1 Pfund gehacktes iPhone bitte

Bevor ich nun mit der Abhandlung beginne, noch eine kleine Anmerkung vorweg. Ich persönlich besitze ein ungehacktes iPhone und habe auch keine Intention, an diesem Zustand etwas zu ändern. Das soll aber nicht bedeuten, dass ich dem Jailbreak grundsätzlich ablehnend gegenüberstehe.
SIM-Lock und T-Mobile
Ein häufiger Grund für das Hacken des iPhone ist die SIM-Lock Sperre, die dafür sorgt, dass das Gerät ausschließlich im Netz von T-Mobile nach Abschluss eines der drei verfügbaren "Complete"-Tarife funkt. Vielen ist entweder der Tarif schlicht und ergreifend zu teuer, oder sie besitzen noch einen laufenden Vertrag bei einem anderen Anbieter, würden aber trotzdem gerne das iPhone nutzen. Nun, beide Argumente sind auf den ersten Blick nachvollziehbar. Aus meiner Sicht gibt es aber zumindest gegen die Nutzung des Geräts in einem anderen als dem T-Mobile Netz Gründe. Das iPhone basiert auf Technologien, für die das Mobilfunknetz ausgelegt sein sollte. Und hier bietet T-Mobile derzeit objektiv betrachtet das beste Paket. Da wäre zunächst, neben der unbestrittenen Qualität des T-Mobile Netzes der Datenübertragungsstandard EDGE. Mal abgesehen davon, dass wir uns alle UMTS im iPhone wünschen würden, bietet T-Mobile mit seinem Netz schlicht und ergreifend die deutschlandweit beste EDGE-Abdeckung. Für ein Mobiltelefon, welches sich vor allem durch seine Onlinefähigkeiten auszeichnet, ist dies ein nicht unerheblicher Punkt. Hinzu kommt die im T-Mobile Tarif enthaltene Datenflatrate an T-Mobile Hotspots, die, sofern man sie nicht schon aus anderen Verträgen besitzt, ansonsten zusätzlich erworben werden müsste. Auch hier gibt es das Argument, dass es inzwischen überall genügend offene WLANs gibt, die man statt der Hotspots nutzen könnte. Das mag vielleicht in Großstädten so sein. Etwas außerhalb wird diese Verfügbarkeit dann jedoch schon etwas dünner. Ein weiteres Feature, welches in jedem anderen Netz nicht zur Verfügung stehen würde, ist Visual Voicemail. Sicherlich kann man hierauf auch verzichten. Wenn man es jedoch ersteinmal liebgewonnen hat, möchte man es auch nicht mehr missen.
Aus technologischer Sicht ist also das T-Mobile Netz schlicht und ergreifend das Netz, in dem man alle Vorzüge des iPhone uneingeschränkt nutzen kann. Bleibt noch der Kostenfaktor der "Complete"-Tarife. Hier kann ich jeden verstehen, der auf den ersten Blick sagt, die Tarife seien zu teuer. Auf den zweiten Blick kann sich diese Sichtweise jedoch auch wieder relativieren. Die drei Tarife schlagen mit unterschiedlichen Gebühren von 49,- bis 89,- Euro zu Buche und beinhalten dafür verschiedene Inklusivleistungen. Ich weiß, dass man sich das in jede Richtung schönrechnen kann. Man braucht nur in die einschlägigen Foren schauen und findet überall Beiträge á la "Dann nehme ich den o2 Vertrag XY und buche noch das SMS-Zusatzpaket abc und dann noch den Daten-Zusatzpack 123 und zahle insgesamt nur 25,- Euro!" Gut, lasse ich gelten. Ich sehe es allerdings eher so (und dafür zahle ich auch gerne 5 Euro ins Phrasenschwein), dass Qualität seinen Preis hat. Als Beispiel nehme ich mal den Tarif "Complete XL" für 89,- Euro. 89,- Euro sind sicherlich eine Menge Geld. Allerdings bekommt man dadurch auch quasi eine Flatrate: 1000 Inklusivminuten (plus Weekend-Flat) vertelefoniert eine Privatperson wohl eher nicht innerhalb eines Monats, 300 SMS sind auch schwer zu erreichen. Hinzu kommt, dass dies in ALLE Netze gilt. Halten wir da mal beispielhaft den entsprechenden o2-Tarif dagegen. Das wäre dann der o2 Genion XL für 68,- Euro. Hinzu käme der größtmögliche SMS-Pack mit dem Namen "L", der 250 SMS beinhaltet und mit 20,- Euro zu Buche schlägt. Damit wären wir nun bei 88,- Euro, ohne dass wir einen wichtigen iPhone-Aspekt erwähnt hätten. Da gäbe es dann bei o2 den Datentarif L mit 5GB Inklusivvolumen für 25,- Euro. Ich spare mir dann jetzt mal das weitere Rechnen...
Letzten Endes bedeutet der Unlock einen von Apple nicht authorisierten Eingriff in die Systemsoftware des iPhone. Daher bemüht man sich in Cupertino auch mit jedem Software-Update den SIM-Lock sicherer zu machen. In der Vergangenheit hat dies dazu geführt, dass manche iPhones auf denen ein Unlock durchgeführt wurde, anschließend komplett unbrauchbar wurden. Dies bedeutet also, dass man unter Umständen nicht mehr von neuen Features auf dem iPhone profitieren könnte, weil man keine Updates mehr installieren kann.
