The big problem Apple faces with Siri is that when people encounter these problems, they stop trying." Hierdurch drängt sich in Cupertino dann der oben angesprochene Eindruck auf, als seien diese Anfragen von den Nutzern einfach nicht benötigt. Hinzu kommen verschiedene Unzulänglichkeiten bei der Spracherkennung, vor allem dann, wenn sich verschiedene Sprachen mischen. Dies ist in den USA vielleicht nicht ganz so verbreitet, im deutschsprachigen Raum durch die "Verdenglischung" hingegen schon.
Vor dem Hintergrund der aktuell auf den Markt drängenden smarten Lautsprecher, die über ein integriertes Mikrofon einen Assistenten in der Cloud anbinden, sollte Apple die Probleme dringend in den Griff bekommen. Angeblich arbeitet man selber auch an einem solchen Gerät. Sollte der dahinterstehende Assistent jedoch nicht das Niveau der Konkurrenz erreichen, hilft irgendwann auch die enge Integration in ein geschlossenes Ökosystem wie das von Apple nicht mehr.
Kommentare
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Kaasy am :
WGS am :
Nur aufkaufen reicht nicht, man sollte sich auch mit den Zielen der Entwickler befassen und dar\374ber einmal nachdenken. Nicht nur Apple hat gute Ideen f\374r die Zukunft.
WGS am :
Ron am :
Andrew am :
Sascha am :
Und gut, dass es so viel Konkurrenz gibt, dann wird hoffentlich umso schneller an einer Siri-Optimierung gearbeitet.
Mark am :
Akimo am :
Kaasy am :
Anonym am :
Jay am :
Ja, stimme ebenfalls zu! Ich geh\366re auch zu denen, die einfach aufgeh\366rt haben, mehr von Siri zu verlangen.
Das simple Starten eines Anrufs konnte schon mein gesch\344ftliches Blackberry vor einigen Jahren.
Das Unverm\366gen von Siri sollte Apple eigentlich peinlich sein.
hnk am :
"Berechne eine Route zur Bogenstra\337e" f\374hrte dazu, dass Waffengesch\344fte rausgesucht wurden. Und das, obwohl offensichtlich alles richtig verstanden worden ist.
"Schreibe Bennie eine Nachricht" wird mit was soll ich ihm schreiben beantwortet, allerdings will sie dann eine Notiz mit dem Text f\374r die Nachricht anlegen.
Klappt alles nicht...
faxi05 am :
udo am :
udo am :
Chris am :
Wie lange ist google mit dem Assistenten schon am Markt? Da hat Apple viel Aufholbedarf bei diesem einstigen "killerfeature"
Andrew am :
Andrew am :
MADoxx7 am :
Lutz am :
Ist es \374brigens nicht so, dass Siri und die Diktierfunktion zwei verschiedene Dinge sind? Ich zumindestens kann diktieren bei inaktivem Siri.
Anonym am :
Jay am :
Mein iPhone 6s Plus l\344uft allerdings in Englisch.
Sage ich zB "Say xxx to yyy by Whatsapp" wiederholt Siri den Befehl und fragt "Ready to send it?"
Sage ich dann "send it", sendet sie es.
Andrew am :
Anonym am :
Michi am :
Funktioniert bei mir einwandfrei, bei mir brauch Siri seit iOS 10 leider ewig um zu starten -.-
Bernd am :
(Iphone 5s)
Pasfield am :
Wieviele Ehem\344nner reden noch nicht mal mit ihrer Frau, warum sollten sie mit einem Ger\344t reden?
Sachen gibt's, die gibt's gar nicht \ud83d\ude1c
Pit am :
Marc S. am :
iKostas am :
Diktieren, timer, Einstellungen etc da klappt es.
Anscheinend bin ich zu altmodisch um sie als echten Assistenten gebrauchen zu wollen.
Aber weder bin ich das Ma\337 aller Dinge noch kann ich w\374rde ich mich echt str\344uben wenn sie es echt gut beherrscht.
Hapi am :
Mit dem gleichen Befehl ruft Siri nun MICH, also sich selber mobil an! (Ist natürlich immer besetzt :-)
Wenn ich sage" Ruf meine EHEfrau an" funktioniert es wieder.
Leider enttäuschend, wenn nicht mal simple Aufgaben zuverlässig verarbeitet werden. Ich bin auch auf dem Siri-Rückzug, obwohl ich anfangs ein Verfechter war.
Anonym am :
Ich kann den Unmut hier ehrlich gesagt nicht ganz nach vollziehen, klar ab und an hackt es etwas und die Aufgabe wird nicht immer ganz verstanden wenn man nicht den richtigen Befehl sagt, aber mal ganz ehrlich, mit google habe ich viel mehr Probleme. Da funktioniert bei mir so gut wie nie etwas.
Das einzige was dort geht, sind fragen wie ," wie hoch ist der Mount Everest" oder "bring mich nach hause"
Alles andere ist dort rotze und verweist zu h\344ufig nur auf Suchergebnisse von Google.
Sorry da kann ich zumindest mit Siri um etliches mehr anfangen.
Torro am :
Steve am :
Ach ja- bei\337t verliere ich vorher die Geduld fahr rechts ran und w\344hle manuell - ist nicht unbedingt schneller aber Stress freier
Andrew am :
Torro am :
Hapi am :
"Ruf meine EHEfrau an" funktioniert gut.
"Ruf meine Frau an" funktioniert nicht, sondern er wählt meine eigene Nummer, also sich selbst quasi an, diese Nummer ist verständlicherweise besetzt.
Hab schon die Verbindung zu meiner Frau gelöscht (nur im iPhone) und Siri wieder beigebracht, wer meine bessere Hälfte ist, aber Ergebnis: s.o.
Wie könnte man das sonst korrigieren?
Torro am :
mac4ever am :
Dass Apple so argumentiert, die Leute w\374rden Siri so nicht im Kontext benutzen, entt\344uscht mich besonders. Das zeigt mir, dass offenbar auch bei Apple die Controller die Regie \374bernommen haben. Man muss immer erst Angebote schaffen und dann schauen, ob sie benutzt werden - und diese Angebote bietet Siri eben nicht.
Was Siri auch nicht bietet, ist eine simple o. k.-Best\344tigung innerhalb einer App, selbst in einer Apple-App wie "Notizen" funktioniert das nicht.
Man kann nur eine App starten oder sich eine Liste von Dokumenten anzeigen lassen, dann ist Siri am Ende ihres Lateins. Dann geht es nur per Touch weiter. Das ist f\374nf Jahre nach dem Start von Siri \344u\337erst entt\344uschend.