Kommentar: Vorgänge in Russland zeigen das Risiko bei Apples geplanten Kinderporno-Scans
Falls es noch eines eindeutigen Belegs dafür bedurfte, warum Apples geplante Scans der Nutzer-Mediatheken auf kinderpornigrafische Inhalte eine unfassbar schlechte Idee war, liefert das Unternehmen diesen nun selbst. In Russland deaktivierte Apple in der zurückliegenden Woche auf Druck der dortigen Regierung nicht nur die neue Private Relay Funktion von iCloud, man entfernte auch eine App der Opposition aus dem russischen AppStore, nachdem die Regierung örtlichen Apple-Mitarbeitern mit Strafen gedroht habe, sollte dies nicht geschehen. Auch Google knickte diesbezüglich vor dem Kreml ein.
Kritiker sehen in den grplanten Scans der Fotomediatheken eine bedenkliche Hintertür in Apples Systeme, die eben durch eine einfache Änderung des Algorithmus nicht nur zur Suche nach kinderpornografischen Inhalte genutzt werden kann, sondern auch nach bestimmten Symbolen von Regimekritikern und ähnlichen Inhalten. Apple argumentierte stets, dass man dies nicht zulassen werde, da man ja schließlich durch die manuelle Kontrolle als letzten Schritt immer noch das finale Wort habe. Die Vorgänge in Russland sind nun das perfekte Beispiel dafür, dass diese Argumentation nicht funktioniert.
Schon in der Vergangenheit musste sich Apple immer wieder lokalen Gesetzgebungen und Bestimmungen in verschiedenen Regionen der Welt beugen, Apps mit bestimmten Funktionen und Inhalten aus dem AppStore entfernen oder Features seiner Geräte deaktivieren. Dies ist völlig normal und für einen weltweit agierenden Konzern auch nicht ungewöhnlich. Es zeigt allerdings auch die Gefahren, die Apple bezüglich der geplanten Kinderporno-Scans noch immer nicht einsehen oder einräumen will.
Inzwischen meldete sich mit Matthew Green auch der Sicherheitsforscher zu Wort, der Apples Kinderpornoscan-Pläne als erster publik gemacht hatte und schlägt in dieselbe Kerbe
Apple spent the entire summer telling the public that they were confident they could resist government pressure, when defending their CSAM scanning system. Today they’re pulling voting guides from the Russian App Store. What changed in a month?
Apple’s defense of removing voting guides is that they have to obey the law of the nations they operate in. And yet if legislators demand they expand their image scanning corpus, they say they will refuse. They intend to break the law in that case, but not this one?
Mit den Vorgängen in Russland kann Apple eigentlich nicht mehr allen Ernstes argumentieren, dass man Forderungen von repressiven Regimen widerstehen würde, die Kinderporno-Scans auch auf andere Inhalte auszuweiten. Nach der massiven Kritik von Experten und Nutzern zur Einführung der Kinderschutz-Funktionen mit iOS 15 in den USA hat Apple die Pläne aktuell auf Eis gelegt. Im offiziellen Sprachgebrauch heißt es, man wolle sich mehr Zeit nehmen, um die verschiedenen Bedenken und Positionen in die Technologie einfließen zu lassen. Aufgeschoben heißt hier aber nicht aufgehoben. Allerdings gehen Apple zunehmend die Argumente gegen die Kritik aus.
Wer die gesamte Story und ihre Auswirkungen noch einmal nachverfolgen möchte, findet anschließend die entsprechenden Links:
- Mit iOS 15, macOS Monterey und Co.: Apple kündigt neue Funktionen zum Schutz von Kindern an
- Weitere Informationen zu Apples neuen Technologien zum Schutz von Kindern
- Apples Kinderschutz-Maßnahmen: Kritik und Unsicherheit an allen Ecken und Enden
- Apple veröffentlicht FAQ zur Diskussion um seine geplanten Kinderporno-Scans
- Apple könnte seine neuen Kinderschutz-Funktionen auch für Drittanbieter-Apps anbieten
- Kinderporno-Scans: Apples Datenschutz-Manager steht Rede und Antwort
- Mitarbeiter äußern Bedenken an Apples neuen Kinderschutz-Maßnahmen
- Apples Software-Chef Craig Federighi äußert sich zu den geplanten Kinderschutz-Funktionen
- Deutsche Regierung appeliert an Apple: Keine Durchsuchungen von Nutzerinhalten
- Erstes erfolgreiches Reverse-Engeneering von Apples Algorithmus zur Erkennung von Kinderpornos
- Für das Reverse-Engineering verwendete NeuralHash-Version laut Apple nicht die finale Version
- Offener Brief an Apple CEO Tim Cook zum Thema Kinderporno-Scans
- Wissenschaftler warnen Apple vor seinen "gefährlichen" Kinderschutz-Technologien
- Kinderporno-Diskussion: Apple scannt bereits seit 2019 E-Mails über iCloud
- Nach negativem Feedback und Kritik: Apple verschiebt Einführung von Kinderschutz-Funktionen
- Aufschub der Kinderporno-Scans ist nicht genug: EFF fordert gänzliche Abkehr von den geplanten Funktionen
- Britische Regierung unterstützt Apples Pläne für Kinderporno-Scans von Nutzer-Mediatheken
Kommentare
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Anonym am :
SOE am :
Aber schön, dass es gerade zufällig zusammenfällt. Schlecht für die Russen, aber vielleicht gut für den Rest der Welt.
