Unterschiedliche Meinungen zu Apples und Googles Bluetooth-Technologie zum Corona-Tracing
Der Vorstoß von Apple und Google, gemeinsam eine auf Bluetooth basierende Technologie für seine Betriebssysteme iOS und Android zu entwickeln, wurde zunächst von vielen Seiten äußert positiv aufgenommen. Inzwischen gesellt sich allerdings auch die eine oder andere kritische Stimme dazu. Experten gehen grundsätzlich davon aus, dass der Einsatz einer Tracing-App ein wirksames Mittel zur weiteren Eindämmung des Corona-Virus wäre. Aus diesem Grunde wird auch an verschiedenen Stellen genau hierzu geforscht. In Norwegen ist man hier schon einen Schritt weiter, hat bereits die sogenannte Smittestopp-App (Smittestopp = Infektionsstopp) veröffentlicht und die Bevölkerung dazu aufgerufen, diese zu nutzen. Hier wollte man also ganz offensichtlich nicht auf die Lösung von Apple und Google warten, sondern ist eigene Wege gegangen. Im Hintergrund fließen die Daten in ein zentrales Melderegister, auf deren Basis dann Kontaktpersonen von bestätigten Coronafällen ermittelt werden sollen. Anders als Apple und Google setzt man dabei auf die GPS-Ortungsdaten der Smartphones, wie aus der zugehörigen Pressemitteilung hervorgeht. Genau dies will man bei den beiden Silicon-Valley-Konzernen hingegen vermeiden und nutzt stattdessen Bluetooth, um in der Nähe befindliche Smartphones zu ermitteln.
In Großbritannien hat man hingegen bereits angekündigt, dass man auf die Lösung von Apple und Google setzen werde und mit den beiden Konzernen auch bereits zusammenarbeite. Offenbar möchte der "National Health Service" (NHS) allerdings Aufweichungen der vor allem von Apple angestrebten Datenschutzregelungen erreichen. Vor allem das Thema Ortung spielt dabei eine zentrale Rolle. Apple und Google planen hierzu eine Bluetooth-Implementierung, die auch dann arbeitet, wenn die App nicht gerade aktiv auf dem Gerät läuft, sondern es sich im Ruhemodus in der Tasche befindet. Diese Sonderfunktion werde man aus Sicherheitsgründen exklusiv für die eigene Lösung und die von den teilnehmenden Apps genutzten APIs implementieren und nicht für einzelne App-Projekte freigeben oder anpassen, ließen Apple und Google bereits verlauten. Laut einem Bericht von The Guardian ist dies aber genau das, was dder NHS erreichen möchte.
Ohnehin ist das Thema Ortung offenbar nach wie vor für viele Menschen unklar. Hier soll bei Apple und Google wie erwähnt Bluetooth zum Einsatz kommen und nicht etwa GPS. Der Vorteil liegt auf der Hand. Während die GPS-Daten für andere Zwecke wie Personenortungen oder das Erstellen von Bewegungsmustern missbraucht werden könnten, ermittelt die Bluetooth-Technologie lediglich in der Nähe befindliche Geräte, die ebenfalls diese Technologie implementiert haben. Hierbei werden jedoch weder der Standort des Nutzers, noch sonst irgendwelche Nutzerdaten erfasst. Ein Umstand, den evtl. auch mal jemand dem Chef-Virologen des Weißen Hauses Dr. Anthony Fauci vermitteln sollte. Dieser erklärte nämlich erst kürzlich in einem Vanity Fair Interview, dass er befürchte, dass manche Menschen ein Problem mit der Lösung von Apple und Google haben werden, da sie auf diese Wege per GPS geortet werden könnten. Vielleicht sollte er mal jemanden fragen, der sich damit auskennt.
Unterdessen hat die American Civil Liberties Union (ACLU) Apple und Google für ihren Vorstoß gelobt, gibt aber auch zu bedenken, dass es drei Bereich gibt, in denen die beiden Unternehmen noch nacharbeiten sollten. Zum einen wird kritisiert, dass die Nutzer nicht bestätigen können, dass sie mit einer anderen Person in Kontakt waren. Als Beispiel wird angeführt, dass sich ja zwei Personen in geografischer Nähe befinden, jedoch beispielsweise durch eine Autoscheibe oder eine Wand voneinander getrennt sein können. In solchen Fällen könnte es also so sogenannten False-Positives kommen. Zweitens hätte es die ACLU gerne, dass Nutzer die übermittelten Daten noch einmal einsehen und bei Bedarf auch bearbeiten können. Und drittens befürchtet die ACLU, dass aus den erfassten und übermittelten Daten evtl. doch auf den individuellen Nutzer geschlossen werden kann.
Auch hier muss man allerdings anmerken, das die ACLU das Konzept von Apple und Google nicht in Gänze durchblickt hat. So ist es beispielsweise gar nicht möglich, dass die Nutzer mögliche Kontakte bestätigen oder aus den übertragenen Daten entfernen, da diese ja gar nicht erfasst werden. Genau das ist ja das Konzept hinter der Bluetooth-Technologie. Zudem werden keine persönlichen Daten erfasst, sondern nur ein ständig wechselnder Code, so dass die Nutzer gar nicht wissen können, welcher Code zu welchem Nutzer in der Nähe gehört. Zwar wäre es theoretisch möglich, die eingangs erwähnten False-Positives dadurch zu verhindern, dass die Nutzer per Schalter angeben können, dass sie sich alleine in einem Raum oder Auto befinden. Dies würde allerdings wieder andere Probleme aufwerfen. Überall dort, wo Nutzer manuell in eine solche Erfassung eingreifen können, würde diese weniger zuverlässig werden.
In Deutschland wird es vermutlich noch die eine oder andere Woche dauern, ehe eine Tracing-App zur Verfügung steht. Gesundheitsminister Jens Spahn erklärte hierzu Ende der Woche: "Damit's wirklich gut ist, braucht es halt eher noch drei bis vier Wochen als noch zwei Wochen." Die Bundesregierung hat immerhin bereits ein Beschlusspapier vorgelegt auf dessen Basis die hiesige App entwickelt werden soll. Vielversprechendes Projekt ist dabei PEPP-PT, wo man kürzlich auch anmerkte, dass man auch einen Blick auf die API von Apple und Google werfen werde. Fakt ist in jedem Fall, dass auch hierzulande der Datenschutz eine wichtige Rolle beim Einsatz der App spielen wird. Ohnehin wäre ihre Nutzung komplett freiwillig.
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