Kommentar: Apple ohne Steve Jobs

Eines dürfte klar sein. Apple war und ist auf diesen Moment vorbereitet. Grundsätzlich kam es ja auch nicht unerwartet, wenngleich es einen, wenn es dann soweit ist, doch wie ein Blitz trifft. Steve Jobs jedoch wusste schon länger, was auf ihn zu kommt. Und er hat sein Unternehmen seit Jahren darauf vorbereitet, hat Mitarbeiter in wichtigen Positionen um sich versammelt, von denen er wusste, dass sie seine Idee fortführen würden.
Und er hat bereits frühzeitig eine Maßnahme ergriffen, deren Zweck sich erst heute durchschauen lässt. Er gründete die "Apple University". Im Oktober 2008 berichtete AppleInsider, dass Steve Jobs den Dekan der Management-Fakultät der US-Elite-Universität Yale
für diese Einrichtung verpflichten konnte. Während man als Grund hierfür zunächst die Vermittlung von betriebswirtschaftlichem Wissen für Nachwuchsführungskräfte vermutete, sieht die Sache heute ein wenig anders aus. Offenbar ist die Unternehmens-Uni nämlich dazu gedacht, Steve Jobs’ Denk- und Herangehensweisen an seine Nachfolger weiter zu vermitteln und das zu bewahren, was Apple so erfolgreich macht, nämlich Verantwortung, Hingabe bis ins Detail,
Perfektionismus, Simplizität und Geheimhaltung. Die Informationen hierzu stammen von einem nicht namentlich genannt werden wollenden ehemaligen Apple-Mitarbeiter. Während Unternehmens-Unis heutzutage generell als ungewöhnlich gelten, geht Apple (getrieben durch Steve Jobs) auch hier wieder einen eigenen Weg. Think different!
Viele bemängelten bereits bei der Vorstellung des iPhone 4S eine mangelnde oder rückläufige Innovationskraft bei Apple. Ich habe dazu eine andere Meinung. Steve Jobs wusste in etwa, wann der Tod ihn ereilen würde. Und er wusste um die Diskussionen um die Zukunft Apples, die ja nun auch entbrannt sind. Hätte Apple nun zu Steves Lebzeiten am vergangenen Dienstag ein vollkommen neues iPhone 5 vorgestellt, hätte alle Welt gejubelt. Hätte Tim Cook dann im kommenden Jahr, nach Steves Tod, ein nur leicht überarbeitetes Gerät vorgestellt, hätte alle Welt gesagt, kaum ist Steve weg, schon läuft es bei Apple nicht mehr. Nun ist es anders herum. Tim Cook wird im kommenden Jahr viele neue beeindruckende Produkte vorstellen. Das iPhone 5 steht auf der Agenda. Ein neues Design für das MacBook Pro gilt ebenfalls als wahrscheinlich. War das iPhone 4S also nur Taktik? So weit würde ich nicht gehen wollen. Aber Apple kann auf diese Weise den Diskussionen, die mit Sicherheit entstanden wären, den Wind aus den Segeln nehmen.
Grundsätzlich könnte man ohnehin eine ganz eigene Diskussion darüber führen, ob Apple tatsächlich so innovativ, oder doch öfter auch mal konservativ ist. Als Beispiel hierfür kann man das erste iPhone nehmen, welches lediglich mit EDGE Daten übertragen hat, was bereits zum damaligen Zeitpunkt ungewöhnlich und eben zum Beispiel ein eher konservativer Ansatz war. Steve Jobs hat es aber auch verstanden, solche vermeintlichen Schwächen entsprechend verpackt zu vermarkten. Und hierin könnte in Zukunft in der Tat ein Problem für Apple liegen.
