Telekom-Chef äußert sich zur geplanten DSL-Drosselung

Sehr geehrter Herr Minister, vielen Dank für Ihr Schreiben, dessen Inhalt leider zeitgleich den Weg in die Medien fand. Ich wünschte, wir hätten vorher sprechen können. Uns ist sehr an einer Versachlichung dieser emotional geführten Debatte gelegen, der Sie sich offensichtlich ebenfalls nicht entziehen können. Wir teilen bekanntlich Ihre Auffassung, dass die Netzneutralität im Sinne einer diskriminierungsfreien Behandlung aller Internetdienste gewahrt bleiben muss.
Wie Sie, wollen auch wir das freie und offene Internet. Und wir handeln entsprechend. Aber leider werden in der jetzigen Debatte Begriffe wie Netzneutralität und Sicherstellung von Wettbewerb dahingehend missbraucht, einen Flatrate-Anspruch auf unbegrenztes Datenvolumen im Internet zu zementieren.
Bei der immensen Steigerung der Verkehrsmengen und der immer größeren Leistungsanforderung an die Netze wird das aber dauerhaft nicht funktionieren, jedenfalls nicht, solange die nötigen Milliardeninvestitionen und der Betrieb der Netze privatwirtschaftlich zu erbringen sind.
?Wir stehen im harten Wettbewerb, wollen unsere Kundinnen und Kunden auch künftig fair behandeln und ihnen preiswerte Angebote machen. Deshalb kann es uns mit der für 2016 geplanten Vorgehensweise auch gelingen, für ca. 97 Prozent der Kunden die Preise stabil zu halten. Folglich wären nach heutigem Stand von dieser vorgesehenen Preisänderung nur ca. drei Prozent der Kunden betroffen.
Diese drei Prozent nutzen in unserem Netz 10-20 Mal größere Datenmengen als ein durchschnittlicher Kunde, der ca. 15 - 20 Gigabyte/Monat verbraucht. Die Alternative wäre eine Preiserhöhung für alle Kunden, die in unseren Augen weder klug noch gerecht wäre. Um aber auch den drei Prozent Extremnutzern nach Erreichen ihrer Inklusiv-Volumen ein schnelles Netz zu ermöglichen, werden wir - wie im Mobilfunk üblich - Angebote machen, die sowohl mehr Volumen als auch hohe Geschwindigkeit enthalten.
Es geht aktuell in 2013 übrigens nur um eine Änderung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen neuer Verträge. Die technische Begrenzung bzw. die Aufpreisangebote wollen wir, wie schon erwähnt, nicht vor 2016 umsetzen. Aufgrund gesetzlicher Regelungen gibt es lange Vorlaufzeiten zur Änderung von Allgemeinen Geschäftsbedingungen.
?Die in Ihrem Schreiben implizit erhobenen Vorwürfe, es könnte zu Verstößen gegen die Netzneutralität und Wettbewerbsvorschriften kommen, sind nicht zutreffend. Die Internetdienste der Telekom, wie Videoload.de, Telekom-Cloud und andere, werden ebenso in das individuell verfügbare Volumen eingerechnet wie die Dienste von Wettbewerbern, wie beispielsweise Google oder Amazon.
?Die Argumentation, dass unsere Fernsehplattform "Entertain" bevorzugt behan- delt wird, stimmt ebenfalls nicht. "Entertain" nutzt zwar IP-Technologie, ist aber gerade kein typischer Internetdienst, sondern eine von den deutschen Landesmedienanstalten durchregulierte separate Fernseh- und Medienplattform, für die unsere Kunden ein entsprechendes Zusatzentgelt bezahlen. Wir hatten über diese Preisanpassung auch Ihr Ministerium informiert. Ein Termin auf Arbeitsebene ist darüber hinaus für morgen vorgesehen.
Ebenso erfolgte eine erste Information der Bundesnetzagentur schon in der vergangenen Woche, wir werden diesen Dialog fortsetzen. Sehr geehrter Herr Minister, ich hoffe, ich konnte zu einer differenzierteren Sicht beitragen. Für ein kurzfristiges Telefonat stehe ich Ihnen nach wie vor gerne zur Verfügung. Ich darf schon jetzt um Ihr Verständnis bitten, dass wir diesen Brief veröffentlichen werden.
Kommentare
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Lothar am :
Ulf am :
Wenn man die Nutzer einer Flat preislich unterscheidlich behandelt, dann bitte nicht nur die Power-User sondern auch die Wenignutzer, die dann weniger als jetzt zahlen müssten!
Berliner am :
MikeInB am :
Soll heißen:
Du bekomms ne Drosselung und alle Dienste/Websites werden langsamer, keine Sache wird irgend wie schneller durchs Netz gejagt.
