Kommentar: Kommt der Apple Fernseher?

Ich persönlich bin also wie gesagt der Meinung, dass Apple tatsächlich mittelfristig einen eigenen Fernseher anbieten wird. Was könnte Apple aber dazu bewegen, einen eigenen vollwertigen Fernseher zu produzieren, wo man doch mit dem Apple TV bereits ein Produkt im Angebot hat, welches die meisten der gemunkelten Funktionen bereits jetzt auf jeden x-beliebigen Fernseher bringt? Diese Frage ist sicherlich berechtigt. Zur Beantwortung ziehe ich an der Stelle gerne den Vergleich zwischen iMac und Mac mini heran. Apple hat den Mac mini seinerzeit als günstige Alternative auf den Markt gebracht für all diejenigen User, die bereits einen Monitor besaßen und sich somit keinen iMac kaufen wollten, da sie dabei ja quasi auch das verbaute Display des All-in-one Comuters mitkaufen müssten. Ähnlich könnte es sich auch mit dem Fernseher, nennen wir ihn iTV, und dem Apple TV verhalten. Letzteres könnte Apple weiter im Angebot behalten, für all diejenigen, die sich (noch) keinen neuen Fernseher kaufen möchten. Quasi als Mac mini des Fernsehmarkts und Einstiegsdroge für einen späteren Fernsehneukauf. Während der Mac mini gegenüber dem iMac eine weniger leistungsstarke Hardware besitzt, könnte das Apple TV dann gegenüber dem iTV einen leicht reduzierten Funktionsumfang aufweisen. Andeuten könnte sich dies schon in den nach wie vor fehlenden Browser und weiteren Apps für die Set-Top Box. Dies umzusetzen und per Bluetooth-Tastatur ober iOS-Gerät zu steuern wäre für Apple ein Leichtes.
Das Wohnzimmer ist einer der letzten großen Märkte, den bislang noch kein Anbieter eindeutig für sich gewinnen konnte. Entsprechend rege ist momentan das Betreben, dies zu ändern. Sei es Samsung mit seinem Smart TV, oder Google mit dem Google TV. Beide Ansätze konnten bislang jedoch noch nicht die Erwartungen erfüllen. Während Apple das Apple TV weiterhin als Hobby bezeichnet, wird man in Cupertino ganz sicher die Versuche der Konkurrenz beobachten, seine Schlüsse daraus ziehen und letztendlich mit der besseren Lösung auf den Markt kommen. Klingt sehr nach Fanboy-Gequatsche, ist aber letzten Endes nichts anderes als auch das, was man beim iPod, iPhone und iPad gemacht hat. Der Amerikaner verwendet hierfür gerne das Verb "to leapfrog", was man am besten mit "Bockspringen" übersetzen kann. Eine bewährte Apple-Taktik, die Konkurrenz zu beobachten, seine Schlüsse aus deren Fehlern zu ziehen, sie anschließend quasi rechts zu überholen und sich einen Vorsprung zu verschaffen.
Zusätzlich befeuert wurden die Gerüchte um einen Apple Fernseher zuletzt auch durch die offizielle Steve Jobs Biografie und dem daraus stammenden und inzwischen ausgiebig breit getretenen Zitat "I finally cracked it." in Bezug auf ein revolutionäres Konzept für einen eigenen Fernseher. Problematisch ist dabei vor allem, dass es einigermaßen aus dem Zusammenhang gerissen wurde. Fortan wurde bereits gemutmaßt, Siri könnte eine zentrale Rolle bei dem revolutionären Bedienkonzept spielen. Ähnliches probiert Microsoft momentan mit seinem Voice Control für Kinect. Ausgereift ist dies aber sicherlich noch nicht. Und sicher hat es auch seinen Grund, warum Apple Siri momentan noch als Beta tituliert. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Siri eine Rolle bei einem Apple-Fernseher spielen könnte. Wirklich revolutionär wird aber vermutlich das User Interface mit seinen Möglichkeiten werden. Ich erwarte dabei allerdings ausdrücklich keine Multitouch-Oberfläche, da dies bei einem Fernseher schlicht keinen Sinn ergeben würde. Weitere Features wie Internetanbindung, etc. gehören inzwischen ohnehin schon fast zum Standard.
