Apple Pay: Neues deutsches Gesetz zwingt Apple zur Öffnung des NFC-Chip für weitere Bezahlanbieter
Ein neues deutsches Gesetz könnte Auswirkungen auf Apple, das iPhone und Apple Pay haben. Dieses Mitte der Woche verabschiedete Gesetz verpflichtet die Smartphone-Hersteller dazu, den in ihre Geräte integrierten NFC-Chip generell für mobile Bezahldienste zur Verfügung stellen zu müssen. Apple hatte dies bislang strikt abgelehnt und sich dabei stets auf sicherheitstechnische Gründe berufen. Aus diesem Grunde steht auf dem iPhone auch einzig und allein Apple Pay als mobile Bezahllösung mit Anbindung an den NFC-Chip und Authentifizierung per Face ID oder Touch ID zur Verfügung. Dies wurde in der Vergangenheit immer wieder kritisiert, unter anderem auch von den Sparkassen, die nach einigen Auseinandersetzungen ihren Kunden nun doch noch in diesem Jahr die Nutzung von Apple Pay ermöglichen wollen.
Unmut über Apples Praktiken regten sich auch bei anderen Banken, so unter anderem den drei größten australischen Geldhäusern, die Apple durch die Nicht-Freigabe des NFC-Chips für externe Bezahlanbieter dann auch bereits wettbewerbsschädigendes Verhalten vorwarfen. Die australischen Behörden haben das Ersuchen der Banken jedoch zurückgewiesen. Auch in der Schweiz gab es bereits Bestrebungen, den NFC-Chip für Drittanbieter öffnen zu lassen. Auch hier gab es jedoch eine Absage. Dort musste Apple seinen Bezahldienst Apple Pay lediglich dem schweizerischen TWINT-Verfahren für mobile Bezahllösungen gleichstellen muss.
In Deutschland werden nun also erstmals Fakten geschaffen. Das neue Gesetz nennt Apple nun zwar nicht explizit, wie Reuters jedoch berichtet, betrifft es auch den iPhone-Hersteller. In Kraft treten soll es Anfang kommenden Jahres. Apple selbst hat das Gesetz bereits ebenso kritisiert wie die Eile mit der es nun erlassen wurde.
We are surprised at how suddenly this legislation was introduced. We fear that the draft law could be harmful to user friendliness, data protection and the security of financial information.
Es ist allerdings zu erwarten, dass auch andere europäische Länder dem deutschen Beispiel folgen werden und ähnliche Gesetze erlassen. Dies gilt erst Recht vor dem Hintergrund, dass die EU bekanntermaßen erst kürzlich eine Untersuchung eingeleitet hat, ob Apple Pay gegen europäisches Wettbewerbsrecht verstößt. Sollte die zuständige Kommission zu diesem Eindruck gelangen, würde dies in der Konsequenz wohl bedeuten, dass Apple seinen NFC-Chip nicht nur für andere mobile Bezahllösungen wird öffnen müssen, sondern auch, dass die Nutzer künftig selbständig wählen können, welcher Bezahldienst standardmäßig geöffnet wird, wenn der Chip in die Nähe eines kompatiblen Bezahlterminals gehalten wird.
In wie weit sich das neue Gesetz aber tatsächlich auswirken wird, muss erst noch abgewartet werden. So hat Apple bereits angekündigt, Rechtsmittel einlegen zu wollen. Darüber hinaus gesteht das Gesetz den Herstellern auch zu, Gebühren für die Nutzung des NFC-Chips von den Drittanbietern zu verlangen, die sich in "angemessener" Höhe bewegen müssen. Zudem hat Apple die Möglichkeit, seine so oft ins Feld geführten sicherheitstechnischen Bedenken darzulegen. Werden diese in ausreichendem Maße nachgewiesen, kann der NFC-Chip wohl auch weiterhin ausschließlich Apple Pay vorberhalten bleiben. Und last but not least hat auch der Bundesrat dem Gesetzt noch nicht zugestimmt. Es wird also noch eine Menge Wasser die Weser hinunterfließen ehe endgültige Klarheit herrscht.
Während Apple natürlich dennoch einigermaßen verschnupft auf das neue Gesetz reagiert, sehen Experten eher keine Gefahr für die überlegene Marktstellung von Apple Pay. Hieran dürfte auch der künstlich geschaffene offenere Wettbewerb nichts ändern, wie unter anderem die Kollegen von Payment and Banking erwarten:
Die Stärke der Lösungen von z.B. Apple liegt nicht an der vermeintlichen Marktmacht und Abschottung von Systemen, sondern an der eklatanten Produktschwäche der etablierten Anbieter. Apple schaffte es in der Vergangenheit, bei damals noch deutlich geringerer Marktmacht, mehrmals ganze Industrien zu revolutionieren. Immer durch signifikant bessere Produkte.
