Interessanter Bericht über das Scheitern von Apples TV-Plänen
Es ist noch gar nicht so lange her, da ging man fest davon aus, dass Apple einen eigenen Fernseher auf den Markt bringen würde. Die Frage war seinerzeit weniger ob, sondern wann. Inzwischen scheint sich Apples Interesse an diesem Markt stark abgekühlt zu haben. Als Grund hierfür wurden und werden immer wieder die schwierigen Verhandlungen mit den Rechteinhabern und TV-Sendern ins Feld geführt. Diese sollen auch dazu geführt haben, dass es bislang kein umfangreiches und von Apple angebotenes Streaming von TV-Inhalten über das Apple TV gebe. Grundsätzlich hat Apple zwar mit der aktuellen Generation der Set-Top Box die entsprechende Infrastruktur geschaffen, was aber nach wie vor fehlt, sind die Inhalte Das Wall Street Journal hat sich dieses Themas nun noch einmal intensiv angenommen und beleuchtet die Hintergründe zum (vorläufigen) Scheitern von Apples TV-Projekten.
So soll es unter anderem Apples bekanntermaßen kompromisslose Verhandlungspolitik gewesen sein, die den Rechteinhabern misfiel. Angeblich wolle man nicht denselben "Fehler" wie die Musikindustrie machen, die sich von Apple zu sehr die Konditionen für den iTunes Music Store habe aufdrücken lassen. Nachdem Apple zum Marktführer beim Verkauf von Musik aufgestiegen war, hatte man keine Mittel mehr, die zu jenem Zeitpunkt geltenden Preise und Gewinnverteilungen zu ändern. Vergessen sollte man dabei allerdings nicht, dass Apple die Musikindustrie seinerzeit mehr oder weniger gerettet hat. Dem rasanten Aufstieg von raubkopierten digitalen Songs setzte Apple mit dem iTunes Store ein auch wieder für den Nutzer attraktives Preismodell entgegen. Möglich, dass das klassische Fernsehen ebenfalls irgendwann wird erkennen müssen, dass man den aktuellen Weg nicht ewig weitergehen kann.
Unter anderem geht der Bericht auch auf die Rolle von iTunes Chef Eddy Cue ein, der als besonders harter Verhandlungspartner gilt. So wollte Apple auch für die TV-Inhalte die Spielregeln bestimmen und von diesen auch nicht abrücken. Unter anderem wollte man angeblich die Lizenzgebühren auf Jahre hinweg fixieren, was sich in der TV-Branche aber nicht durchsetzen ließ. Weder 21st Century Fox, noch CBS und auch nicht das Apple ansonsten sehr freundlich gesonnene Disney wollten hier mitspielen. Zu groß war die Angst davor, dass Apple in der TV-Industie einen ähnlich großen Einfluss erlangen könnte, wie dies schon bei der Musik der Fall war.
Auch diverse andere geplante Spielregeln stießen nicht auf Gegenliebe. So war Apple zwar bereit den Kundensupport und die Abrechnung der Gebühren den Sendern zu überlassen, allerdings hätte Cupertino die Entscheidungen hinsichtlich der Preise getroffen. Auch Apples legendäre Geheimhaltungspolitik war bei den Verhandlungen offenbar ein Thema. Auf der anderen Seite hatten die Rechteinhaber nämlich unter anderem gefordert, bereits vorab Zugriff auf Apples neue Apple TV Generationen zu erhalten. Apple hingegen war nicht einmal bereit, den Sendern Screenshots von tvOS vorab zu präsentieren. Stattdessen hätten sich diese lediglich mit Apples Aussage, dass die neue Software besser werde als alles zuvor.
Aktuell sieht es also eher nicht danach aus, als würde das klassische TV-Programm den Sprung auf das Apple TV schaffen. Hierzu passen auch Apples Aussagen, dass die TV-Sender lieber ihre eigenen Apps in den AppStore bringen und ihre Inhalte hierüber selbständig vertreiben sollen. Stattdessen wird man sich offenbar künftig darauf verlegen, exklusive Inhalte für das Apple TV zu erwerben oder auch selbst zu produzieren. Die kürzlich erworbenen Lizenzen für "Carpool Karaoke" könnten dabei ein Anfang sein.
Kommentare
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Wolfgangster am :
Au\337erdem hat die Filmindustrie im Gegensatz zur Musikszene damals durchaus gute Vertriebswege und sind deshalb nicht auf Apple angewiesen. Zumal Apple sehr lange bei der Weiterentwicklung der schwarzen Kiste gepennt hat. Und da hat/hatte man dann keine starke Verhandlungsposition mehr.
Jsan am :
Und wer will schon denselben Mist, den man sowieso schon im TV und auf Internetseiten und in apps als Livestream (und in Amazon Prime und Netflix) jederzeit verf\374gbar hat, zus\344tzlich noch im AppleTV als kostenpflichtiges Abo kriegen?
Das w\344re blo\337 interessant, wenn es TV Sender aus der ganzen Welt geben w\374rde. Aber nachdem nicht einmal BBC es schafft, innerhalb der EU seine bbc tv app mit Monatsabo anzubieten (sie hatten es mal, mu\337ten es aber aus rechtlichen Gr\374nden f\374r User au\337erhalb von UK deaktivieren) wird vermutlich nichts draus.
Allerdings hat SJ kurz vor seinem Tod gemeint, dass er dieses TV-Providerproblem "geknackt" hat.
Martin am :