Die Produktpipeline für die kommenden Jahre indes dürfte nach wie vor auch durch das Wirken von Steve Jobs glänzend gefüllt sein. Hier und da war zu lesen, dass das iPhone 4S wohl das letzte Produkt unter Mitwirkung von Steve Jobs sei. Dies ist definitiv nicht so! Berichten zufolge soll er nicht nur aktiv an der Entwicklung des kommenden iPhone beteiligt gewesen sein, sondern satte vier Jahre an Produktplänen für die diversen Apple-Linien hinterlassen haben. Selbstverständlich bleibt die Frage, was seine Nachfolger nun daraus machen.
Und genau dort schließt sich ebenso der Kreis zu der weiter oben angesprochenen Apple University, wie bei der Frage nach der Vermarktung der Produkte. Steve Jobs hat seinen Abgang von langer Hand geplant und die entsprechenden Maßnahmen ergriffen, um sein Lebenswerk zukunftssicher zu machen. Ich mache mir um die Zukunft von Apple keine Sorgen. Die tatsächlichen Auswirkungen werden zwar aus meiner Sicht frühestens erst in zwei Jahren sichtbar werden, aber Apple war und ist perfekt auf den Abschied von Steve vorbereitet. Zumindest soweit dies möglich ist. Ein außergewöhnlicher und visionärer Mensch wie er ist nicht zu ersetzen, aber seine Nachfolger sind perfekt qualifiziert und vorbereitet, um Apple auch weiter auf Erfolgskurs zu halten.
Abschließen möchte ich jedoch mit dem Hinweis, mit dem ich den Artikel auch schon begonnen habe. Viel wichtiger als als die Zukunft von Apple sollte in diesen Tagen der Verlust von Steve Jobs sein. Alles weitere wird sich schon ergeben.
Abschließend noch zwei, drei Worte in eigener Sache. Ich selbst hatte leider nie das Privileg, Steve Jobs einmal persönlich zu treffen oder einer seiner legendären Keynotes beizuwohnen. So geht es aber den meisten Menschen. Dennoch ist die weltweite Anteilnahme an seinem Tod überwältigend. Dies schlägt sich auch in den zahlreichen Kommentaren und E-Mails, aber auch persönlichen Gesprächen nieder, die mich zu diesem Thema erreicht haben. Dabei wurde immer wieder, egal ob Apple- oder Windows-User, egal ob technikinteressiert oder nicht, das Bewußtsein deutlich, dass die Welt einen bedeutenden Menschen verloren hat. Die wohl treffendste Laudatio auf diesen Menschen hat vermutlich Steve Jobs selbst gesprochen, als der unten erneut zu sehende, nie veröffentlichte Werbespot gedreht wurde:
"Here’s to the crazy ones. The misfits. The rebels. The troublemakers. The round pegs in the square holes. The ones who see things differently. They’re not fond of rules. And they have no respect for the status quo. You can quote them, disagree with them, glorify or vilify them. About the only thing you can’t do is ignore them. Because they change things. They push the human race forward. And while some may see them as the crazy ones, we see genius. Because the people who are crazy enough to think they can change the world, are the ones who do."
Vermutlich war ihm dies nicht bewusst als der Spot entstand, doch Steve Jobs beschreibt damit tatsächlich sich selbs am besten. Er war verrückt genug zu glauben, er könne die Welt verändern. Und er hat es getan...
Kommentare
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ich am :
passi am :
Alexander Yohannes am :
Ralf am :
Ronny am :
Marcel am :
iMerkopf am :
Von dieser Art Journalismus könnte sich der SPON eine Scheibe abschneiden. Vielen Dank.
Tobias am :
iPeter am :
Tobias am :
Jens am :
Falk Berger am :
Steve Jobs war Perfektionist und daher hat er das Unternehmen langfristig vorbereitet. Er hat aus seinen Fehlern Anfang der 80er gelernt und eine Führungsriege aufgebaut, der er vertrauen kann und der er den weiteren Weg von Apple in seinem Sinne zutraut. Wenn irgendwelche Apple-Kritiker jetzt meinen, dass sich Apple unter Tim Cook ändern wird/kann/muss, sich öffnen oder breiter aufstellen wird - so ungefähr habe ich es neulich z.B. in einem Spiegel-Artikel gelesen - so kann ich darüber nur lachen .. sie haben es immer noch verstanden. Es wird sich in nächster Zeit absolut nichts ändern. Und gerade die "Apple University" ist eine interessante Investition in die eigene Führungskräfte-Zukunft.
