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Aktuelle Diskussion: Carrier IQ [UPDATE]

Die Diskussion um das Tracken von Nutzereingaben auf Mobiltelefonen über die Software des Anbieters Carrier IQ läuft schon seit Mitte November, hat in der vergangenen Nacht allerdings durch die Bewertung von John Gruber noch einmal deutlich an Fahrt aufgenommen. Kurz zusammengefasst registriert die im Hintergrund laufende Software sämtliche Benutzereingaben auf dem jeweiligen Gerät und speichert diese zur Auswertung durch den genutzten Mobilfunkbetreiber verschlüsselt auf einem Server in den USA und damit außerhalb unserer Rechtsprechung. Dabei werden alle Nutzeraktionen, einschließlich der Eingabe von Daten wie Telefonnummern oder Web-Adressen gespeichert. All dies klingt erst einmal äußerst beunruhigend, zumal Carrier IQ offenbar auf einem Großteil der weltweiten Android-, BlackBerry- und Nokia-Smartphones installiert und aktiv ist. Mobilfunkbetreiber sagen, dass sie die gesammelten und ausgewerteten Daten benötigen, um ihre Dienste und Netze besser auf den Nutzungsbedarf abzustimmen. Mehr als ärgerlich ist jedoch, dass niemand genau weiß, welche Daten hierbei eigentlich genau mitgeschnitten und auf welche Art ausgewertet werden. Auch die Rechtslage ist derzeit absolut unklar.

Auch auf dem iPhone ist die Carrier IQ Software offenbar im Einsatz, wie der Jailbreak-Entwickler @chpwn nun herausfand. Allerdings beschränken sich die mitgeschnittenen Daten hier wohl tatsächlich ausschließlich auf weniger kritische Daten, wie den aktuellen Standort und das Netz ohne die konkrete Telefonnummer bei getätigten Verbindungen. Auch Eingaben über das Touchdisplay sollen hier nicht abgegriffen werden. Zudem können iPhone-Nutzer die Funktion sogar komplett deaktivieren. Sie verbirgt sich in den Einstellungen hinter dem Menüpunkt "Allgemein > Info > Diagnose & Nutzung". Bei einem neu einzurichtenden iPhone fragt Apple zudem explizit danach, ob die Funktion genutzt werden darf. Sicherlich ein vorbildlicher Ansatz.

Die Frage danach, wer denn nun Schuld an dem sich abzeichnenden Datenschutz-Skandal habe, deutet aktuell mehr und mehr in Richtung der Mobilfunkbetreiber. Speziell im Falle von Android finden sich nämlich keine Spuren von Carrier IQ auf Geräten, die direkt von Google vertrieben werden, wohl aber auf denen, wo der Netzbetreiber eigene OEM-Software installiert hat. Dies rückt natürlich die Provider in den Mittelpunkt und dient auch als Grund dafür, warum das Ausmaß auf iOS-Geräten deutlich geringer ausfällt. Apple gestattet es den Anbietern schlicht und ergreifend nicht, Änderungen am iOS oder gar eine eigene OEM-Version hiervon auf die Geräte zu laden. Ein weiteres Beispiel dafür, dass ein abgeschlossene System, als das iOS immer beschimpft wird, durchaus seine Daseinsberechtigung hat.

UPDATE: Offenbar unter dem Eindruck der heutigen gesteigerten Berichterstattung zu dem Thema hat Apple inzwischen ein Statement gegenüber AllThingsD abgegeben. Demnach hat man bereits in iOS 5 einen Großteil des Codes von Carrier IQ entfernt und wird den Rest mit einem künftigen Update komplett aus iOS verbannen:

"We stopped supporting CarrierIQ with iOS 5 in most of our products and will remove it completely in a future software update. With any diagnostic data sent to Apple, customers must actively opt-in to share this information, and if they do, the data is sent in an anonymous and encrypted form and does not include any personal information. We never recorded keystrokes, messages or any other personal information for diagnostic data and have no plans to ever do so."

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Flo's Weblog | Apple News and more... am : Jahresrückblick 2011: Oktober - Dezember

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Das Jahr 2011 hielt mal wieder einige spannende, aber leider auch einen sehr traurigen Moment in Sachen Apple parat. In vier Folgen werfe ich einen Blick zurück auf das, was die Apple-Welt im Jahr 2011 bewegt hat. Nach dem Rückblick auf die Zeiträume Janu

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Kommentare

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Nico.Apple am :

Hmm, ist schon ernstzunehmend. Aber da ich kein Android Phone habe egal :) ich hab diagnose und nutzung schon lange deaktiviert von daher

Kevin am :

Sicherlich haben beide Systeme ihre Vorteile oder ? Sowohl das geschlossene als auch das offene System, aber ich muss sagen, dass ich von den Android Geräten bisher nicht so begeistert war. Das iPhone ist und bleibt bei mir die Nummer 1.

ralfB am :

Zum Thema Apple und Datenschutz fällt mir die Redewendung ein: Im Reich der Blinden ist der einäugige König. Sicher macht Apple nicht alles richtig, dort wird aber nach meinem Eindruck deutlich sensibler damit umgegangen als bei der Konkurrenz.

Archetim am :

Alle schreiben von diesem Menüpunkt "Diagnose und Nutzung". Nur gibt es den bei mir nicht! Ist das erst mit iOS 5 gekommen (bin noch auf 4.3.3) oder liegt es daran, dass ich ein iPhone mit VF-Simlock habe? Das widerspräche dann allerdings Flo's Aussage, dass Netzbetreiber nix machen dürfen am iOS. Wer weiß, was sie alles steuern können über die Nerzbetreiber-Einstellungsdateien...

Core am :

Bin ich froh dass ich einen ipod touch hab

iMerkopf am :

@Archetim: Flo hat schon recht; den Punkt gibts erst seit 5.0 ;-)

Archetim am :

Ok, dann hoffe ich mal, dass iOS die einmal festgelegte Ablehnung der Datenübermittlung (bei der Aktivierung des iPhones über iTunes) auch beibehält...

Thomas am :

Heißt das denn dann auch, dass es Carrier IQ auch erst mit der iOS5 auf dem iPhone gibt?

Ulf am :

Ich glaube nicht. Nur die Funktion zum Deaktivieren gibt es erst seit iOS 5.

maki am :

man wurde auch bei ios 4 danach gefragt, allerdings (und logischerweise) beim einrichten über itunes. rechtsklickt man dort auf das ausgewählte iphone und wählt "warnungen zurücksetzen", kommt die frage wieder zum vorschein.

dass man es erst mit ios 5 deaktivieren könne, denken viele, da der menüpunkt nicht in ios 4 integriert ist.

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