Kommentar: Was ist so spannend an iRadio?

Wann immer es um das Thema Musikstreaming geht, fällt früher oder später der Name Spotify. Hier können angemeldete Nutzer die Titel aller großen Musiklabels und die verschiedener kleinerer Labels auf ihren Rechner streamen. Dies ist grundsätzlich kostenlos möglich und ein Account kann auf beliebig vielen Rechnern genutzt werden. Allerdings nicht gleichzeitig. Zudem wird bei der kostenlosen Variante Werbung eingeblendet. Mithilfe verschiedener Premium-Angebote kann man dies ausschalten, eine höhere Qualität erhalten und den Dienst auch auf mobilen Geräten nutzen. Gefunden werden können die Tracks über eine Suche nach Interpreten, Titeln, Alben, Genres, Label oder Erscheinungsjahr. Darüber hinaus lassen sich auch Playlists erstellen, die mit anderen Nutzern ausgetauscht werden können. Die Idee dahinter ist also, dass man vom Rechner aus jederzeit auf den komplette Musikkatalog der kooperierenden Labels zugreifen und die Musik auf den Rechner oder auch die mobilen Geräte streamen kann. Der Katalog von Spotify verfügt dabei aktuell über ein Angebot von über 18 Millionen Songs.
Beim zweiten Dienst, Pandora, handelt es sich um ein personalisiertes Internetradio, welches einen Stream ausspuckt, der auf den Vorlieben des jeweiligen Nutzers basiert. Dabei gibt man zunächst den Titel eines Liedes oder den Namen eines Interpreten an, woraufhin Titel mit ähnlichen Attributen aus der Pandora-Datenbank gesucht und abgespielt werden. Weiter verfeinern lässt sich die Titelauswahl indem der Nutzer angibt, ob ihm das aktuelle Lied gefällt oder nicht. Das Zurückspulen oder Wiederholen von einzelnen Titeln ist nicht möglich und pro Stunde kann man einen Titel maximal sechs Mal überspringen. Genau hieran sollen übrigens aktuell die Verhandlungen zwischen Apple und den Rechteinhabern noch scheitern. Auch das Abspielen von einem bestimmten Interpreten kann man nicht einstellen. Stattdessen ist man auf die Auswahl auf Basis der angegebenen Kriterien durch Pandora angewiesen. Aus dem Stream heraus kann man den jeweiligen Titel dann direkt bei Amazon oder im iTunes Store erwerben. Pandora lässt sich momentan ausschließlich in den USA nutzen. In Deutschland ist mit PutPat allerdings ein ähnliches Angebot für Musikvideos verfügbar.
Nimmt man sich diese beiden Konzepte zur Hand, erkennt man ungefähr, in welche Richtung die Reise gehen könnte. Googles Angebot geht eher in die Richtung von Spotify. Apple hingegen möchte die beiden Ansätze offenbar kombinieren. Aber braucht man dies eigentlich? Steve Jobs hatte dem Thema einst eine Absage erteilt und dies damit begründet, dass, anders als bei Filmen, die Menschen ihre Musik gerne besitzen und nicht ausleihen möchten. Und genau hierauf würde es bei einem Streaming-Angebot hinauslaufen. Verlängert man das Abonnement nicht, hat man auch keinen Zugriff mehr auf die Musik. Mit iTunes Match hat Apple bereits eine entsprechende Alternative ins Leben gerufen. Hier können die Nutzer Musik die sie bereits besitzen streamen. Und auch das iPad mini hat bereits gezeigt, dass alte Worte von Steve Jobs heute nicht mehr unbedingt gelten müssen.
Eine gewisse Skepsis ist auch verschiedenen Kommentaren zu meinen Artikeln zu dem Thema zu entnehmen. Und diese Skepsis kann man auch pauschal nicht weg wischen. Ich würde aber ganz einfach mal darauf vertrauen, dass Apple sich schon etwas ausdenken wird, was man sich heute noch nicht vorstellen kann. Dass man dies kann, hat man in der Vergangenheit immer wieder bewiesen. Letzten Endes wird man aber sicherlich nicht jeden mit ins Boot holen können. Das muss man aber auch nicht. Wer es nicht nutzen will, der lässt es eben bleiben.