Dabei dürfte sich Apple auch vom Konzept der klassischen Fernbedienung verabschieden. iPhone, iPod touch und iPad dürften dabei die Fernbedienungen der Zukunft sein. Warum nicht auch mit Siri?! Bereits im vergangenen Herbst hatte ich die Frage aufgeworfen, ob Apple überhaupt noch einen iPod touch benötigt, wenn man sich nur mal die Einstiegspreise für das iPhone anschaut. Könnte Apple dem iTV gar einen iPod touch als Fernbedienung beilegen? Zugegeben ein wenig weit hergeholt. Sicher dürfte jedoch sein, dass die zugehörige Fernbedienung wohl touchbasiert sein und sich dynamisch an das jeweils aktuelle Szenario anpassen wird. Ein Fragezeichen muss aber sicherlich hinter die Frage gesetzt werden, ob dies die aktuelle Remote-App für die iOS-Geräte stemmen könnte. Gerüchtehalber arbeitet gerade mal eine Person bei Apple an der App - und das nicht mal Vollzeit.
Ein entscheidender Knackpunkt dürften aus meiner Sicht auch die über das Gerät angebotenen Inhalte sein. Hier müsste Apple sicherlich auch (vor allem in den USA) die verschiedenen Kabel- und Pay TV-Anbieter ins Boot bekommen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Apple immer in den Bereichen besonders stark ist, wo sich um ein Produkt ein ganzes Ecosystem an Inhalten entwickelt und die Integration der verschiedenen Dienste besonders hoch ist. Ich würde mir da etwas ähnliches vorstellen, wie man es von Telekom Entertain kennt. Fernsehen on demand oder auch das Vor- und Zurückspulen im Liveprogramm sind hier die Stichworte. Ohne eine enge Integration von Hardware und Inhalten, nach dem Vorbild des iTunes Store macht ein Fernseher für Apple schlicht keinen Sinn. Diese gab es bislang nicht. Aus meiner Sicht auch ein Grund, warum man das Apple TV (noch) hartnäckig als Hobby bezeichnet. A propos iTunes Store. Dieser könnte sich mit seinen Millionen Kundendaten als ein weiterer großer Vorteil für Apple erweisen. Auch AirPlay und die im vergangenen Jahr gestartete iCloud dürfte sicherlich eine zentrale Rolle auf dem Gerät spielen.
So weit, so gut. Alles blanke Theorie. Wie aber ist der Stand der Dinge, wenn man von so etwas bei Apple überhaupt sprechen kann? Bereits seit mehreren Monaten, wenn nicht sogar Jahren erwarten verschiedene Analysten, allen voran der bekannte Gene Munster, einen Einstieg Apples in den Fernsehmarkt. Nun scheint es tatsächlich, als habe Apple seine angesprochenen Beobachtungen und Schlussfolgerungen abgeschlossen und bereite seinen Einstieg vor. So verdichteten sich in den vergangenen Tagen immer mehr die Gerüchte, dass Apple die entsprechenden Zulieferer ausgewählt habe und das Gerät bauen lasse. Zuletzt stand gerade auch die CES in Las Vegas unter diesem Eindruck. Alles wartet offenbar nur auf das, was Apple aus dem Hut zaubert.
Aktuell machen Berichte die Runde, wonach Apple sich mit verschiedenen Komponentenherstellern unterhalte und eine Produkteinführung Ende des Jahres plane. Käme das iPhone 5 nun doch tatsächlich schon im Sommer, würde sich der Herbst und damit das Weihnachtsgeschäft in der Tat hierfür eignen. Ob es sich bei den Kompnentenherstellern unter anderem auch um die Osram-Tochter Opto Semiconductors handeln könnte, ist unklar. Prototypen des Geräts sollen aber bereits in Arbeit sein. Problematisch gestalten sich allerdings offenbar weiterhin die Verhandlungen mit den Rechteinhabern und Anbietern. Die Art und Weise wie man das Fernsehprogramm künftig konsumiert, nutzt und mit ihm gar interagiert sind dabei die großen Herausforderungen für Apple. Drei interessante Szenarien hierzu lassen sich in Fortune’s Apple 2.0 Blog nachlesen.
