Als Apple Pay am Dienstag nun endlich auch in Deutschland an den Start gegangen ist, war es schon auffällig, dass unter den Startpartnern sich vor allem moderne, innovative Direktbanken befinden, während die alteingesessenen, aber immer noch größten deutschen Kreditinstitute Sparkasse und Volks- und Raiffeisenbanken fehlten. Und dies scheint sich im Falle der Sparkasse auch nicht in nächster Zukunft zu ändern. Diesen Schluss legt zumindest eine heute veröffentlichte Pressemitteilung nahe, in der man auffällig deutlich versucht, Apple den Schwarzen Peter zuzuschieben. Ganz so einfach ist es aber dann doch nicht, liebe Sparkasse.
Zunächst einmal scheint man sich bei der Sparkasse durchaus bewusst zu sein, dass die eigenen Kunden Apple Pay sehr gerne nutzen würden, ansonsten würde man sich wohl nicht dazu genötigt fühlen, sich öffentlich zu erklären. Dies allein stellt schon beinahe ein Schuleingeständnis dar. Wie man allerdings von der eigenen Arroganz den Dienst einzuführen abzulenken versucht, ist beinahe schon lustig, wenn es nicht gleichzeitig so tragisch für Millionen von Sparkassen-Kunden wäre.
Allein der Aufhänger ist schon eine Umkehr der Tatsachen. So fordert die Sparkasse von Apple, dass man die im iPhone vorhandene und für Apple Pay genutzte NFC-Schnittstelle doch bitte für andere Zahldienste öffnen und nicht viele Kunden von der Nutzung ausschließen möge. Wir halten fest: Die Sparkasse sieht sich offenbar als Anwalt der Kunden. Schaut man sich hingegen mal im Netz um, wollen die meisten Sparkassen-Kunden gar keinen Anwalt, sondern Apple Pay. Insofern sollte sich vielleicht mal eher die Sparkasse für Apple Pay öffnen, anstatt Apple aufzufordern, dem von der Sparkasse bevorzugten Weg zu folgen.
Selbstverständlich kann man diverse Argumente der Sparkassen durchaus nachvollziehen, wie etwa das Apple bislang nicht die "im Handel beliebte und bei Kunden weit verbreitete girocard [...] als Zahlungsmittel integriert hat". Keine Frage, dies wäre sicherlich auch aus meiner Sicht wünschenswert und würde einige Hürden beseitigen. Der Knüller ist für mich dann der nachfolgende Satz: "Aus Sicht der Sparkassen ist aber genau das Voraussetzung dafür, dass sich mobile Bezahllösungen in Deutschland durchsetzen können." Wie gut das die Sparkasse auch hier offenbar glaubt, es besser zu wissen als die eigenen Kunden.
An dieser Stelle übrigens ein schneller Einschub eigener Erfahrungen mit der (nicht gerade kleinen) Sparkasse bei mir im Ort. Dort hat man in den vergangenen Monaten sukzessive die Kundenschalter abgeschafft, was zu einem deutlichen Aufschrei der Entrüstung unter den (vor allem älteren) Einwohnern führte. Die Sparkasse reagierte mit einem Erklärungsversuch in Form eines DIN A3 Plakats im Self-Service Bereich, auf dem man dem Kunden deutlich machen wollte, dass sich die Kundenanforderungen geändert hätten und die Sparkasse dem Sorge trage. Wohlgemerkt: Die Sparkasse erklärt dem KUNDEN, dass sich die KUNDENanforderungen geändert haben. Merkste was?!
Man wird das Gefühl nicht los, als spiele die Sparkasse in Sachen Apple Pay das beleidigte Kind, welches unbedingt seinen Willen (oder vielleicht doch einfach nur das hauseigene mobile NFC-Zahlungsmittel und das PayPal-Pendant Kwitt?!) durchsetzen möchte. Dass dies nicht wirklich auf dem Rücken Apples ausgetragen wird, sondern auf dem der eigenen Kunden scheint man entweder zu verkennen, nicht eingestehen zu wollen oder es ist einem schlichtweg egal. Jede der drei Möglichkeiten ist jedoch allein für sich genommen schon mehr als tragisch und leider Zeugnis eines Musters, welches ich bei der Sparkasse in letzter Zeit häufiger beobachte (siehe unter anderem oben).
Ich persönlich bin seit Jahren durchaus zufriedener Kunde bei der Sparkasse. Allerdings gehen mir inzwischen die Argumente aus, warum dies auch in Zukunft so sein sollte. Für Apple Pay habe ich ein Konto bei der Deutschen Bank eröffnet. Und auch wenn man über die Geschäftspraktiken dieser Bank sicherlich geteilter Meinung sein kann, landet mein Gehalt künftig dort und eben nicht mehr bei der Sparkasse. Ein Tropfen auf den heißen Stein sicherlich, aber auch ein steter Tropfen höhlt irgendwann den Stein.
Und dennoch kratzt man sich in den Managerebenen den Kopf, warum junge Leute scharenweise bei Banken wie N26, bunq oder VIMpay anheuern, statt ein Girokonto bei der Sparkasse zu eröffnen, wie es vor 20 Jahren üblich war. Die Zeit ist eben nicht anzuhalten. Ich könnte jetzt auch noch anfangen mit Phrasen wie dem hohen Ross und so weiter. Vielleicht reicht es aber auch, einfach mal zu sagen: Hey Sparkasse, ihr habt da was falsch verstanden!