Kommentar: Warum ist iOS im Auto eigentlich so spannend?

Den ersten Schritt ins Auto wollte Apple eigentlich bereits mit iOS 6 machen. Damals stellte man "Siri Eyes-Free" vor, eine Funktion, über die man Siri über die im Auto verbauten Steuermöglichkeiten ansprechen und damit auch Aktionen auf dem iPhone auslösen kann. Die Adaption dieser Funktion blieb jedoch zumindest in der breiten öffentlichen Wahrnehmung hinter den Erwartungen zurück. Nun erfolgt also der nächste Angriff auf das Auto. Und dieses Mal ist der Funktionsumfang ungleich größer. Die Idee dahinter ist ebenso sinnvoll wie genial. Man hat sein iPhone schließlich immer am Mann, warum also sollte man es nicht noch weiter in seinen Alltag integrieren. Erst recht, wenn man nur einmal die Möglichkeiten des iPhone betrachtet.
Eine der großen Visionen von Steve Jobs war es, den Mac zum digitalen Hub im Zuhause seines Besitzers zu machen. Denkt man den Schritt weiter, könnte diese Aufgabe nun das iPhone übernehmen. Die komplette Integration des Geräts in das Auto ist dabei nur die logische Kensequenz. Für Apple aber bietet diese Integration ein ungeheures Potenzial. Ist man der erste, der eine solche Lösung auf den Markt bringt, hat man ein Alleinstellungsmerkmal für seine Produkte mehr. Per AirPlay hat man bereits entsprechende Möglichkeiten geschaffen, das in den Autos verbaute Display anzusteuern. Sämtliche Inhalte hierhin zu übertragen ist anschließend nur noch ein Kinderspiel.
Die Art der Inhalte ist dabei vielfältig. Hat schon mal jemand ein Navi direkt bei BMW gekauft? Eine solche Sonderaussttattung kostet dort mal gerne € 3.000,- und mehr. Und das ohne regelmäßige Kartenaktualisierungen. Künftig kann man stattdessen einfach das Navi vom iPhone auf das Display streamen und hat eine ungleich günstigere Lösung zur Hand. Kontakte? Termine? E-Mails? Alles das kann künftig über das Auto-Display abgerufen werden. Zugegeben aktuell noch eine Funktion für professionelle Anwender. Aber die Zeit steht nicht still. Irgendwann wird dies vollkommen normal sein.
Aber ist dies schon alles? Nicht ansatzweise. Das iPhone als digitales Zentrum unseres Lebens bietet noch deutlich mehr Möglichkeiten. So hat Apple erst kürzlich ein Patent eingereicht, in dem ein System beschrieben wird, welches mithilfe eines Mobilgerätes verschiedene Einstellungen im Auto individuell justieren kann. Auch heute schon speichern verschiedene Autos Einstellungen der Fahrumgebung für unterscheidliche Fahrer beispielsweise auf dem Chip-Schlüssel, um beim Einsteigen Dinge wie die Spiegel, die Sitz- oder die Lenkradposition automatisch individuell zu justieren. Diese Aufgabe könnte künftig das iPhone übernehmen. Damit wäre man dann nicht mehr an ein Fahrzeug gebunden, sondern könnte auf dem Gerät direkt mehrere Profile für unterschiedliche Fahrzeuge speichern, die mit "iOS in the Car" ausgestattet sind.
Während einige also noch auf den Großangriff von Apple auf das Wohnzimmer warten, wo noch immer über einen entsprechenden Fernseher mit Zusatzfunktionen spekuliert wird, geht Apple bereits den nächsten Schritt und plant den Angriff auf das Auto. Dort verbringt der Durchschnitts-Deutsche übrigens drei komplette Jahre seines Lebens. Und Apple kann auf diese Weise das Ökosystem seiner Produkte weiter ausbauen. Schon heute ist es unglaublich schwer, den Hersteller seines Smartphones zu wechseln. Würde man dies tun, wären bei einem Wechsel von iOS zu Android oder umgekehrt, auf einen Schlag sämtliche jemals gekaufte Apps unbrauchbar. Apple ist ein Meister beim Aufbau dieses Ökosystems. Schafft man es nun auch noch, einen Fuß in die Tür zum Auto des Nutzers zu bekommen, erweitert man dieses System um eine weitere wichtige Komponente. Und genau deswegen ist "iOS in the Car" eine strategisch ungemein wichtige iOS-Funktion für Apple, von der wir in Zukunft sicherlich noch einiges hören werden.
Kommentare
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FloJobs am :
Cromax am :
FloJobs am :
Ich verstehe Flos Sicht, wie geschrieben, absolut. Aber: Autos kosten heute so viel Kohle, dass da der Wechsel des Smartphones keine solch große Rolle Spiel wie Flo glaubt. Zumal ich ja, beim nächsten Karren, im Zweifel wieder zurück wechseln kann. Das Argument wird ja jetzt schon, ohne Auto, immer gerne gebracht (Bindung an das Unternehmen durch das "Ökosystem", insbesondere die Apps und der iCloud), ich sehe das aber so nicht. Ich selbst jedenfalls kaufe kaum Apps (meist gibt es, angesichts der Vielfalt im AppStore, ja eh auch was kostenloses), aber selbst wenn ich das getan hätte würde mich das nicht vom Wechsel zu einem besseren System abhalten. Hinzu kommt, dass die Autofuzzis sicherlich etwas entwickeln werden, um einen Wechsel zu ermöglichen oder sowas beim Wechsel als Service anbieten (wenn z.B. Daimler auf Apple, aber Toyota auf Windows setzen würden).
Zu guter Letzt sei noch der Hinweis erlaubt, dass sich die Autoindustrie aktuell komplett ändert (E-Autos wie BMW i-Serie oder sogar Tesla kommen, junge Leute kaufen kaum noch Neuwagen etc.). Ob es daher klug ist, gerade jetzt in diesen Markt zu wollen, sei mal dahingestellt. Es sei denn man macht es so, wie es bei Google gemunkelt wird und baut gleich sein ganz eigenes Auto!!
Bernd am :
conshox am :
Andre am :
Mööp am :
Trotzdem ist es eine geniale Überlegung und ich hoffe die Hersteller werden Möglichkeiten finden es umzusetzen.
TreCool8992 am :
Bei Audi zB (kenne die Möglichkeiten bei anderen Herstellern nicht) bekommt man das Navi zum Multimediasystem schon dazu. Sparen würde man also sicher nicht.
Peter am :
Charon am :
Holger am :
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Holger am :
Armin am :
Nue am :
Kevin am :