Ich habe ebenso gelesen, dass die Produktpipeline für die nächsten 4 Jahre steht bzw. mit ihm geplant wurde. Die Leute, die jetzt an der Spitze von Apple stehen, haben das Unternehmen bzw. die entsprechenden Abteilungen bereits in den letzten Jahren geführt.
Und was den neuen CEO betrifft .. der kühle Tim Cook ist nicht zu unterschätzen. Sicherlich wird eine Keynote nie wieder eine Jobs-Keynote sein, aber Cook hat betriebswirtschaftlich das Unternehmen fest in der Hand. Ihm ist es zu verdanken, dass die genialen Ideen von Steve Jobs in den letzten Jahren Wirklichkeit und vergoldet wurden. Man sollte auch nicht vergessen, dass Jobs in der Vergangenheit hier und da auch mal einen kostspieligen Flop landete. Seit einigen Jahren scheint jedoch alles zu klappen und da hat Cook seinen Anteil.
Ich habe also ebenfalls keine Befürchtung, dass Apple wieder in die Sackgasse und Perspektivlosigkeit zu Anfang/Mitte der 90er Jahre rutscht .. zumindest was die nächsten 5-10 Jahre betrifft.
Dass das iPhone 4S eine taktische Veröffentlichung war, darüber wagte ich noch gar nicht nachzudenken ..
es klingt jedoch insgesamt glaubwürdig. Sicherlich wird man auch irgendwann erfahren, warum für dieses Facelifting der ursprüngliche Juni-Termin um fast 4 Monate verzögert wurde.
Andererseits war auch das 3GS damals nur eine konservative Weiterentwicklung. Auch wenn die Konkurrenz inzwischen das iPhone hier und da überholt hat bzw. Techniken und Features bietet, die man auch gerne unter iOS hätte, Konfigurationen für jeden Geschmack bietet anstatt einem Einheitsmodell ..
so verkauft sich das iPhone 4 nach wie vor sehr gut und somit klingt es - rein wirtschaftlich - folgerichtig, jetzt erst einmal nur die Schönheitsfehler des Erfolgmodells auszubügeln und dieses auf den neuesten Stand zu bringen .. bevor dann mit dem iPhone 5 im nächsten Jahr wieder ein richtig neues Modell erscheint. Und der aktuelle Run auf das 4S scheint dem Recht zu geben.
Ich freue mich jedenfalls auf die Zukunft und für mich persönlich wird es als Konsument im nächsten Jahr diverse Upgrades geben, auf die ich warte .. das iPhone 5, das iPad 3 und letztlich die neue MacBook Pro Linie.
Trotzdem wird in Zukunft immer ein wenig Wehmut dabei sein.
Toto am :
Tamara am :
Persönlich, differenziert, Mut machend - menschlich!
Floyd_Pepper am :
Gruß Floyd
Richard am :
PS: was ist an dem Gerücht, dass im Main-Taunus-Zentrum (Sulzbach) ein Apple-Store eröffnen wird?
Bernd am :
rogerg am :
Bergmann am :
Apple ohne Steve ? Das wird funktionieren solange Visionen und Shareholder value sich die Waage halten.
Ich selbst arbeite in einer Firma (Elektronikbranche) deren Gründer und "Übervater" vor kurzem leider gestorben ist. Dieser hat das Unternehmen über fast 50 Jahre aufgebaut und mit seinen technischen Visionen immer weiter vorangetrieben. Und genau wie Steve Jobs hat er in den letzten Jahren seine Nachfolge und die weitere Ausrichtung geregelt.