Eines steht aber fest. Der Streaming-Markt ist längst in vollem Gange und Apple MUSS hier etwas präsentieren. Dies belegen allein die Nutzerzahlen der bestehenden Angebote. Pandora, das nur in den USA zur Verfügung steht, zählte im April 2010 bereits 50 Millionen Mitglieder. In den vergangenen drei Jahren dürfte sich dies noch deutlich erhöht haben. Spotify, das ebenfalls längst nicht in allen Ländern der Welt zur Verfügung steht, hat aktuell ca. 20 Millionen Nutzer. Allein diese Zahlen belegen, dass der Bedarf und die Nachfrage vorhanden sind. Und Apple hat darüber hinaus noch einen weiteren Vorteil: Den iTunes Music Store. Ähnlich wie es Pandora tut, kann Apple also direkt auf den eigenen Katalog verlinken und so noch mehr Musik an den Mann bringen.
In diesem Zusammenhang dürfte iRadio vermutlich auch hauptsächlich dem Entdecken neuer Musik dienen. Apple weiß, welche Musik ein bestimmter Nutzer in der Vergangenheit bei iTunes gekauft hat. Und dank iTunes Match weiß Apple auch, welche Musik der Nutzer darüber hinaus noch besitzt. Viel genauer kann die Basis für einen personalisierten Musikstream nach dem Vorbild von Pandora also gar nicht sein. Und das Apple dies kann, hat man sogar bereits bewiesen. Die Genius-Mixe von iTunes sind letzten Endes ja nichts anderes. Abgesehen davon, dass sie auf der Musik basieren, die man bereits besitzt. Dieses Konzept auf einen personalisierten Radiostream zu übertragen sollte da allerdings nur ein Kinderspiel sein.
Apple hat also alle Voraussetzungen, um ein richtig gutes Angebot ins Leben zu rufen, sollten die Verhandlungen mit den Musiklabels erstmal unter Dach und Fach sein. Nicht jeder wird dieses Angebot brauchen und längst nicht jeder wird es nutzen. Allein aus wirtschaftlicher Sicht muss Apple allerdings aktiv werden. Und wenn das Angebot dann auch für den Nutzer einen entsprechenden Zusatznutzen bietet und er auf diese Weise neue Musik entdecken kann, ist es eine absolute Win-Win-Situation. Ich jedenfalls bin sehr gespannt, was Apple in der Schublade hat.
Kommentare
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Manuel am :
Manuel am :
TreCool8992 am :
Armin am :
Jochen am :
Mit gutem Streamingdienst, der Möglichkeit, Bilder in eine Cloud zu Laden und einem guten Netz bräuchte man sich um Speicherplatz auf den mobilen Geräten nie wieder Gedanken zu machen.
Hoffe, dass Apple da gleich in größeren Kategorien denkt.
Thomas am :
Ich glaube nicht an die Notwendigkeit eines iRadios, aber für viele Menschen ist die Länge der Checkliste beim Kauf eines Produktes entscheidend, nicht ob sie die Features alle brauchen und nicht unbedingt die Qualität. Siehe Fernseher, Autos, Handys usw.... Schaut euch mal die Bedienungsanleitung eures Fernsehers an, was der Alles könnte und dann überlegt mal was ihr davon eigentlich nutzt.
Aber Apple bleibt eben aus dem Grund wahrscheinlich nichts Anderes übrig als IRadio zu bringen, damit die Kids beim Längenvergleich ihrer Handys gut aussehen????
Um gute neue Musik zu finden noch ein Tipp: Discovr Musik
Fi5 am :
Pasfield am :
Maik am :
Skeptiker am :
Alex am :
Bernd am :
Martin am :
Bene am :
Martin am :
Rolf am :
Flo am :
Unilife am :
Alle mir bisher untergekommenen Filter in dieser Richtung, taugten nichts.
Mir würde schon reichen, wenn ich die Radiosender in iTunes Bookmarken könnte. Oder geht das schon im neuen iTunes?