Das hat man bei Spotify ja schon nicht mehr (entsprechender Vertrag bei der Telekom und Zack: Du hast ne Drossel drin, aber Spotify wird wie gewohnt mit der tollen Geschwindigkeit versorgt. Das ist nicht Netzneutral, wenn Spotify bei der Drosselung auch so langsam würde, dann wärs Netzneutral).
Hoffe es war verständlch^^
MikeInB am :
Schließlich ist es eine Antwort auf das Schreiben des Ministers.
Wenn mir jemand einen Brief schreibt, dann schreibe ich auch denjenigen direkt an und nicht seine ganze Familie (jetzt nur mal im kleinen Rahmen gedacht, da ich keine so wichtigen Briefe schreibe).
Wir können ja schon froh sein, das Herr Obermann den Brief überhaupt zu Kenntnisse genommen hat, bzw. Offen darauf geantwortet hat...
Veeman am :
Unilife am :
Offensiv und suverän, geht anders. Ich bin von Hr. Obermann enttäuscht.
Er hätte gut daran getan, nein es wäre seine Pflicht gewesen, im Vorfeld den Konsens mit den zuständigen Organen zu suchen, weil die Reaktionen auf derlei Ankündigungen absehbar war.
Werden die Investitionen in den weiteren Ausbau der Infrastruktur nicht Subventioniert? Und ist das Unternehmen insgesamt nicht aus einer staatlichen und damit volkswirtschaftlichen Institution hervorgegangen?
MikeInB am :
Und das die Telekom mal ein staatliches Unternehmen war hat nix mehr mit den heutigen Verhältnissen zu tun (sind ja fast 20 Jahre seit der Privatisierung).
Der größte Fehler der damals mit den Postreformen gemacht wurde, war die gesamte Telekommunikationsdsparte der Bundespost auszugliedern. Es wäre sinniger gewesen, die Netze unter staatlicher Hand weiter zu führen.
Ich mein, sowas musste ja kommen. Wie soll ein wirtschaftlich denkendes Unternehmen sich bitte schön mit so einem Ballast beschäftigen?
Der Staat will ein schnelles Netz, gibt aber selbst zu wenig dazu, eine Aufteilung der Kosten auf alle Netzbetreiber? Vergiss es! Eine entsprechende Aufstockung der TAL Gebühren? Seit langem mal wieder ein paar Cent mehr. Dazu noch die Sonstige Regulierung in diesem Bereich, da bleibt der Telekom leider nur der eigene Kunde als Geldquelle (und wer jetzt meint: Vodafone und andere bezahlen doch über 10€ pro Anschluss für die Leitung! Dem möchte ich mal sagen, das die Kosten zur Wartung und dem Ausbau doch deutlich höher liegen.)
Und mir ist es so lieber als wenn die Tarife generell angehoben worden wäre (was durch die Regulierung eh schwerer gewesen wäre)...
Face am :
ppm am :
Face am :
MikeInB am :
Wenn er's nicht macht würde es heißen "ach ja, die Herren sind sich wieder zu fein sich um die Politiker und Kunden zu kümmern" und er hat sich ja nicht darüber beschwert, dass der Brief öffentlich war, sondern dass der Brief so früh öffentlich war...
Anonym am :
Toralf am :
Eine (1) Stunde (h) Internetradio (Stereo) verbraucht bei 128kBit/s ca. 60 MByte an Traffic Volumen.
Macht bei 5 Stunden am Tag 300MByte, bei 30 Tagen im Monat 9GByte, bei z.B. 2 Internetradios (Kinder ...) 18GByte im Monat und bitte nur nicht vergessen, es tagsüber auszumachen ????.
Wie dies aussieht, wenn man mit 192kBit oder sogar 320kBit mehr Wert auf Qualität legt - zumindest bei einigen Sendern - kann sich jeder selber ausrechnen.
Damit ist man noch keinen Meter im Internet unterwegs gewesen, hat nicht am WE (4 im Monat) mal einen (oder 2) Filme - ggf. sogar in HD - sich über Lovefilm, Maxdom, Apple ... angeschaut, und auch kein SW-Update für einen der evtl. vielen Rechner im Haushalt getätigt.
Wenn ich das mal grob überschlage, liege ich aktuell bei 50-100GByte im Monat in Summe (durch meine Fritzi bestätigt). Das ist bei mir der Stand HEUTE - April 2013.
Auch wenn heute noch viele UKW (FM) hören - 2016 kommt man nicht mehr mit "15-20 GByte" klar.
