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Corona-App: Großbritannien und Frankreich wenden sich von Lösung von Apple und Google ab

Kurz nachdem Apple und Google angekündigt hatten, eine gemeinsame, auf Bluetooth basierende Technologie zum Corona-Tracing für ihre mobilen Betriebssysteme zu entwickeln, war die Regierung Großbritanniens eine der ersten, die ankündigten, auf diese Lösung setzen zu wollen. Nun folgt die Rolle rückwärts. Während Deutschland inzwischen den Weg weg von einer zentralisierten Datenhaltung und hin zur dezentralen Lösung von Apple und Google eingeschlagen hat, geht Großbritannien den genau umgekehrten Weg und wird laut BBC nicht auf die dezentrale Lösung setzen. Stattdessen entwickelt der National Health Service (NHS) nun eine eigene Lösung mit einer zentralen Speicherung der erfassten Daten.

Im Falle von Apple und Google erfolgt die Erkennung von in der Nähe befindlichen Geräten komplett anonymisiert auf Basis von Low-Energy Bluetooth ermittelt. Befindet sich darunter ein Gerät eines positiv auf das Coronavirus getesteten Nutzers, erscheint eine Benachrichtiung auf dem Gerät. Dabei werden keine Nutzerdaten oder sonstige Informtionen erfasst und die Identifizierung der Geräte erfolgt auf Basis eines zufällig erstellten und wechselnden Codes. Wichtig ist dabei, dass keine Nutzerdaten auf irgendwelche Server geladen, sondern direkt auf den Geräten der Nutzer gespeichert werden. Genau hierin unterscheidet sich der Ansatz dann auch von dem des britischen NHS, wo die Daten auf einen zentralen Server übertragen werden sollen, von dem aus dann auch die Benachrichtigungen an die betroffenen Nutzer verschickt werden, dass sie sich in der Nähe eines infizierten Menschen aufgehalten haben.

Das Hauptproblem dabei ist, dass es nur bei der Lösung von Apple und Google möglich sein wird, Bluetooth auch im Hintergrund zu nutzen, sprich wenn das Gerät im Ruhemodus in der Jackentasche steckt. Setzt man nicht auf diese Lösung, kann eine Bluetooth-Kommunikation zwischen den Geräten aus Sicherheitsgründen nur dann genutzt werden, wenn die zugehörige App auch gerade aktiv im Vordergrund genutzt wird. Es wird daher vermutet, dass die britische App vermutlich doch eher auf GPS-Ortung angewiesen sein wird, was aus der "Tracing"-App dann eine "Tracking"-App machen würde. Kleiner Buchstabe, große Wirkung. Aus Datenschutzsicht ein absoluter Super-GAU. Hinzu kommt, dass der von Großbritannien nun angestrebte zentralisierte Ansatz Angriffen auf diese Daten und die Übertragungswege zum Server Tür und Tor öffnet, wohingegen der dezentrale Ansatz von Apple und Google den Zugriff auf die Nutzerdaten für Regierungen, Behörden und Angreifer ausschließt.

Prof. Christophe Fraser, einer der medizinischen Berater des NHSX, der digitalen Arbeitsgruppe des NHS erklärt gegenüber der BBC:

"One of the advantages is that it's easier to audit the system and adapt it more quickly as scientific evidence accumulates. [...] The principal aim is to give notifications to people who are most at risk of having got infected, and not to people who are much lower risk. It's probably easier to do that with a centralised system."

Nach eigener Aussage hat das NHSX einen Weg gefunden, wie man Bluetooth auch ohne aktive App auf den Smartphones nutzen kann. Dies basiert auf der Idee, die App periodisch "aufzuwecken" und hierdurch auch den Zugriff auf Bluetooth zu ermöglichen. Allerdings ist dies lediglich ein Workaround der verschiedene Nachteile gegenüber den in das Betriebssystem integrierten APIs von Apple und Google birgt. Unter anderem steigt hierdurch enorm die Belastung des Akkus, während dies bei der Lösung der beiden Technologie-Konzerne kaum ins Gewicht fallen wird.

Während Deutschland künftig auf die dezentrale Technologie von Apple und Google setzen wird, hat neben Großbritannien auch Frankreich angekündigt, einen zentralisierten Weg gehen zu wollen und die beiden US-Unternehmen aufgefordert, ihre Geräte und Betriebssysteme entsprechend zu öffnen. Eine Forderung, der bereits eine deutliche Absage erteilt wurde. In Australien, Norwegen und Singapur sind von den Behörden bereits Apps veröffentlicht worden, die entsprechend ebenfalls nicht auf die Technologie von Apple und Google setzen und bereits mit einer Unzuverlässigkeit zu kämpfen haben, die aus Problemen mit Bluetooth und dem Stromsparmodus der Smartphones resultieren. Dies führte bereits zu einer absurden Aufforderung an die Nutzer, die Apps beispielsweise im öffentlichen Personennahverkehr geöffnet zu halten.

Im Laufe des heutigen Tages soll es nach Aussage von Apple CEO Tim Cook erste Betaversionen von iOS und Android geben, die die neuen APIs beinhalten, um den Behörden und Entwicklern der Tracing-Apps Gelegenheit zu geben, die neuen APIs zu testen. Im Falle von von Apple werden iOS-Geräte unterstützt, die in den vergangenen vier Jahren auf den Markt kamen. Die ältesten unterstützten Geräte wären damit das iPhone 6s und das iPhone 6s Plus.

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