Blieben noch die sogenannten 999,- Euro iPhones und Importe aus unserem Nachbarland Frankreich. Während der rechlichen Auseinandersetzung mit Vodafone hat T-Mobile in Deutschland eine Woche lang iPhones ohne SIM-Lock zu einem Preis von 999,- Euro verkauft. Diese Geräte können ganz legal mit jeder beliebigen SIM-Karte betrieben werden. In Frankreich sieht es die Rechtslage vor, dass jedes Mobiltelefon auch ohne SIM-Lock angeboten werden muss. Daher bietet der dortige Provider Orange das iPhone dort ohne SIM-Lock für 799,- Euro an. Auch hier kann jede beliebige SIM-Karte genutzt werden, um das Gerät zu verwenden. Die Vorteile liegen dabei darin, dass der Unlock quasi offiziell ist und man nicht durch ein Software-Update Gefahr läuft, anschließend ein gänzlich unbrauchbares Gerät zu besitzen.
Fazit: Das iPhone funktioniert mit all seinen Features am besten im Netz von T-Mobile. Die Tarife mögen einem auf den ersten Blick teuer erscheinen, liegen aber mit ihren Inklusivleistungen nicht über den Angeboten der anderen Mobilfunkbetreiber. Aus diesem Grund habe ich meinen alten o2-Tarif (mit dem ich immer sehr glücklich und zufrieden war) auslaufen lassen und mich gegen den SIM-Unlock und für T-Mobile entschieden.
Jailbreak und zusätzliche Programme
Der eigentliche Jailbreak öffnet im Gegensatz zum SIM-Unlock das Dateisystem des iPhone und ermöglicht hierdurch das Installieren von weiterer Software auf dem Gerät. Einer der größten Kritikpunkte neben dem SIM-Lock war seit Veröffentlichung des iPhone die Tatsache, dass es nicht möglich war, zusätzliche Anwendungen auf dem Geru installieren. Stattdessen musste man sich mit sogenannten Web-Apps begnügen, die aber zum einen nur dann voll zur Verfügung stehen, wenn man online ist und zum anderen nie die gleichen Funktionalitäten bieten können, wie vollwertige, native Programme. Im Laufe der Zeit ist eine recht beachtliche Community von freien iPhone-Entwicklern entstanden, die es geschafft hat, das Dateisystem des iPhone zu öffnen und hierdurch Programme auf dem Gerät zu installieren. Einige dieser Programme sind dabei sogar so gut gelungen, dass sie durchaus auch auf dem kommerziellen Markt gute Chancen hätten.
Was würde also dagegensprechen, einen Jailbreak auf seinem iPhone durchzuführen, um auch in den Genuss dieser Programme zu gelangen? Auf den ersten Blick gibt es auch hier nicht viele Gründe. Allerdings sind sich alle Experten darüber einig, dass das iPhone längst noch nicht seine vollen Möglichkeiten ausschöpft. Auch Apple weiß das. Daher gibt es von Zeit zu Zeit Updates für das iPhone, die entweder Fehler beheben, oder aber auch neue Funktionen hinzufügen. Ein bitterer Beigeschmack ist dabei, dass mit jedem Update der zuvor durchgeführte Jailbreak zunichte gemacht wird und das iPhone sogar im schlimmsten Fall unbrauchbar wird. Auch wenn die Jailbreak-Community inzwischen schon kurz nach jedem Update durch Apple eine neue Jailbreak-Methode für die neue Softwareversion parat hat, wäre mir persönlich dieses Risiko zu groß. Abgesehen davon verliert man durch den Jailbreak jedwede Garantieansprüche gegenüber Apple, sollte das Gerät einmal in die Reparatur müssen.
Ein entscheidender Grund, warum Apple das Installieren von Software unterbindet ist der, dass man verhindern möchte, dass auf diesem Wege Viren in die iPhone Software eingeschleust werden könnten. Auch dies ist durchaus plausibel, weiß man derzeit schließlich nicht genau, wer das Programm eigentlich erstellt hat und ob es nicht doch eventuell Schadcode enthält.
Mit dem Anfang März veröffentlichten SDK und der im Juni erscheinenden iPhone-Software 2.0 halten nun schließlich doch weitere Programme Einzug auf dem iPhone. Apple bildet dabei eine zwischengeschaltete Instanz, die die angebotene Software zunächst überprüft, um somit sicherzustellen, dass keine unerwünschten Programme auf dem iPhone landen.
Fazit: Der Jailbreak ist derzeit die einzige Möglichkeit, zusätzliche Software auf dem iPhone zu installieren. Die Nachteile dabei sind, dass man sich hierdurch eventuell Viresn auf das Gerät holt, vorsichtig mit offiziellen Updates sein muss und sämtliche Garantieansprüche gegenüber Apple verliert. Mein Rat lautet daher, noch bis Juni zu warten, um dann ganz offiziell und legal weitere Programme auf seinem iPhone installieren zu können.
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