Febi am :
udo am :
Febi am :
Matte am :
SteveWeHo am :
Febi am :
Markus am :
JRS am :
Helmut am :
https://www.rnd.de/politik/spionagesoftware-pegasus-bka-kauft-heimlich-ueberwachungssoftware-von-nso-I6WAFY7G4VF6LH3S7OVQUUGI7Q.html
SOE am :
Wenn dein Account wegen einem falsch kategorisierten Bild plötzlich gesperrt ist, wirst du wissen, wo das technische Problem ist.
Zweitens wird dadurch kein Kind geschützt und kein mutmaßlicher Täter gefasst. Es ist eine reine Showmassnahme, die nur Unschuldige treffen wird.
Drittens, - dein Kommentar ist der Beweis - schalten die Menschen bei KiPo den Verstand ab. Weshalb es ein beliebtes Mittel ist, um eine Technik/Regel einzuführen, die dann für alles andere verwendet wird.
Wie die Handyüberwachung oder das präventive Einsperren ohne Grund. Für Terroristen und KiPo eingeführt, wird es gegen Journalisten und friedliche Demonstrantionsinteressierte benutzt. In Deutschland.
Und damit kommen wir zum Vierten:
Es ist egal, ob du glaubst, du hättest nichts zu verbergen. Oder würdest dich nicht illegal verhalten. Das bestimmen andere.
Thom am :
Lies dich mal ein im Netz, z.B. hier: https://www.datenschutzexperte.de/blog/datenschutz-im-internet/nichts-zu-verbergen-argument/
Oder hier: https://digitale-freiheit.jetzt/wir-wissen-alles/
\u2026und auf vielen anderen Seiten\u2026
Du hast im Grundsatz Recht - Kinderpornografie ist schlimm, geh\366rt verboten und die Schuldigen bestraft. Aber die Mittel machen mir hier eben Bauchschmerzen\u2026
SG am :
Das die nach anderen Dingen wie Querdenkern Ausschau halten oder nach ungew\374nschten Parteien ist schon wieder k\374nstliches Drama, nix anderes als Aufbauschen und total fernab der Realit\344t\u2026 Schwachsinniges Gerede!
Kinderpornografie geh\366rt definitiv ans Tageslicht gebracht, siehe Metzelder, h\344tte niemand mit gerechnet, will nicht wissen wieviele hohe Tiere schwarze Schafe sind!
SOE am :
Weil das alles künstliches Drama ist?
Nein, weil Waffen die vorhanden sind, genutzt werden.
Denke bitte daran, dass nicht du definierst, was illegal ist.
Nebenbei, fast alle Fälle von KiPo finden im privaten Umfeld statt. Vielleicht bei deinem Nachbar, vielleicht in deiner Familie? Es würde mehr helfen, wenn alle die Augen aufmachen und die "nette Tante" etwas kritischer sehen würden.
SG am :
Ali b am :
Terence am :
Cloud ausschalten hilft nicht vor Scan
Ali B am :
Matches am :
Frankie am :
Fall Kachelmann
Da bleibt immer ein \u201eda war doch was\u201c h\344ngen.
Er ist aber komplett Unschuldig!
Da haben viele Versagt und auch viele wollten eigentlich recht behalten, auch wenn dabei Personen zerst\366rt werden.
Andrer am :
Und auch die M\366glichkeit der Anzeige wegen falscher Verd\344chtigungen
Und daher ist das keine gute Idee, und hat auch keine gesetzliche Grundlage
Beispiel: Ich habe einen Keller angemietet, und der Vermieter durchsucht den einmal im Monat auf verd\344chtige Sachen. Am Anfang nach KiPo, sp\344ter vielleicht politische Themen, Steuer, \u2026
Da w\344re doch der Aufschrei riesengro\337, und die Fraktion \u201eich habe nichts zu verbergen\u201c w\344re auch dabei
Zum Argument \u201ewenn man unschuldig ist, wird das gekl\344rt\u201c
1) Lest mal beim Thema Sicherheits\374berpr\374fung die verschiedenen Registerarten durch. Da gibt es welche, da wird nichts gel\366scht
2) wenn sowas anrollt, sollte keiner glauben, dass das dann in ein paar Tagen erledigt ist. Bei der Auslastung von Beh\366rden - Wochen, Monate
3) und wie SOE richtig schreibt, das verhindert nicht die Produktion , diese Widerlinge sind nicht so bl\366d, und archivieren das in der iCloud
Mika am :
Dennoch denke ich, dass dem Staat in den \u201efreien\u201c Gesellschaften auch Werkzeuge an die Hand gegeben werden sollten, Arschl\366chern im Netz auf den Sack zu gehen\u2026
Es ist eine Frage der demokratischen Kontrolle.
Leider ist es heute so, dass man bei dieser Kontrolle auf die gro\337en Firmen angewiesen ist
Schwieriges Thema
JRS am :
Joda1956 am :
Die Aufregung \374ber Bilderscans ist \374berzogen. In der analogen Welt gab es daf\374r schon Methoden, nur wusste das niemand.
Straftaten aufzudecken finde ich legitim und notwendig!
Fred am :
Das Problem ist eben, wenn die Möglichkeit besteht, dann wird diese genutzt. Auch in "normalen" Staaten und wenn es geheim durch den BND, CIA,NSA oder was auch immer geschieht.
Das Ding ist, es vermittelt nur ein Gefühl der Sicherheit, Menschen die diese Medien konsumieren finden andere Wege.
Siehe das Verbot von Drogen. Es gibt wegen des Verbots nicht weniger Drogen... Der vergleich hinkt vielleicht etwas, aber ich denke ihr versteht was ich meine