Apples Macworld-Rückzug und die Gründe

Die Macworld Expo San Francisco war die letzte verbliebene Produktmesse auf der Apple noch höchst selbst ausstellte und mit der traditionellen Keynote von Steve Jobs am Dienstagmorgen für das Highlight sorgte. Andere Messen waren bereits zuvor auf der Strecke geblieben: Boston, Tokyo, Paris, Köln. Nun fällt mit San Francisco also auch die letzte Bastion. Der Grund hierfür ist einleuchtend, wenn auch für die meisten Apple-Fans unverständlich. Apple erreicht auf anderem Wege, etwa mit der Webseite oder den weltweit 250 Apple Stores weit mehr Menschen als mit einer Produktmesse. Dort zählte man bereits Anfang 2005 pro Woche Besucher im Umfang von 20 Macworld Expos. Ein weiterer Grund ist sicherlich auch der Termin der Messe. Kurz nach Weihnachten sind die meisten Portemonaies leer, was dazu führt, dass die neuen Produkte anfangs nicht so stark verkauft werden. In den vergangenen Jahren hat sich zudem gezeigt, dass immer mehr Produkte angekündigt wurden, die erst später im Jahr verfügbar waren. Den von Steve Jobs so geliebten Satz "And they are shipping TODAY." hörte man hingegen immer seltener. Gleichzeitig stiegen die Erwartungen seitens der Kunden und Analysten das Apple zum Zeitpunkt der Macworld ein spektakuläres neues Produkt vorstellt. Apple erlangt mit dem Rückzug nun ein großes Maß an Flexibilität zurück. Produkte werden in Zukunft wohl auf mehreren über das Jahr verteilten Special Events vorgestellt werden bei denen Apple den Termin selbst bestimmen kann.
Warum aber wird die letzte Keynote bei diesem traditionellen Event nicht von Steve Jobs, sondern von Phil Schiller gehalten? Hierfür gibt es mehrere Theorien. Fakt ist, dass inzwischen immer weniger Experten davon ausgehen, dass dies mit dem Gesundheitszustand des Apple CEO zu tun hat. Auch wenn die Apple-Aktie nach der Pressemitteilung um 7% an Wert verlor. Vielmehr dürfte es sich jedoch um eine firmenpolitische Entscheidung handeln. Vermutlich sind die Neuankündigungen in diesem Jahr nicht von dermaßen epischem Ausmaß als dass Steve diese mit seiner Präsenz auf der Bühne und seiner Begeisterung hätte präsentieren können. Wer bei den vergangenen Events dieses Jahres (iPhone SDK, WWDC, iPods, Notebooks) genauer hingesehen hat, dem wird aufgefallen sein, dass Steve immer öfter anderen Apple Führungspersonen die Bühne überlassen hat. Mit dabei waren unter anderem Jonathan Ive, Tim Cook, Scott Forstall und eben Phil Schiller. Auch wenn dies viele nicht wahrhaben wollen und man es sich selber auch kaum vorstellen kann, so scheint es jedoch, als bereite Apple langsam aber sicher einen Führungswechsel vor. Und wenn man ehrlich ist, so tut man in Cupertino auch gut daran. Apple wird oftmals einzig und allein an seinem charismatischen Anführer festgemacht. Neben Jobs gibt es aber noch eine ganze Reihe anderer fähiger Leute, die das Unternehmen im Hintergrund steuern. Diese Menschen mehr in den Vordergrund zu rücken und sich damit von einer One-Man-Show zu verabschieden ist sicherlich der richtige Schritt. Denn auch ein Steve Jobs muss (und auch das wollen viele nicht wahrhaben) früher oder später ersetzt werden. Ob dies nun wirklich früher oder später ist, werden hoffentlich viele Special Events in 2009 zeigen.
Der Rückzug von der Macworld San Francisco und der Verzicht auf eine Keynote von Steve Jobs ist aus Sicht von Apple ein konsequenter und logischer Schritt. Das einzige was dabei nicht abgesehen werden kann ist die Auswirkung auf die Apple Fan-Szene. Viele Jünger pilgerten jedes Jahr nach San Francisco und gaben Unmengen von Dollars aus, nur um bei der Keynote ihres Predigers Steve Jobs dabei sein zu können. Diese dürften sich nun einigermaßen (Achtung, Wortspiel!) veräppelt fühlen, wenn neue Produkte in Zukunft nur noch vor ausgewählten Pressevertretern vorgestellt werden. Denn auch wenn man in einen Apple Store gehen kann um die neuen Produkte zu sehen, so werden einem diese dort in der Regel nicht von Steve Jobs präsentiert. Vorbei ist damit auch die Zeit der lauten Aaahs, Ooohs und teilweise auch Buh-Rufen während der Präsentationen. Ich persönlich kann den Schritt zwar aus logischer Sicht nachvollziehen, finde es aber trotzdem schade, dass nun ein so traditioneller Termin am Anfang des Jahres wegfällt. Hoffen wir also auf viele über das Jahr verteilte Special Events, bei denen dann auch hoffentlich hauptsächlich Steve Jobs auf der Bühne stehen wird.
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