Ich vermute, letztendlich möchte man nur eine "neue" Basis für weitere Gebühreneinnahmequellen schaffen - evtl. zahlt man dann u.a. sogar für unterschiedlich Qualitäten zw. Quantitäten bei den ping-Zeiten (Antwortzeiten einer IP-Anfrage). Bei sowas sind die Herren sehr "kreativ" ...
Früher hat man zu seinen Kindern gesagt, telefoniere nicht so lane (über das festnetz), morgen sagen wir zu ihnen, surfe nicht so lange in you tube & Co. ...
GollumAllein am :
Bei meinem Anbieter ist die Drosselung schon gängige Praxis.
Daher versteh ich den Ärger nicht.
Das Rössler sich zu sowas äußert zeigt mir das dieser Wicht -versteht seine realen Probleme nicht-....
MikeInB am :
Hier wird sich drüber aufgeregt, aber dann anderen "Freunden" (Hoteliers *hust*) kurz unter die Arme greifen.
Das ist eh alles nur ein kläglicher Versuch ein paar Stimmen für die Bundestagswahl abzugreifen xD
MiC am :
Die Hochglanz Läden kosten ....., die kleinen Netzbetreiber werden sofern sie eigene Netze haben , gute neukunden Zahlen bekommen !
Wilhelm Tel , netcololonge, Hanse net Usw.
Christof am :
Bei welchem Wasseranschluss gibt es eine Flatrate?
Bei welchem Stromanbieter gibt es eine Flatrate?
Bei welchem Bäcker gibt es eine Flatrate?
Bei welcher Tanke gibt es eine Flatrate?
Ich bin zwar froh wollen die Betreiber in der Schweiz kein DSL-Drosselung einführen, aber ich hab grundsätzlich Verständnis dafür.
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Christof am :
Um es mit dem Wasser zu sagen: Du müsstest einfach den Hahn immer tropfen lassen damit der Eimer am Abend voll ist.
Wegen der Drosselung bekommst du ja nicht mehr oder weniger Viren und Trojaner im DSL...
Und wegen den aufwendigen Seiten: Angenommen du hättest bei 'nem Bäcker eine Flatrate, dann wär' die Hochzeitstorte auch nicht inklusive.
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Christof am :
ppm am :
MYTHOSmovado am :
…eigentlich hat die Telekom schon Recht!
Vor Kurzem hat sich zu diesem Thema ein User in einem Forum geäußert, nämlich, dass er TÄGLICH ca. 75 GB an Datenaufkommen hätte.
Ich hab’s mal versucht auf einfache Zahlen herunterzubrechen:
- 3 von 100 Kunden verbrauchen pro Tag 75 GB.
Das sind pro Monat und Kunden 2250 GB (!), also 6750 GB (!)
- 97 von 100 Kunden verbrauchen pro Monat 20 GB (Durchschnitt).
Das sind 1940 GB für diese 97.
3 = 6750 GB
97 = 1940 GB
Das mag in 2016 anders aussehen, wenn sich die allgemeine Internetnutzung grundlegend verändert und klar, das ist nur eine Milchmädchenrechnung, aber sorry, die Telekom hat Recht.
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Michael am :
Angelika am :
Es bliebe zu hoffen, dass die Kunden wechseln - ich bin heilfroh das Unitymedia nicht drosselt, sondern die Geschwindigkeit nach neusten Aussagen sogar noch erhöhen will, wobei mir meine 100MBit reichen.
Ich fürchte nur, das der Abzockriese agieren kann wie er lustig ist. Es ist erschreckend wie gerne offensichtlich viele Leute ihr Geld den Konzernen hinterherwerfen und das auch noch verteidigend gut finden.
Na dann -- haben es die Kunden offensichtlich nicht besser verdient. Zahlen und fröhlich sein - dann braucht man auch nicht mehr zu diskutieren. Am besten, alle die hier die Telekom verteidigen schreiben Herrn Obermann einen Brief: Bitte lassen sie uns doch bitte, bitte noch ein wenig mehr zahlen. Wir tun das so gerne und freuen uns wenn ihre Gewinne steigen.
Macht der bestimmt.
Face am :
Kevin am :
Jochen am :
Fakt ist aber auch, dass es sich bei der Netzübertragung um ein knappes begehrtes Gut handelt.
Abhilfe würde nur ein Netzausbau schaffen. Aber wer soll den bezahlen?
Das kann wohl keiner alleine der Telekom zumuten.
Die verfügen auch nicht über diese angeblich endlosen Gewinne. Der Aktienkurs der Telekom ist von über 100 Euro im Jahr 2000 auf inzwischen unter 8 Euro gefallen (was mir persönlich egal ist).
Gast am :
Wie war das, für Entertain muß gesondert gezahlt werden?
Ich kann nur jedem Raten sich einen anderen Anbieter zu suchen!!
Thomas am :