Wenn ich sehe wie gut dies in unsere etwas kleineren Firma funktioniert dann ist mir um Apple nicht bange. Aber eins ist für mich auch klar: Ein Mann wie Steve Jobs ist nicht ersetzbar, man kann nur versuchen Apple in seinem Sinne weiterzuführen und seine Visionen weiterhin zu verwirklichen.
Hasan am :
RobinB am :
Mal drüber nachgedacht?
David am :
Farewell Steve.
Mick am :
verfasst hast.... ;-)
Annemarie am :
Liebe Grüße
Annemarie
Ulf am :
Nach dem iPhone 4S wird es das iPhone 6 geben. Es wäre das sechste Modell, da Apple die S-Generationen mitzählt.
Armin am :
nils am :
Angelika am :
Das 4S bleibt auf jeden Fall in der Sammlung (das hat für mich noch familiär eine neue Bedeutung bekommen) -dennoch sind nächstes Jahr ein Iphone 5 oder von mir aus 6 vorgesehen - und ein neues MacBook Pro aus der zu erwartenden neuen Reihe. --Beim Ipad denke ich warte ich dann noch auf das nächste und überspringe 1 Version.
Abschluß: ein schöner Artikel mit einem würdigen Abschluß für Steve.
Scrat am :
Fetzenflieger am :
Dirk Peter Küppers am :
Das mag Deine Meinung sein, es gibt allerdings auch Leute, denen die Beweggründe Anderer nicht vollkommen gleich sind...
Joachim am :
Die Produktlinien werden natürlich für die nächsten 3 Jahre stehen, aber was dann? Was ist z. B. von Sony nach dem Tod des Gründers übrig geblieben? Wir wünschen uns alle das es so weiter geht, aber ich bin da pessimistisch.
Michael Müller am :
Barbara am :
Gate2Logistic am :
nomi_s. am :
Dank des Artikels mag man erkennen, dass Steve Jobs mehr war als der Mann, der der Welt den iPod und das iPhone geschenkt hat.
Well done!
chpstxlady am :
Damien am :
Ulf hat (vermutlich) Recht!
1. iPhone in 2007
2. iPhone 3G in 2008
3. iPhone 3Gs in 2009
4. iPhone 4 in 2010
5. iPhone 4S in 2011
6. iPhone 6 in 2012 (?)
Ich bin früher auch davon ausgegangen, dass es - analog der iPods - auch ein iPhone 2G (2. Generation) gegeben hat, allerdings hat Apple nach dem iPhone direkt das iPhone 3G (vermutlich wegen UMTS = 3G) raus gebracht.... mal sehen was 2012 bringen wird?!?!
Robert am :
Ich persönlich denke das es in der Führung von Apple nicht passt das "eine" Person oder eine kleine Gruppe Richtungen bestimmt. Sicherlich gab es diese Stimmen während Steve Jobs noch in der Firma war. Erfolg gab aber Zeitweise Steve recht. Ob diese Stimmen in Zukunft nicht mehrheitsfähig werden. Ich kann sicherlich nicht in die Zukunft sehen. Ich hoffe sogar unrecht zu haben. Aber ich denke die Nachfolger werden das was sie für "unsinnig" halten einstellen und versuchen das Image von Apple mit Aktionen zu verbessern. (z.B. Spenden) Und eines meine ich aus Lebenserfahrung zu wissen: Menschen sind unberechenbar, und nur zeitlang ohne Druck manipulierbar.
Hans am :
Einer stirbt, Millionen weinen
Afrikanische Kinder:
Millionen sterben, KEINER weint
Einer meiner Idole ist gestorben, doch es war auch eine Erlösung für ihn von der Krankheit glaube ich.
VBMichi am :
Wir haben eine gute und eine schlechte Nachricht. Die Gute ist: es gibt viele Jobs. Die Schlechte ist: es gibt einen weniger.
Informativer Artikel!