Sollte Apple das Gerät tatsächlich bringen, bleiben abschließend zwei zentrale Fragen. Die Frage nach dem Wann hängt sicherlich davon ab, ob und wann man Einigung mit den Rechteinhabern erzielen kann. Momentan geht die Tendenz in Richtung Ende 2012 / Anfang 2013, wobei Apple sicherlich betrebt sein dürfte das Weihnachtsgeschäft noch mitzunehmen. Die größere Frage stellt sich aber beim Verkaufspreis des Geräts. Die Spekulationen um mögliche Größen reicht aktuell von 32" bzw. 37" bis hin zu 42" bzw. 50". Als Indikator für einen möglichen Preis bietet sich da Apples Thunderbolt Display an, welches im deutschen Apple Store für € 999,- den Besitzer wechselt. Allerdings besitzt es dabei eine Bildschirmdiagonale von gerade einmal 27". Rechnet man dies auf die gemunkelten Größen hoch, dürfte das Gerät nicht gerade ein Schnäppchen werden. Auf der anderen Seite könnte Apple es evtl. günstiger anbieten, wenn man es durch entsprechende Vereinbarungen mit den Rechteinhabern "subventioniert".
Abschließen möchte ich diesen Kommentar mit einem Mockup von Guilherme M. Schasiepen und freue mich auf, sicherlich wieder kontroverse, Kommentare zum Thema iTV von euch.
Kommentare
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Chris am :
Mit Touchscreen? Wozu?
Wer mag denn schon
a) zum Fernseher laufen (was sehe ich außerdem bei 50" dann noch)?
b) Fingerabdrücke auf dem Touchscreen haben (ist beim iPad schon lästig, wie dann erst bei einem großen Schirm)?
Kann mir das Ganze eher - neben den normalen Funktionen wie TV, voller Integration ins Netzwerk etc. - auch viel eher für den professionellen Einsatz in Firmen für Videoconferencing, sprachgesteuerte Präsentationen etc. vorstellen.
Cullen am :
Doch das wird im
Vergleich zu leuten die damit wirklich filme schauen wollen, die deutliche minderheit.
Solch eine funktion lohnt sich meiner meinung definitiv nicht.
Tom am :
Abflbuddzn am :
Todesgeist am :
AppStore am :
Der Fernseher könnte auf Mac OS X laufen und damit neben dem TV auch Webbrowser und Spiele integrieren...
Dazu baut man auf Bluetooth-Tastatur und eine Touchfernbedienung!
Ach ja: Apple Remote für iOS steuert den AppleTV bereits!!!
Tschüss!
Cullen am :
Wer klar denken kann, ist definitiv im vorteil ;)
Abflbuddzn am :
Cemoi am :
- natürlich während der FB-App Laufzeit keinen Lockscreen, was nach einem langen Fernsehabend mit dem momentanen Akku kaum möglich ist
- ganz wichtig ist die Haptik. Ich muss blind die wichtigsten Funktionen ertasten können (Vol, Channel, Ein/Aus..). Fühlbare Tasten für Touchscreens sind zwar gerade schon vorgestellt worden , aber erst wenn sie Apples hohen Ansprüchen genügen können sie verbaut werden.
- Natürlich muss dann ein IR Sensor eingebaut werden, was sicher technisch kein Problem wäre. Außer dem Platzproblem.
Bis die Punkte alle passen, ziehen noch ein paar iPhone Versionen ins Land, behaupte ich mal...
Wolfgang am :
David am :
Chuck Norris am :
henning am :
Luc am :
lucas am :
Johndoe67 am :
Tabletts o.ä. sowie smartphones gab es sicherlich schon einige zeit vor einer Apple-Lösung aber niemand hatte so richtig Erfolg damit.
Ähnliches passiert im Moment auf dem tv-Markt. 3D, Apps und Internet auf dem tv werden kaum genutzt, da herstellerabhängig viel zu unterschiedlich. Die usability lässt auch zu wünschen übrig.
Was liegt da näher es mal wieder allen zu zeigen und ein Gerät das im nahezu jedem haushalt steht neu zu erfinden?
Wie auch immer das aussehen mag. Wir werden erstaunt und begeistert sein und uns ärgern, die Idee nicht selbst gehabt zu haben.