Stattdessen dürfte eher für die Konkurrenz die Gefahr bestehen, dass durch den direkten Vergleich mit Apple Pay die Schwächen ihrer eigenen Lösungen noch deutlicher zu Tage treten werden. Für den Kunden ist die Entwicklung aus wettbewerbstechnischer Sicht natürlich in jedem Fall zu begrüßen. Inwieweit sich die sicherheitstechnischen Bedenken von Seiten Apples bewahrheiten, muss hingegen abgewartet werden.
Kommentare
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Johannes am :
Sehr gute Entwicklung.
Jetzt k\366nnen alle L\366sungen fair gegeneinander antreten.
Als Verbraucher eine Topl\366sung!
Carsten am :
Anonym am :
Carsten am :
Scuruba am :
Robert am :
Anonym am :
SOE am :
Anonym am :
Aber wen interessiert das schon wenn man von diesem Schei\337-Haufen partizipiert \ud83d\ude09
Wildberry am :
Ich w\374nsche Dir 5 unterschiedliche W\344hrungen in Deiner Tasche, 10 Stunden Grenzkontrollen auf ner Reise nach Kroatien und dass Deine Kinder zum Dienst an der Waffe gegen Deine europ\344ischen Br\374der eingezogen werden.
Dann reden wir weiter wie diktatorisch und teuer die EU ist.
Anonym am :
Anonym am :
Anonym am :
Marko am :
Anonym am :
Anonym am :
Leb weiter in deiner Blase und tr\344um weiter von deiner EU-Demokratie \ud83d\ude02
Valerie am :
Scuruba am :
Anonym am :
Scuruba am :
Marcel am :
Allgemein muss ich aber sagen, finde ich es Apples Sache ob sie es machen oder nicht. Ich als Anwender kenne vor dem Kauf diese Dinge und kann mich dann darüber auch nicht beschweren. Ist doch so, als wenn ich mein Haus neben einen Kindergarten baue, mich dann über den Krach beschwere und der Kindergarten dann schließen muss. Beim Kauf kennt man die Bedingung und hat sie akzeptiert.
VBMichi am :
\uf8ffPhone am :
Und nicht die Politiker entscheiden f\374r mich, das muss freigeschaltet werden, basta.
Jens am :
Scuruba am :
Sascha am :
Ich hoffe, Apple kann sich durchsetzen.
AgentMcGee am :
Anonym am :
Joachim am :
Marko am :
Markus am :
Ansonsten bin ich doch sehr \374ber die zum Teil geh\344ssigen, b\366sartigen und stumpfen Kommentaren einiger hier echt entsetzt.
Da wundert es nicht, dass die Welt voll Krieg und Hass ist.
Marco am :
Anonym am :
Joachim am :
Ohne Regulierung l\344uft alles aus dem Ruder. Das solle auch f\374r Apple gelten.
Lutzi am :
Wie funktioniert der NFC-Chip genau und wann/wodurch genau wird er aktiviert?
Kennt sich da zuf\344llig jemand aus?
Begr\374ndung:
Ich habe ein iPhone XS und nutze eine H\374lle, welche auf der R\374ckseite einen Einschub f\374r Karten (Ausweis, F\374hrerschein, Ec-/Kreditkarte o.\344.) hat. Ich habe darin die Stempelkarte meiner Firma.
Jetzt kommt das \u201eProblem\u201c - jedes Mal, wenn ich mein Handy an den Kartenleser am Eingang (oder auch an die Stempeluhr) halte, wird Apple Pay aktiv und meldet sich auf dem Display! Ohne Tastendruck und Display ist aus...
Kann irgendjemand dieses Ph\344nomen best\344tigen?
Watishierlos am :
In deiner Karte ist eine Spule drin, die damit Strom bekommt und den Chip in der Karte bestritt und dem Leser somit die n\366tigen Informationen gibt.
Scheinbar reagiert das iPhone einfach mit auf die vom Leser ausgesendeten strahlen.
Kannst versuchen Alu-Folie zwischen Karte und iPhone zu machen
Lutzi am :
Wie der Kartenleser und die Karte funktionieren war mir soweit klar. RFID...
Mich wundert halt, dass das iPhone darauf reagiert. Und in diesem Zusammenhang stellen sich mir auch paar Fragen:
- ist der NFC Chip immer aktiv?
- wie wirkt sich das auf den Akku aus?
- wie sieht\u2019s mit Phishing aus, wie es bei \u201ekontaktlosen\u201c Kreditkarten ein Problem ist? (Wobei hier ja erst mit Face-ID entsperrt werden muss)
- l\366st der RFID-Kartenleser das aus und ist das nur bei diesem Modell/Hersteller so?
- wie sieht es mit Strahlung von NFC aus?
Ich bin kein Aluhuttr\344ger, aber irgendwie wundert mich das Ganze halt schon. Um genauer zu sein st\366rt es mich sogar ein wenig. Ich will dass \uf8ffPay dann aktiv ist/wird wenn ich es will. Da verh\344lt sich das iPhone fast wie ne einfache Plastikkarte...